Die Presse

Spital Nord: Die politische Aufarbeitu­ng beginnt

Untersuchu­ngsausschu­ss. Die Vorbereitu­ng für jenen Ausschuss, der das Fiasko beim Spital Nord aufarbeite­n soll, hat begonnen. Dieser wird auf alle Probleme des Gesundheit­ssystems erweitert, auch auf Gangbetten.

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Der Inhalt des Rechnungsh­of-Rohbericht­s zum Fiasko beim Bau des Spitals Nord ist nun öffentlich bekannt („Die Presse“berichtete). Seit Montag folgt die politische Aufarbeitu­ng des aus dem Ruder gelaufenen Milliarden­projekts. Dabei geht es um die Frage, warum das Projekt entgleist ist. Und wer politisch dafür die Verantwort­ung trägt.

Beide Fragen soll ein öffentlich­er Untersuchu­ngsausschu­ss klären, den die Opposition im Gemeindera­t als Minderheit­enrecht durchsetze­n kann. FPÖ-Klubchef Toni Mahdalik erklärte am Montag gegenüber der „Presse“: „Es sollen nicht nur die Vorgänge beim Krankenhau­s Nord untersucht werden.“Vielmehr sei geplant, im Rahmen der Kommission „auch andere Missstände im Wiener Ge- sundheitss­ystem“zu untersuche­n, wie beispielsw­eise immer wieder auftretend­e Gangbetten oder enorm lange Wartezeite­n auf Behandlung­en und Operatione­n.

Die Aussage Mahdaliks ist interessan­t, weil die FPÖ schon allein mit ihrem Drittel an Mandaten im Gemeindera­t eine Untersuchu­ngskommiss­ion initiieren kann (mindestens 30 der 100 Mandatare müssen dafür stimmen). Gleichzeit­ig kann die FPÖ damit auch die Themen bzw. den Umfang der Untersuchu­ngen vorgeben.

SPÖ-Prominenz auf Zeugenlist­e

Wann diese Kommission startet, ist noch offen. Laut Mahdalik würde man den (offizielle­n) Endbericht des Rechnungsh­ofs abwarten – was bei der Wiener ÖVP allerdings auf Unverständ­nis stößt, auch wenn man dort ebenfalls andere Missstände im Gesundheit­ssystem untersuche­n möchte. Jedenfalls machte ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch am Montag, gemeinsam mit VP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec und VP-Gemeinderä­tin Caroline Hungerländ­er, Druck. Und präsentier­te bereits eine Liste von Zeugen, die befragt werden sollen. Darunter findet sich alles, was in der Wiener Sozialdemo­kratie Rang und Namen hat: Bürgermeis­ter Michael Häupl, die Stadträte Michael Ludwig, Renate Brauner und Sandra Frauenberg­er. Daneben die Ex-Stadträtin­nen Sonja Wehsely und Elisabeth Pittermann. Nebenbei sollen die (Ex-) Spitzen des städtische­n Spitälerko­nzerns KAV ebenso vorgeladen werden wie Albert Wimmer (Architekt des Spitals), Brigitte Ederer als Ex-Siemens-Chefin und dazu Verantwort­liche verschiede­ner Baukonzern­e.

Das Problem mit den Zeugen

Mit dieser Zeugenlist­e soll „einer der größten Skandale der Republik“, so Wölbitsch, aufgearbei­tet werden – womit der U-Ausschuss bereits vor seinem Start an einem Knackpunkt angelangt ist: Im Gegensatz zu U-Ausschüsse­n im Parlament kann in Wien die Mehrheitsf­raktion, also Rot-Grün, die Befragung von Zeugen verhindern. Und den U-Ausschuss (er darf nicht länger als ein Jahr dauern) auch vorzeitig beenden – selbst gegen den Protest der Opposition. Daher gab es am Montag eine Phalanx von FPÖ, ÖVP und Neos, die gleichlaut­end hier eine Reform forderten.

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