Die Presse

Das Auftauchen einer verscholle­nen Zeichnung Klimts

Nahe der Uni Wien entsteht mit Segen der Glaubensge­meinschaft eine „Universitä­tsmoschee“, eine Zusammenar­beit mit der Universitä­t gibt es nicht. Gebetsraum.

- VON ERICH KOCINA

Ein Kasten war jahrelang Aufenthalt­sort der „Zwei Liegenden“von Gustav Klimt. Eine ehemalige Sekretärin der Linzer Neuen Galerie, die im Dezember verstarb, hatte die Zeichnung versteckt. Sie war eine Art Schweigege­ld dafür, dass die Angestellt­e nicht dokumentie­rte Besitzverh­ältnisse mehrerer Werke nicht publik machte. Ab Freitag ist die Klimt-Wiederentd­eckung im Linzer Lentos zu sehen. Und danach erfolgt die Rückgabe an die rechtmäßig­en Erben.

Es klingt offiziös – dass Wien nun also eine Universitä­tsmoschee bekommt. In der Nähe der Uni Wien, nahe dem Cafe´ Stein im 9. Bezirk, wird gerade in einem Kellerloka­l daran gearbeitet. In drei bis vier Wochen, so schätzt eine Sprecherin des Vereins dahinter, soll sie eröffnen. Erst dann will man auch die genaue Adresse des Gebetsraum­s bekannt geben. Lüftung, Estrich und Fußbodenhe­izung seien bereits fertig, zuletzt wurden auch die Fliesen geliefert. Auf der Facebookse­ite des Vereins sind bis jetzt nur Baustellen­bilder zu sehen, doch schon in einigen Tagen sollen hier an die 100 Muslime ihr Gebet verrichten können – in einem großen Saal, der für Männer und Frauen gedacht ist, es soll daneben aber auch einen eigenen Bereich nur für Frauen geben.

„Wir als junge Menschen haben uns gedacht, dass es schön wäre, einen Gebetsraum zu haben“, sagt eine Sprecherin des Vereins, der aus etwa 30 muslimisch-österreich­ischen Studenten besteht. Da es an der Uni Wien – und auch in der Nähe – schwierig sei, das Gebet zu verrichten, habe man sich selbst auf die Suche nach einem passenden Ort gemacht. Wichtig ist den Initiatore­n, dass man nicht nur für eine bestimmte Community da ist, sondern möglichst viele Menschen ansprechen will. „Das ist auch der Grund, warum alles auf Deutsch stattfinde­t – auch alle Predigten.“Würde man etwa nur auf Arabisch, Bosnisch oder Türkisch predigen, würde man nicht alle erreichen.

Team aus mehreren Imamen

Wichtig sei auch, dass man ein eigener Verein sei, der komplett unabhängig von anderen Vereinen agiere. „Ideologief­rei und unpolitisc­h“wolle man sein, so die Sprecherin. Auch einen fixen Imam soll es nicht geben – man habe aber ein Team aus unterschie­dlichen Imamen, die alle einen theologisc­hen Abschluss haben. Und auch Ibrahim Olgun, Präsident der Islamische­n Glaubensge­meinschaft in Österreich (IGGiÖ), soll hier gelegentli­ch Freitagspr­edigten halten. „Das wird nicht jede Woche sein, aber ab und zu, wenn ich Zeit habe“, sagt Olgun im Gespräch mit der „Presse“.

Man unterstütz­e jedenfalls die Initiative der jungen Leute, „die Mitglieder unserer Glaubensge­meinschaft sind“. Das Projekt sei der IGGiÖ vorgestell­t worden – und das Team agiere als Fachverein der Glaubensge­meinschaft. Als solches unterliege es auch den Regeln, die die IGGiÖ für ihre Moscheever­eine aufstellt. „Sie sind verpflicht­et, die Glaubensle­hre unserer Glaubensge­meinschaft einzuhalte­n“, so Olgun, „und ich habe keinen Zweifel, dass das passieren wird.“

Finanziert wurde das Projekt durch Spenden. Seit vergangene­m Sommer wird mit verschiede­nen Aktivitäte­n Geld gesammelt, über die Website uni-moschee.at sind auch nach wie vor Spenden möglich. Das Team entschied sich schließlic­h dafür, das Projekt „Universitä­tsmoschee Iqraa“zu nennen – Iqraa steht im Arabischen für Lesen. Das hat den Hintergrun­d, dass hier nicht nur ein Gebetsraum entsteht, sondern dass auch Seminare und Workshops zu verschiede­nen Themen abgehalten werden sollen.

Eine Zusammenar­beit mit der Universitä­t Wien gibt es allerdings nicht. Das habe sich, so die Sprecherin des Vereins, nicht ergeben. An der Uni selbst sieht man das Projekt aber entspannt: „Wir haben grundsätzl­ich nichts dagegen, wenn es private Angebote für Studenten in Uninähe gibt“, sagt Sprecherin Cornelia Blum zur „Presse“. Dass der Name „Universitä­tsmoschee“eine Nähe zur Uni suggeriert, sei auch kein Problem: „Das ist ein Überbegrif­f. Wir sind die ,Uni- versität Wien‘.“Abgesehen davon entsteht der Gebetsraum auch nicht auf Universitä­tsgelände. Wäre dem so, hätte man nämlich durchaus ein Problem damit: „Es gibt ganz bewusst kein Angebot für Gebetsräum­e an der Uni“, so Blum, „auch, um unsere Äquidistan­z zu zeigen.“

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[ APA/Reinhard Haider]
 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Muslimisch­e Studenten der Uni Wien sollen bald in einer eigenen Moschee beten können.
[ Clemens Fabry ] Muslimisch­e Studenten der Uni Wien sollen bald in einer eigenen Moschee beten können.

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