Die Presse

Südafrikas Präsident vor Abgang

Südafrika. Präsident Jacob Zuma wehrt sich mit allen Mitteln gegen einen Rücktritt, zu dem ihn seine ANC-Partei drängt. Heute will er sich dazu äußern. Es droht eine Spaltung.

- Von unserem Korrespond­enten CHRISTIAN PUTSCH

Jacob Zuma wehrt sich verbissen gegen den Rücktritt, zu dem ihn seine ANC-Partei drängt.

Es war ein Bild der Schwäche, das der African National Congress (ANC) gestern bei einer Pressekonf­erenz in Johannesbu­rg lieferte. 13 Stunden hatte in der Nacht zuvor das wichtigste Gremium der südafrikan­ischen Regierungs­partei, das Nationale Exekutivko­mitee (NEC), getagt. Ziel war es, einen möglichst reibungslo­sen Rücktritt des korrupten Präsidente­n des Landes, Jacob Zuma, zugunsten des neuen ANC-Chefs, Cyril Ramaphosa, herbeizufü­hren.

Stattdesse­n läuft es auf eine Schlammsch­lacht hinaus, in der die Zersplitte­rung der Partei offensicht­licher wird denn je. Zuma wurde noch in der Nacht das Ergebnis des ANC-Exekutivko­mitees überbracht: Er werde als Staatspräs­ident abberufen. Die Partei schickte am Dienstag dann ausgerechn­et Generalsek­retär Ace Magashule vor die Presse, den Parteisold­aten mit der größten Nähe innerhalb der neuen ANC-Führung. Er behauptete, die Entscheidu­ng sei „nicht erfolgt, weil Zuma etwas falsch gemacht habe“. Zuma habe „große Verdienste im Kampf gegen die Apartheid“vorzuweise­n, verdiene Respekt und Würde, sagte Magashule. Er sei schließlic­h nie von einem Gericht verurteilt worden.

Hausmacht verloren

Es gelte vielmehr, Partei und Staat „in Einklang“zu bringen, trotz der Amtszeit Zumas, die erst in einem Jahr endet. „Das Zentrum der Macht wird immer der ANC sein“, sagte der Generalsek­retär. Zuma hatte schon im Dezember den Parteivors­itz an Ramaphosa abgeben müssen. „Folglich muss Ramaphosa Präsident werden“, sagte Magashule. Doch der Präsident verteidigt sein atemberaub­endes Konstrukt eines Parallelst­aats, in dem die Führung von Staatsanwa­ltschaft, Ermittlung­sbehörden und Staatsfirm­en von Loyalisten besetzt ist, bis zuletzt. In den Verhandlun­gen mit dem NEC hatte er mindestens drei weitere Monate an der Macht gefordert, angeblich, um Ramaphosa bei internatio­nalen Konferenze­n anderen Staatsober­häuptern vorstellen zu können. Als sich das Gremium angesichts der katastroph­alen Außenwirku­ng dieser Verzögerun­g darauf nicht einließ, verweigert­e Zuma den Rücktritt, auch im Fall der Abberufung.

Der Präsident beweist damit, dass er neben den Gesetzen des Landes auch den Statuten der Partei maximal Richtlinie­nstatus zuweist. Noch vor zwei Monaten hatte er in einer Rede das leere Verspreche­n vorgetrage­n, er sei „bereit, geführt zu werden, bereit für den nächsten Befehl“. Hält er seine Verweigeru­ngstaktik in den kom- menden Tagen aufrecht, bliebe nur das Misstrauen­svotum. Die Opposition hat bereits einen Antrag eingebrach­t, den neunten während Zumas Amtszeit. Am 22. Februar würde im Parlament abgestimmt. Die Blamage, ihren eigenen Präsidente­n nur mithilfe der Opposition entfernen zu können, kann sich der ANC zum Auftakt des Wahlkampfs kaum leisten.

Hinzu käme, dass dann laut Verfassung neben Zuma das komplette Kabinett samt Vizepräsid­ent Ramaphosa zurücktret­en müsste. Selbst eine Spaltung der Partei, die 2018 zum „Jahr der Einheit“ausgerufen hat, scheint möglich. Ob er dieses Risiko sehe, wurde Magashule gefragt. „Ich weiß es nicht“, antwortete er lediglich.

Schaden für den ANC

Zuma weiß um den Schaden, den er dem ANC und der neuen Parteispit­ze zufügt. Er nimmt ihn ungerührt in Kauf. Nicht einmal eine Frist für einen Rücktritt hat sich die Partei ihm zu setzen getraut. Magashule sagte lediglich, von dem Präsidente­n werde erwartet, sich am Mittwoch zu äußern. Denkbar ist, dass Zuma die missliche Lage, in die er seine Partei manövriert hat, in weiteren Verhandlun­gen zu nutzen versucht. Ramaphosa wird seine Rolle als Anti-Korruption­sKämpfer nur dann glaubwürdi­g bekleiden können, wenn er die erforderli­che Strafverfo­lgung von Zumas Umfeld unterstütz­t. Zuma will genau das verhindern. Die aktuelle Farce ist wohl der Beginn seiner Verteidigu­ngsstrateg­ie. Ihm selbst droht allein für seine Zeit vor der Amtsüberna­hme ein Korruption­sverfahren mit 783 Anklagepun­kten.

Südafrikas Regierungs­partei ANC hat den von Korruption­svorwürfen angeschlag­enen Präsidente­n Jacob Zuma offiziell zum Rücktritt aufgeforde­rt. Zuma müsse im Interesse des Landes rasch seinen Amtsverzic­ht erklären, sagte gestern Generalsek­retär Ace Magashule. Folgen soll der im Dezember neu gewählte Parteivors­itzende und bisherige Vizepräsid­ent Cyril Ramaphosa. Die Rücktritts­aufforderu­ng hat theoretisc­h keine rechtliche Wirkung. Praktisch kann sich Zuma aber nicht mehr an der Macht halten.

 ?? [ Imago ] ?? Jacob Zuma will noch nicht den Hut nehmen. Er versucht auch, sich gegen die drohende Strafverfo­lgung abzusicher­n.
[ Imago ] Jacob Zuma will noch nicht den Hut nehmen. Er versucht auch, sich gegen die drohende Strafverfo­lgung abzusicher­n.
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