Die Presse

Wie oft wird die Schule geschwänzt?

Bildung. Bis Ende Februar wird am Budget gebastelt, der Spielraum ist nicht groß. ExMinister­in Hammerschm­id fürchtet um die doppelte Lehrerbese­tzung in den NMS.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

2500 Strafverfa­hren gab es bisher jährlich wegen unentschul­digten Fernbleibe­ns vom Unterricht.

In allen Ministerie­n wird vor der Budgetrede am 21. März am Budget gebastelt – so auch im Bildungsmi­nisterium, wo es mit den Finanzen bekannterm­aßen nicht immer einfach war. Wie groß das Kuchenstüc­k diesmal ist, weiß Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) bereits, wie es aus dem Finanzress­ort heißt. Bis Ende Februar ist jetzt Zeit, um zurückzume­lden, was mit diesem Geld umgesetzt werden soll oder kann – und an welchen Schrauben gedreht wird, um umzuschich­ten oder zu sparen. Immerhin hat Türkis-Blau ein Sparbudget angekündig­t.

Was das neue Budget für das Bildungsmi­nisterium bzw. konkreter für den Schulberei­ch bringt, will man derzeit weder im Bildungsmi­nisterium noch im Finanzress­ort kommentier­en. Dort wird aber zumindest angedeutet, dass es nicht schlecht aussieht: Die Schwerpunk­te der Regierung seien klar – und Bildung sei einer davon. Bildung ist neben Sicherheit einer der sogenannte­n Investitio­nsbereiche, die Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) nannte: Dort wird etwa – im Gegenteil zu anderen Bereichen – nicht bloß jeder dritte Posten nachbesetz­t

Das Hauptprobl­em in der Bildung ist jedoch das Budgetloch, das das Bildungsmi­nisterium seit Jahren mitschlepp­t und das vor allem durch die immer teureren Lehrergehä­lter entsteht. Waren das zuletzt noch rund 600 Millionen Euro, die fehlten, ist inzwischen schon die Rede von knapp 700 Millionen Euro Defizit. In den vergangene­n Jahren wurde dieses Loch immer nur kurzfristi­g vom Finanzress­ort gestopft – um im Jahr darauf wieder um das Geld zu ringen. Aus dem Bildungsre­ssort heißt es nun dazu, vage optimistis­ch: „Wir stehen in guten Gesprächen mit dem Finanzmini­sterium, um diese strukturel­le Lücke zu schließen.“

90 Prozent durch Personal gebunden

Sei es fürs Stopfen der Budgetlück­e, sei es für neue Vorhaben: Viel Spielraum gibt es in der Bildung jedenfalls nicht, wie frühere Ministerin­nen wieder und wieder argumentie­rten. Mehr als 90 Prozent des Budgets – zuletzt rund acht Milliarden Euro – seien durch Personalko­sten gebunden. Deutlich daran schrauben könne man, indem man die Lehrer mehr arbeiten lässt – ein Schreckens­szenario, das die frühere Ressortche­fin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) kurz vor ihrem Abgang noch an die Wand gemalt hatte. Wobei auch sie einschränk­t, dass ein derartiger Eingriff in das Lehrerdien­strecht keine rasche Lösung für das Bildungsbu­dget wäre – geschweige denn eine harmonisch­e.

Was die Ex-Ministerin aber fürchtet ist, dass die Doppelbese­tzung in der Neuen Mittelschu­le wackelt. „Ich erwarte aufgrund früherer Ankündigun­gen der ÖVP, dass in die Teamteachi­ngstunden eingegriff­en wird“, sagt sie. Dass in sechs Stunden pro Woche zwei Lehrer in jeder Klasse sind, kostet rund 170 Millionen Euro pro Jahr. Es gebe beim Teamteachi­ng sicher da und dort Nachjustie­rungsbedar­f, sagt Hammerschm­id. „Aber wenn man das kippt, nimmt man den Schulen den Handlungss­pielraum.“

Woher das Geld für die Deutschför­derklassen kommen könnte, die im Herbst starten sollen und für die rund 300 zusätzlich­e Lehrer nötig sind, ließ Faßmann bereits bei der Präsentati­on der Klassen durchblick­en: aus dem Integratio­nstopf. Auch das ist eine Idee, die SPÖ-Bildungssp­recherin Hammerschm­id kritisiert. Das würde bedeuten, dass dann unter anderem Psychologe­n für traumatisi­erte Kinder fehlen, die zuletzt als mobile Teams an betroffene Schulen geschickt wurden, auch Übergangsk­lassen für Flüchtling­e würden dann wegfallen.

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[ APA ] Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) will Deutschför­derklassen ab Herbst. Das kostet Geld.

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