Die Presse

Trump pumpt 716 Milliarden Dollar ins Militär

USA. Der Präsident plant die größte Aufrüstung des Landes seit Reagan. Der Verteidigu­ngsetat wächst. 26.000 neue Soldaten sollen aufgenomme­n werden. Der Haushaltse­ntwurf hat im Kongress jedoch kaum Chance auf Realisieru­ng.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Donald Trump will mehr Geld fürs Militär ausgeben, in anderen Bereichen sparen und mehr Schulden machen als je zuvor: Der Haushaltse­ntwurf des Weißen Hauses für 2019 verabschie­det sich vom Ziel der Republikan­er, den Etat mittelfris­tig auszugleic­hen. Stattdesse­n wachsen die Staatsschu­lden laut Entwurf in den kommenden zehn Jahren um weitere sieben Billionen Dollar. Zwar hat Trumps Vorschlag in der derzeitige­n Form keine Chance auf Zustimmung im Kongress, doch die vorgegeben­e Richtung löst Kritik der Opposition aus.

In Trumps Etat mit einem Gesamtvolu­men von 4,4 Billionen Dollar ist das Verteidigu­ngsministe­rium mit einem Einzeletat von 716 Milliarden Dollar der große Gewinner. Laut Medienberi­chten plant der Präsident die größte Aufrüstung des Landes seit Ronald Reagan in den 1980er-Jahren. Unter anderem sollen fast 26.000 zusätzlich­e Soldaten in die Streitkräf­te aufgenomme­n werden, die außerdem zehn zusätzlich­e Kriegsschi­ffe und modernisie­rte Atomwaffen erhalten. Angesichts der Bedrohung durch das Atomwaffen­programm Nordkoreas soll die Zahl der Einrichtun­gen zur Raketen-Abwehr von 44 auf 64 erhöht werden.

Auch in der Innenpolit­ik plant Trump viel Geld für seine Prioritäte­n ein. Mit 18 Milliarden Dollar will er in den kommenden zwei Jahren die ersten hundert Kilometer seiner geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen lassen. Weitere 13 Milliarden Dollar sind für die Bekämpfung der sogenannte­n Opioiden-Epidemie vorgesehen: Im Jahr 2016 starben 64.000 Menschen in den USA an einer Überdosis legaler Schmerzmit­tel oder illegaler Drogen. Das waren in einem Jahr mehr US-Todesopfer als im ganzen Vietnamkri­eg.

Um die teuren Ausgaben zu bezahlen, will Trump an anderer Stelle kräftig kürzen. Das Außen- und das Umweltschu­tzminister­ium müssen Federn lassen, auch soziale Programme werden zusammenge­strichen. Geld soll zudem unter anderem durch die Privatisie­rung des US-Anteils an der internatio­nalen Raumstatio­n hereinkomm­en.

Nur 200 Mrd. Dollar vom Bund

Das vom Präsidente­n groß angekündig­te Programm zur Modernisie­rung von Straßen, Flughäfen und anderen Teilen der Infrastruk­tur wälzt die meisten Kosten auf andere Akteure ab. Insgesamt will Trump 1,5 Billionen Dollar in die Infrastruk­tur investiere­n, davon sollen indes nur 200 Milliarden Dollar auf die Zentralreg­ierung entfallen. Für den Großteil sollen Städ- te, Gemeinden, Bundesstaa­ten und die Privatwirt­schaft aufkommen. Die Subvention­en für das Bahnuntern­ehmen Amtrak werden zudem um die Hälfte gekürzt.

Trumps Berechnung­en basieren auf der optimistis­chen Annahme eines Wirtschaft­swachstums von drei Prozent, niedrigen Zinsen und Einsparung­en von drei Billionen Dollar. Dennoch würde die Staatsvers­chuldung von 20 Billionen auf rund 27 Billionen Dollar anwachsen. Dabei spielen die Einnahmeve­rluste des Staates durch Trumps Steuerrefo­rm eine Rolle.

Vom Ziel des Präsidente­n und der Republikan­er, den Haushalt in Zukunft auszugleic­hen, ist keine Rede mehr. Der Haushaltse­ntwurf sei nur ein Wunschzett­el des Präsidente­n, kommentier­te der TV-Sender NBC. Die Opposition läuft jetzt bereits Sturm gegen Trumps Pläne – sie liefern Munition für die Kampagne zur Kongresswa­hl im Herbst.

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