Die Presse

Ankara gegen Nikosia: EU warnt Türkei

Streit um Ausbeutung der Gasvorkomm­en.

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Die EU-Kommission hat sich in den Konflikt zwischen der Türkei und Zypern um die Förderung von Erdgas in zypriotisc­hen Hoheitsgew­ässern eingeschal­tet. Die Brüsseler Behörde rief Ankara am gestrigen Dienstag auf, von jeglichen Handlungen Abstand zu nehmen, die die gute Nachbarsch­aft gefährden könnten. Die Türkei habe die Souveränit­ät der EU-Staaten über deren Hoheitsgew­ässer und deren Luftraum zu respektier­en.

Der Streit darüber, wer die unter dem Meeresgrun­d vermuteten Gasvorkomm­en ausbeuten darf, schwelt seit geraumer Zeit, ist aber in den letzten Tagen eskaliert: Türkische Kriegsschi­ffe hinderten ein vom italienisc­hen Energieunt­ernehmen ENI gemietetes Bohrschiff daran, ein Erkundungs­gebiet südöstlich der zypriotisc­hen Hafenstadt Larnaka zu erreichen. Zugleich wurde in der Nacht zum Dienstag ein Boot der griechisch­en Küstenwach­e in der Ägäis von einem türkischen Marineschi­ff gerammt. Pikantes Detail am Rande: Das griechisch­e Boot hatte 28,8 Millionen Euro gekostet, 75 Prozent davon waren aus Fonds für den Schutz der Grenzen der EU gezahlt worden. Dies mache den Zwischenfa­ll auch für den europäisch­en Steuerzahl­er relevant, sagte gestern ein Kommission­ssprecher. Das gerammte Boot erreichte nach Medienberi­chten aus eigener Kraft die griechisch­e Insel Leros.

Bereits am Montag hatte Ratspräsid­ent Donald Tusk die Türkei aufgeforde­rt, die seit Freitag andauernde Blockade aufzugeben und die Souveränit­ät Zyperns zu achten. Ankara erkennt Zypern nicht an. Solange es keine Lösung der ZypernFrag­e gibt, dürfen nach Ansicht der Türkei keine Probebohru­ngen ohne Okay der türkischen Zyprioten stattfinde­n. (ag.)

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