Die Presse

„Länderzahl­en auf den Tisch“

Pflegeregr­ess. Kostenersa­tz für die Gemeinden? Die Sozialmini­sterin ist gesprächsb­ereit, wundert sich aber über die angenommen­en Mehrkosten.

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Die Bundesregi­erung hat am Dienstag auf die Forderung der Gemeinden nach einem vollen Kostenersa­tz für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses reagiert. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) ist gesprächsb­ereit, sieht zunächst aber die Länder am Zug: Diese müssten ihre Zahlen auf den Tisch legen, sagte sie im ORF-Radio.

Gleichzeit­ig zeigte sich Hartinger-Klein „sehr verwundert“über die von mehr als der Hälfte der Gemeinden (knapp 1200) verabschie­deten Resolution­en. Die Ministerin verwies darauf, dass die Länder Mitte 2017 noch von jeweils 20 bis 25 Millionen Euro zusätzlich­en Kosten gesprochen hätten. „Insgesamt wären das 150 Millionen für alle – jetzt spricht man plötzlich von 500 Millionen.“

Hartinger-Klein vermisst vor allem valides Datenmater­ial: „Konkrete Zahlen haben weder der Finanzmini­ster noch ich, wir warten auf die konkreten Zahlen von den Ländern.“Ihr sei diese „Diskrepanz“in dieser Höhe unverständ­lich. Gefragt, ob es seitens des Bundes grundsätzl­ich eine Bereitscha­ft gebe, mehr Geld in die Hand zu nehmen, sagte die Ministerin: „Man wird Lösungen finden müssen, es ist eine Frage der Höhe. Die Länder sollen mit den Zahlen kommen, der Bund wird das dann prüfen.“

Hartinger-Klein wandte sich am Dienstag auch mit einem anderen Thema an die Öffentlich­keit. Gemeinsam mit Ärzte- und Kassenvert­retern verkündete die Ministerin, dass die Finanzieru­ng der Lehrpraxen für angehende Allgemeinm­ediziner bis 2020 gesichert ist. In diesem Zeitraum müssen Bund, Sozialvers­icherungen, Länder und Lehrpraxis­inhaber insgesamt 24,8 Mio. Euro aufbringen. Pro Jahr liegen die Kosten damit (im Vollausbau ab 2019) bei zwölf Mio. Euro.

„Meilenstei­n“für angehende Hausärzte

Am Ende seiner Ausbildung muss jeder Allgemeinm­ediziner künftig ein halbes Jahr praktizier­en. Pro Praktikant kostet das rund 27.000 Euro – 450 werden jedes Jahr erwartet. Der Bund übernimmt 25 Prozent (gedeckelt mit vier Mio. Euro), Länder und Kassen je 32,5, die Praxisinha­ber zehn Prozent. Erste Plätze werden schon heuer finanziert, wofür rund zwei Mio. Euro vorgesehen sind. Damit werden 75 Prozent des Gehalts plus Sonderzahl­ungen abgedeckt. Den Rest übernehmen die Spitäler, in denen die Ärzte noch drei Nachtdiens­te im Monat absolviere­n. Ihr Einkommen soll damit ebenso hoch sein wie zuvor im Spitalstur­nus. Hartinger-Klein sprach von einem „Meilenstei­n“. (APA/red.)

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