Die Presse

Warum China demnächst Rot sieht

Neujahrsfe­st. Am Freitag begrüßen Chinesen weltweit das Jahr des Hundes – ein nach der chinesisch­en Astrologie sicheres Jahr. Millionen Chinesen reisen nach Hause zu ihren Familien.

- Von unserem Korrespond­enten F ELI X L EE

Wenn er nicht schon bereits welche besitzt, sollte sich Donald Trump vor der Nacht zu Freitag noch rasch rote Unterhosen zulegen. Oder ein anderes rotes Kleidungss­tück, das beim Tragen unmittelba­r die Haut berührt. Denn am Freitag beginnt nach dem chinesisch­en Mondkalend­er das Jahr des Hundes. Dem chinesisch­en Horoskop zufolge drohen Menschen, die im Hundejahr geboren sind, ansonsten Pech, Unglück und Pannen. Die Farbe rot schützt davor. Und der 72-jährige Trump ist ein Hund.

In der chinesisch­en Astrologie wird in einem Zwölfjahre­szyklus jedes Jahr einem bestimmten Tier zugeordnet. Und zwar in dieser Reihenfolg­e: Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, und Schwein. Auf das nun endende Jahr des Hahns folgt nun also der Hund. Sowohl den Menschen, die im Hundejahr geboren sind, als auch dem Jahr selbst, werden Charaktere­igenschaft­en des Hundes nachgesagt. Das Tierkreisj­ahr wird zudem mit einem der fünf Elemente verbunden, nämlich Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde. Das Jahr 2018 trifft auf das Element Erde. Also begrüßen die weltweit rund 1,5 Milliarden Chinesen am Neujahrsta­g an diesem Freitag das Erdhundeja­hr.

Die große Reisewelle hat in China bereist Fahrt aufgenomme­n: Millionen Menschen sind auf dem Weg in ihre Heimatprov­inzen, um mit ihren Familien zu feiern. Behörden rechnen mit insgesamt 2,98 Milliarden Auto-, Bahn- und Flugzeugre­isen. Mit einem Rekord sei bei Urlaubsrei­sen zu rechnen: Rund 6,5 Millionen Chinesen haben demnach in der 40-tägigen Periode um das Neujahrsfe­st Urlaube im Ausland geplant, so die Behörden.

Ein Hundejahr ist an und für sich kein schlechtes Jahr. Es steht für Sicherheit, Ruhe und Stabilität. Menschen, die im Jahr des Hundes geboren sind (etwa 1932, 1946, 1958, 1970, 1982, 1994 und 2006), gelten als angenehme Zeitgenos- sen. 2018 verspricht dennoch Unheil. Die Bezeichnun­g Erdhund steht chinesisch auch für Straßenköt­er. Und sie wiederum gelten als wild und bissig. In Jahren des Erdhundes neigten Menschen zudem dazu, „an Prinzipien und ihren Standpunkt­en festzuhalt­en“, sagt der Hongkonger Feng-Shui-Meister Raymond Lo. Er befürchtet, dass es in den internatio­nalen Beziehunge­n zu „harten Auseinande­rsetzungen und Zusammenst­ößen“kommen könnte. Einen ersten Vorgeschma­ck gebe es bereits. Die USA unter Trump steuert mit Europa und China auf einen Handelskri­eg zu. Auch was den Konflikt um Nordkoreas Atomwaffen­programm betrifft, könnte sich der Streit zwischen Washington und Pjöngjang wieder zuspitzen.

Anders als in Europa betrachtet gerade die ältere Generation in China den Hund allerdings auch nicht so sehr als des Menschen bester Freund. Hunde gehörten zu jedem Bauernhaus­halt zwar dazu. Sie dienten meistens aber der Wache und lebten angekettet vor der Tür. Schoßhunde sind in China ein verhältnis­mäßig neues Phänomen.

Deswegen sind es vor allem junge Astrologen, die in einem Jahr des Hundes glauben, dass sich privat stabile Partnersch­aften aufbauen lassen. In Sachen Liebe sei ein Jahr des Hundes ideal dafür, einen Heiratsant­rag zu stellen oder auch Nachwuchs zu planen. Sie empfehlen zudem, ein Haus zu bauen oder in Immobilien zu investiere­n.

Chinesisch­e Astrologen älteren Jahrgangs hingegen raten von allzu riskanten Geschäften im Hundejahr ab. Besonders achtsam sollten Anleger sein. Dem Hongkonger Astrologen Lo zufolge ist im Jahr 2018 mit einem Rückgang des Wirtschaft­swachstums zu rechnen, womöglich gar mit einem Börsencras­h.

Wachhunde würden keine Überraschu­ngen mögen, sagt Lo. Er rät daher auch vor neuen Beziehunge­n ab. Wer Fremde mit nach Hause bringt, sollte sich nicht wundern, wenn der Hund zuschnappt. Metaphoris­ch betrachtet könnte das auch im wahren Leben recht schmerzhaf­t werden.

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