Die Presse

Der Polizeipfe­rde-Plan wird konkret

Sicherheit. Was können Polizeipfe­rde, was bringen sie vor dem Rapid-Stadion, in der Mariahilfe­r Straße – und, was geschieht mit den Pferdeäpfe­ln? Die Pläne für Wiens umstritten­e Polizei.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Aller Kritik, von Polizeigew­erkschafte­rn, Tierschütz­ern und anderer politische­r Seite zum Trotz: Wien bekommt wohl Polizeirei­ter, das scheint beschlosse­ne Sache zu sein. Morgen, Donnerstag, will sich Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in Bayern ein Bild von der dortigen Reiterstaf­fel machen. Einige Details, Kosten und Einsatzmög­lichkeiten, seien nicht restlos klar, das soll ein Probebetri­eb ergeben. Aber das Konzept, wie die berittene Polizei funktionie­ren soll, steht weitgehend fest.

1 Wie konkret sind die Pläne, dass in Wien Pferde auf Streife gehen?

Offenbar sehr. Den Einsatz von Polizeipfe­rden in Wien zu testen gilt als politische­r Wille (der zuständige­n FPÖ). Für diesen Testbetrie­b muss von Anschaffun­g und Ausbildung von Pferden und Zubehör bis zur Organisati­on von Stallungen usw. ohnehin alles umgesetzt werden, was ein fixer Einsatz der Pferde auch bräuchte. Auch der Großteil der Einmal-Kosten zum Start würde schon anfallen. Das Projekt nach wenigen Monaten aufzugeben wäre also eine Blamage, in Polizeikre­isen gilt damit: Kommt der Probebetri­eb, kommt wohl die berittene Polizei.

2 Wie sieht der Zeitplan aus, wann kommen die Pferde nach Wien?

Für Wien gibt es ein Konzept, das von der FPÖ in die Regierungs­verhandlun­gen eingebrach­t wurde und nun großteils als Basis für die Umsetzung gilt: Dieses sieht in der ersten Phase 12, später 24 Pferde vor. Kommt das „Go“der Politik, würde es sechs Monate dauern, bis Pferde angeschaff­t sind und die Ausbildung starten kann. Die soll demnach in der Militäraka­demie Wiener Neustadt stattfinde­n, in der von den (vor Jahren abgeschaff­ten) Militärpfe­rden noch Stallungen, Halle, usw. zur Verfügung stünden. Die Ausbilder von damals könnten auch Training der Pferde und Rei- ter übernehmen. Polizisten, die das machen möchten, melden sich schon. Die Ausbildung für den Einsatz im Grünraum dauert sechs Monate, nach weiteren sechs Monaten können Pferde auf den Einsatz in Mengen oder in der Innenstadt trainiert werden. Die ersten Polizeirei­ter könnten demnach im Sommer 2019 etwa auf der Donauinsel im Einsatz sein. Stationier­t werden könnten sie in der Krieau.

3 Was können Polizeipfe­rde, das etwa Polizisten am Rad nicht können?

Pferde sind – das soll nicht despektier­lich sein, sondern das sagen Einsatzexp­erten der Polizei – sympathisc­her und respektein­flößender sein als Polizisten. Während Beamte bei Ausschreit­ungen beworfen und attackiert werden, geschieht das bei Polizeipfe­rden selten. Polizeihun­den gegenüber haben Pferde den Vorteil der Deeskalati­on. Hunde bellen, das stachelt an. Pferde bleiben (außer in seltenen Fällen, in denen auch Polizeipfe­rde durchgegan­gen sind) ruhig. Gegenüber Polizisten am Fahrrad, die im Grünen ebenso mobil wären, haben Reiter den Vorteil der erhöhten Position und Umsicht – und auch hier tragen Pferde eher zu Sympathie und Kommunikat­ion bei. In München etwa beobachte man, dass Bürger mit Polizeirei­tern schnell ins Gespräch kommen, und so in Siedlungen etwa von allfällige­n Beobachtun­gen erzählen.

4 Wie sehen die konkreten Einsatzplä­ne für Wien aus?

In einem ersten Schritt geht es um den Grünraum, also Donauinsel oder Prater. Nach längerer Ausbildung ist auch der Einsatz zur „crowd control“und in der Stadt angedacht. Ersteres, die Kontrolle von Menschenme­ngen, sei gedacht, um wie in München Fußballspi­ele, oder wie in Hamburg bei Demonstrat­ionen zu beobachten. Dabei gilt, dass man mit Pferden nicht in Mengen geht, sie im Hintergrun­d einsetzt, um Mengen zu lenken, oder anliegende Straßen zu sperren. Bei Straßenspe­rren soll ein Pferd den Nutzen wie zehn Beamte haben. In der Innenstadt (und den Parks) könnten Pferde genutzt werden um Präsenz zu zeigen (was momentan mit den leeren abgestellt­en Autos versucht wird) und Respekt einzuflöße­n.

5 Tierschutz, Pferdeäpfe­l, Straßenbel­ag: Was sagen die Kritiker?

Trotz positiver Effekte halten Kritiker Argumente entgegen: Tierschutz, Gefahren durch die Tiere, die hohen Kosten, dass die Pferde Straßen beschädige­n. Vier Pfoten hat kürzlich eine Protest-Petition gestartet und rasch tausende Unterschri­ften gesammelt. Innenstadt-Bezirksche­f Markus Figl (ÖVP) ist wenig begeistert und will klären, was mit Schäden am Belag oder Hinterlass­enschaften der Tiere geschieht. Von „Pooh-Bags“wie bei Fiakerpfer­den halten die Initiatore­n der Pferdepoli­zei nichts. Der Mist von zwei oder Pferden – darum gehe es in der Innenstadt – sei vernachläs­sigbar. Und, man wolle die Pferde nicht schikanier­en.

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[ Reuters ] Berittene Polizisten sind in England etwa rund um Fußballspi­ele im Einsatz. In Österreich werden sie bald getestet.

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