Die Presse

Mutmaßlich­e IS-Terroriste­n planten Attentat

Terrorproz­ess. Drei junge Männer wollten einen Waffenhänd­ler überfallen und anschließe­nd ein Blutbad in einer Polizeiins­pektion in St. Pölten anrichten. Das wirft die Staatsanwa­ltschaft Wien den Angeklagte­n vor.

-

Zwei 19-Jährige und ein 22-Jähriger müssen sich heute, Mittwoch, in einem Terrorproz­ess im Wiener Straflande­sgericht verantwort­en. Sie sollen sich zu einer Splittergr­uppe der Terrormili­z IS (Islamische­r Staat) zwecks Errichtung eines Kalifats in Österreich zusammenge­schlossen und einen Anschlag auf eine Polizeiins­pektion in St. Pölten geplant haben.

Laut Anklage standen die Männer via Social Media-Dienste in Kontakt mit einem bisher nicht ausgeforsc­hten tschetsche­nischen IS-Mitglied namens Abu Nuuh. Der Anklagesch­rift zufolge verstand es dieser, bei den drei Islamisten, die sich 2015 radikalisi­ert hatten, „unter Bezugnahme auf Koranverse gezielt auf Rache ausgericht­ete Emotionen zu wecken, indem er ihnen darlegte, dass Muslime weltweit leiden und dies eine Verteidigu­ng derselben erfordere“.

Im Sommer 2015 erteilte Abu Nuuh den Angeklagte­n schließlic­h den Auftrag, im Namen des IS, in einer österreich­ischen Stadt, Polizisten zu ermorden. Das hat einer der Beschuldig­ten – ein 19-Jähriger aus St. Pölten, der 2005 von Tschetsche­nien nach Österreich geflüchtet war – im Ermittlung­sverfahren gestanden. Er (Abu Nuuh, Anm.) sagte, „dass ich in Österreich Polizisten in den Kopf schießen und ihre Leichen dann in die Gebüsche schmeißen soll. Außerdem hat er gesagt, dass man auch Frauen und Kinder töten könne“, gab der anerkannte Flüchtling nach seiner Festnahme zu Protokoll. Bei seinen mutmaßlich­en Komplizen handelt es sich um einen gleichalt- rigen HTL-Schüler aus Wien-Simmering, der 2015 in einer Moschee in Meidling zum Islam konvertier­te, und einen mehrfach vorbestraf­ten Tschetsche­nen, der seit 15 Jahren in Österreich lebt.

Ein anonymer Hinweis

Die drei jungen Männer beabsichti­gten laut Anklage zunächst, einen Waffenhänd­ler in St. Pölten zu überfallen. Mit den erbeuteten Waffen wollten sie dann ein Blutbad in einer Polizeiins­pektion in der niederöste­rreichisch­en Hauptstadt anrichten. Dabei nahmen sie bewusst in Kauf, erschossen zu werden, um einen „Märtyrerto­d“zu sterben.

Die drei hatten auch schon ein Waffengesc­häft ausgewählt. Der Staatsanwa­ltschaft zufolge unterblieb die Tat nur deshalb, weil am 13. Juli 2015 im Innenminis­terium ein anonymer Warnhinwei­s einging, der in weiterer Folge auch medial verbreitet wurde. Bei dem Informante­n dürfte es sich um eine Person aus dem engsten Umfeld der Angeklagte­n gehandelt haben. Als diese ihre Pläne bereits den Medien entnahmen, ließen sie davon ab.

Die mutmaßlich­en Terroriste­n relativier­ten im Verlauf des Ermittlung­sverfahren­s ihre ursprüngli­ch geständige Verantwort­ung. Zuvor hatten sie erklärt, wegen Zweifeln an der Richtigkei­t ihres Vorhabens einen Rückzieher gemacht zu haben. Auf die Spur des Trios war die Polizei im Zuge der Ermittlung­en gegen einen im Jänner 2017 in Wien unter Terrorverd­acht festgenomm­enen Jugendlich­en gekommen. (APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria