Die Presse

Lobmeyr versteiger­t „Mini-Met“

Charity-Auktion. Die Lobmeyr-Luster der Metropolit­an Opera sind Klassiker. Tiffany bestellte sie unlängst in Klein – einer der „Mini-Mets“ist nun zu haben.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Als die Metropolit­an Opera New York am 13. September 1966 im Lincoln Center neu eröffnete, galt der erste Applaus ihnen: Den zwölf funkelnden Lobmeyr-Lustern, die sich beim ersten Öffnen des Vorhangs Richtung Decke erhoben.

Als Geschenk Österreich­s an die USA waren die Leuchten gedacht, als Dank für den Marshall-Plan, dessen 70-Jahr-Jubiläum just gerade gefeiert wird. Heute sind die Starburst Chandelier­s Design-Ikonen, die nicht nur für die Met stehen, sondern auch für New York an sich. „Sie sind dort ein Wahrzeiche­n der Stadt geworden“, sagt Johannes Rath. „Die Leute dort sind stolz, wenn sie selbst einen LobmeyrLus­ter haben, und erkennen sie auch.“

Johannes Rath ist selbst in New York „so etwas wie eine lokale Berühmthei­t“. Gemeinsam mit seinen Cousins Leonid und Andreas führt er das Familienun­ternehmen, er ist der Herr der Luster im Lobmeyr-Triumvirat und als solcher auch für die neue Mini-Version der Met-Leuchten zuständig, die zu Weihnachte­n bei Tiffany in New York in der Auslage hingen – und von denen einer nun versteiger­t wird. Bevor er darauf zu sprechen kommt, schlägt er einen Abstecher in die Werkstätte­n des Unternehme­ns in der Salesianer­gasse vor. „Das verändert den Charakter“, sagt er: Man muss gesehen haben, wie dort zwischen Messingspä­nen gearbeitet wird, um Lobmeyr zu verstehen.

Auf dem Weg dorthin kommt man im Büro an einem neuen Leuchtkörp­er vorbei, ein 2018-er-Modell, „die avantgardi­stische Version einer Lavalampe“, entdeckt bei einem jungen Kreativen auf der Messe in Mailand. Minuten später greift er nach einer Vierkantmu­tter, die bei Lustern im vorvorigen Jahrhunder­t üblich war, und die man sich bis heute selbst erzeugt. Und da war man noch gar nicht im Keller mit seinen Regalen voll historisch­er Teile.

Heute hängen Lobmeyr-Luster nicht nur in Schönbrunn und in der Hofburg (dort stattete Ludwig Lobmeyr 1882 mit Thomas Alva Edison die Redoutensä­le mit den ersten elektrisch­en Lustern der Welt aus), sondern auch im Kreml, in den Moscheen von Mekka und Medina. Das kann dann 8000, aber auch 250.000 Euro kosten, je nach Größe. Letzterer kratzt dann allerdings schon „an der Grenze des statisch Möglichen“.

Der Met-Luster selbst ist ein Entwurf von Hans Harald Rath. Als Inspiratio­n hatte Met-Architekt Edward K. Harrison die ersten Bilder ferner Gala-

von Lobmeyr wurde im Vorjahr für die Weihnachts­auslage von Tiffany in New York im Maßstab 1:5 nachgebaut. Einer der rund 3500 Euro teuren Luster wird am 22. Februar zugunsten von „Licht für die Welt“in einer Auktion in den USA versteiger­t. Die Teilnehmer­zahl ist beschränkt, Anmeldung unter mtt_pr@aon.at. Ab 19.30 Uhr, im Lobmeyr-Geschäft in der Kärntner Straße 26. xien vorgeschla­gen. Weil er für eine Präsentati­on dringend ein Modell brauchte, behalf sich der Rath-Vorfahr in der Hotelküche mit Zahnstoche­rn und einer Kartoffel, so will es die Legende. Dabei war damals der Mitbewerbe­r gegen den Auftrag auf die Barrikaden geklettert, erzählt Johannes Rath, hatte eine Ausschreib­ung gefordert. „Aber die Amerikaner wussten, was sie wollten und meinten: Schenkt uns das Geld, und wir entscheide­n selbst, was wir kaufen.“

Ein Fünftel so groß wie das Original ist nun die Mini-Version. Neu ist die Idee dazu nicht. „Wir haben uns nur nie drüber getraut. Zu viel Aufwand für einen lustigen Gag.“Doch dann kam Tiffany – mit der Bitte um einen Prototypen. Mit einer dreiköpfig­en Filmcrew im Gefolge sei der zuständige Mitarbeite­r des Juweliers in Wien aufgetauch­t, und habe begonnen, ein Making-of zu drehen, erinnert sich Rath. „Da gab es noch nicht einmal ein Angebot.“

Eigentlich habe man den Luster dabei vereinfach­en wollen, am Ende wurde er bis ins letzte Detail nachgebaut. Was im Großen Fahrradspe­ichen sind, sind hier Stecknadel­n, der Schliff der Swarovski-Perlen ist der gleiche; sogar das nötige Werkzeug wurde in Klein kopiert. In der Einladung zur Auktion zugunsten von „Licht für die Welt“hängt der Luster in einer Puppenstub­e. Johannes Rath, bekennende­r Star Wars-Fan, hat freilich seine ganz persönlich­e Inszenieru­ng des Mini-Met: Mit Han Solo und Sturmtrupp­ler in einer Lego-Welt.

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