Waffenindustrie leidet wegen Trump
Waffen. Die Angst vor strengeren Waffengesetzen sorgte in den USA für einen Verkaufsboom, von dem auch der heimische Pistolenfabrikant Glock profitierte. Nun gehen die Verkäufe aber zurück.
Erst vor zwei Jahren hat das Traditionsunternehmen seinen 200. Geburtstag gefeiert. In der Nacht von Montag auf Dienstag war es damit jedoch vorerst einmal zu Ende. Die Rede ist vom US-Gewehrhersteller Remington. Dieser ist insolvent und musste Gläubigerschutz nach Chapter 11 anmelden. In welcher Form die 3500-Mitarbeiter-Firma weiter bestehen wird, ist völlig unklar.
Der tiefe Fall von Remington (für den es auch firmeninterne Gründe gibt) ist die Spitze einer Entwicklung, die sämtliche Hersteller von Faustfeuerwaffen und Gewehren ergriffen hat: Die USA, der größte Waffenmarkt der Welt, befinden sich nach einem wahren Verkaufsboom im Jahr 2016 nun in einer Phase der Abschwächung, die Verkaufszahlen gehen deutlich zurück. Und so paradox es auf den ersten Blick sein mag – verantwortlich dafür ist die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.
Hamster-Waffenkäufe
Trump machte nämlich schon kurz nach seiner Wahl klar, dass es unter ihm keine Verschärfungen der Waffengesetze geben werde. Er sei ein „wahrer Freund“der mächtigen Waffenlobby NRA, so der USPräsident. Anders war das unter seinem Vorgänger, Barack Obama. Dieser versuchte in mehreren Anläufen, es für Amerikaner schwieriger zu machen, an Waffen zu kommen. Dabei wurde er zwar in der Regel vom Kongress zurückgepfiffen. Dennoch führte die ständige Diskussion über strengere Gesetze dazu, dass sich viele Amerikaner vorsorglich mit Waffen eindeckten.
Außerordentlich stark war dieser Effekt in Obamas letztem Amtsjahr, 2016. Der bereits beginnende Wahlkampf um seine Nachfolge trieb besonders viele Amerikaner in die Waffengeschäfte. Denn Trumps Konkurrentin im Rennen ums Weiße Haus – Hillary Clinton – machte von Anfang an kein Hehl daraus, dass sie eine entschiedene Waffengegnerin ist. US-Waffengeschäfte warben in dieser Zeit sogar mit Schildern wie „Pre-HillarySale“, wie US-Medien damals berichteten.
Diese Entwicklung lässt sich auch in den Zahlen des FBI über verpflichtende BackgroundChecks vor Waffenkäufen ablesen. Unterzogen sich im Jahr 2015 noch 23,1 Millionen Amerikaner diesen Tests, stieg die Zahl im Jahr darauf um knapp 20 Prozent auf 27,5 Millionen an. Eine Entwicklung, die auch bei den Herstellern stark gespürt wurde – nicht nur in den USA. So konnte auch der heimi- sche Pistolenproduzent Glock sich im Geschäftsjahr 2016 über ein deutliches Plus in der Bilanz freuen. Wie aus dem im September 2017 vorgelegten Konzernabschluss hervorgeht, stieg der Umsatz um knapp 41 Prozent von 504,2 auf 709,5 Millionen Euro, der Gewinn legte im selben Zeitraum um zwei Drittel von 96,7 auf 162,1 Millionen Euro zu.
Auch Glock spürt Rückgang
Durch den Antritt von Donald Trump war diese Sorge vor einer Verschärfung der Waffengesetze jedoch vom Tisch. Die – erfreuliche – Folge: Die Amerikaner kauften weniger Waffen. Laut Daten des FBI ging etwa die Zahl der Background-Checks im Vorjahr um zehn Prozent auf 25,2 Millionen zurück.
„2017 war der US-Zivilmarkt im Vergleich zum Rekordjahr 2016 rückläufig“, bestätigt auch Stephan Dörler, Geschäftsführer von Glock auf Anfrage der „Presse“. Das Unternehmen habe jedoch seine Position als Marktführer behalten können. Zudem sei man sehr stark auf dem Behördenmarkt vertreten. „Zwei Drittel aller US-Polizeieinheiten verwenden Glock-Pistolen. Dadurch ist die Abhängigkeit vom Zivilmarkt auch geringer“, so Dörler. Konkrete Zahlen zu den verkauften Pistolen will man bei Glock nicht geben. Dem Vernehmen nach sollen jedoch zwei Drittel des gesamten Absatzes in den USA erfolgen.
Gesehen wird diese Entwicklung auch beim heimischen Gewehrproduzenten Steyr Mannlicher. „Wir sind allerdings in einer schmalen Premium-Nische als exotischer Anbieter tätig. Daher spüren wir das nicht. In Summe ist das aber ein deutlich rückläufiger Markt“, sagt Markus Schindler von Steyr Mannlicher. Wie stark die Auswirkungen dieses rückläufigen Marktes auf die betroffenen Firmen sind, zeigt sich jedoch bei börsenotierten US-Waffenherstellern. So hat die American Outdoor Brands Corporation (Smith & Wesson) seit der Wahl von Trump zum US-Präsidenten im November 2016 zwei Drittel des Börsenwerts verloren.
Die US-Waffenindustrie leidet seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten unter sinkenden Verkäufen – obwohl dieser ein Freund der Branche ist. Experten erklären den Rückgang der Nachfrage mit weniger Furcht vor strikteren Waffengesetzen. Wegen der Aussicht auf strengere Regulierung hatten sich US-Amerikaner während der Amtszeit von Barack Obama und insbesondere während Trumps Wahlkampf mit der Rivalin Hillary Clinton in großem Stil mit Waffen eingedeckt.
Wegen sinkender Verkaufszahlen ist nun auch einer der größten Hersteller von Schusswaffen und Munition insolvent: Remington. Die Wurzeln des Betriebs, der heute 3500 Mitarbeiter hat, reichen bis ins Jahr 1816 zurück. Remington beantragt Gläubigerschutz, will seine Schulden um 700 Millionen Dollar senken und 100 Millionen Dollar Kapital beschaffen.