Die Presse

Anleitung zum wirtschaft­lichen Bankrott

Das Frauenvolk­sbegehren enthält seltsame Forderunge­n.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Die Wirtschaft eines Landes effizient an die Wand zu fahren ist keine ganz leichte Angelegenh­eit, aber mit ein bisschen Anstrengun­g kann es schon gelingen. Beginnen wir am besten so: Wir schreiben den Unternehme­n eine rund 20-prozentige Lohnerhöhu­ng vor. Weil die Pfeffersäc­ke, gierig wie sie sind, das mit forcierten Rationalis­ierungen abfangen könnten, verordnen wir gleichzeit­ig natürlich auch noch eine verpflicht­ende Personalau­fstockung um, sagen wir, ein Fünftel. Klingt krass, deshalb nennen wir das Ganze „Arbeitszei­tverkürzun­g auf 30 Stunden pro Woche bei Lohn- und Personalau­sgleich“.

Das hält kein Unternehme­n aus? Zumindest keine internatio­nal tätigen KMU, die Großen können ja abwandern? Gut, dann kompensier­en wir das halt aus der Staatskass­e. Schulden sind, wie wir wissen, ja ein Konjunktur­booster. Wir nennen das „die staatliche Förderung von kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n, um eventuelle Wettbewerb­snachteile auszugleic­hen“.

Jetzt können wir dann die wahren Ungerechti­gkeiten angehen. Wir verordnen also den Abbau der „eklatanten Lohnunters­chiede zwischen verschiede­nen Arbeitsmar­ktsegmente­n, Branchen und betrieblic­hen Hierarchie­n“. Ist ja ein Witz, dass der Motorenher­steller in Steyr mehr zahlt als der Friseur ums Eck und dass der Abteilungs­leiter mehr verdient als der Portier. Die gerechten Gehälter ermitteln wir durch „Pilotproje­kte (. . .) im Bereich der objektiven Bewertung von Arbeit“. Wer da nicht mit will, wird von öffentlich­en Auftragsve­rgaben und Förderunge­n ausgeschlo­ssen. K önnte klappen, oder? Sieht zwar ein bisschen aus wie das Erfolgsmod­ell Venezuela. Die obigen Zitate stammen allerdings nicht aus einer Maduro-Rede, sondern aus dem gerade um Unterschri­ften buhlenden Frauenvolk­sbegehren. Und wir fragen uns, was die Initiatore­n und Initiatori­nnen geritten hat, berechtigt­e und vernünftig­e Forderunge­n nach Beseitigun­g verblieben­er Defizite bei der Gleichstel­lung durch das Mithineinp­acken solch ökonomisch­en Schwachsin­ns zu entwerten – und sich damit selbst zu marginalis­ieren.

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