Anleitung zum wirtschaftlichen Bankrott
Das Frauenvolksbegehren enthält seltsame Forderungen.
Die Wirtschaft eines Landes effizient an die Wand zu fahren ist keine ganz leichte Angelegenheit, aber mit ein bisschen Anstrengung kann es schon gelingen. Beginnen wir am besten so: Wir schreiben den Unternehmen eine rund 20-prozentige Lohnerhöhung vor. Weil die Pfeffersäcke, gierig wie sie sind, das mit forcierten Rationalisierungen abfangen könnten, verordnen wir gleichzeitig natürlich auch noch eine verpflichtende Personalaufstockung um, sagen wir, ein Fünftel. Klingt krass, deshalb nennen wir das Ganze „Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei Lohn- und Personalausgleich“.
Das hält kein Unternehmen aus? Zumindest keine international tätigen KMU, die Großen können ja abwandern? Gut, dann kompensieren wir das halt aus der Staatskasse. Schulden sind, wie wir wissen, ja ein Konjunkturbooster. Wir nennen das „die staatliche Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, um eventuelle Wettbewerbsnachteile auszugleichen“.
Jetzt können wir dann die wahren Ungerechtigkeiten angehen. Wir verordnen also den Abbau der „eklatanten Lohnunterschiede zwischen verschiedenen Arbeitsmarktsegmenten, Branchen und betrieblichen Hierarchien“. Ist ja ein Witz, dass der Motorenhersteller in Steyr mehr zahlt als der Friseur ums Eck und dass der Abteilungsleiter mehr verdient als der Portier. Die gerechten Gehälter ermitteln wir durch „Pilotprojekte (. . .) im Bereich der objektiven Bewertung von Arbeit“. Wer da nicht mit will, wird von öffentlichen Auftragsvergaben und Förderungen ausgeschlossen. K önnte klappen, oder? Sieht zwar ein bisschen aus wie das Erfolgsmodell Venezuela. Die obigen Zitate stammen allerdings nicht aus einer Maduro-Rede, sondern aus dem gerade um Unterschriften buhlenden Frauenvolksbegehren. Und wir fragen uns, was die Initiatoren und Initiatorinnen geritten hat, berechtigte und vernünftige Forderungen nach Beseitigung verbliebener Defizite bei der Gleichstellung durch das Mithineinpacken solch ökonomischen Schwachsinns zu entwerten – und sich damit selbst zu marginalisieren.