Gewerkschaft hofft auf Strache
Arbeitsmarkt. Die Gewerkschaft hält nichts von einer Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte und hofft auf Unterstützung der FPÖ.
Fachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Die Bauwirtschaft erklärte erst am Montag, dass der Boom in der Branche aufgrund der fehlenden Fachkräfte gefährdet werden könnte. Auch die Mittelstandsunternehmen sehen die optimistische Stimmung durch den Fachkräftemangel gefährdet. Die Industriellenvereinigung (IV) hat deshalb eine „neue Willkommenskultur für Fachkräfte“in Österreich eingefordert. Denn, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der IV, der Bedarf der Betriebe sei im Inland kaum zu decken. Acht von zehn heimischen Industrie-Betrieben haben Probleme bei der Stellenbesetzung von Fachkräften im Technik und IT-Bereich, sagte er zum „Kurier“. Mehr als 10.000 freie Jobs können in der Industrie dadurch nicht besetzt werden.
Nicht lange ließ die Reaktion der Arbeitnehmervertretung auf sich warten. Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, erinnert Vizekanzler und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache in einem offenen Brief an den von seiner Partei jahrelang geforderten Schutz der heimischen Arbeitskräfte und verlangt von ihm konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen heimischen Arbeitslosigkeit. Hebenstreit wundert sich zudem, ob der regionale Einsatz japanischer Sushi-Köche den Fachkräftemangel im Tourismus lindern wird können. Hebenstreit spielt auf die Diskussion um die Ausweitung und Regionalisierung der Mangelberufsliste an.
Obwohl laut AMS sieben bis zehn Arbeitssuchende aus Österreich auf eine offene Stelle im Tourismus kommen, gebe es Klagen, dass viele Stellen nicht besetzt werden können. Das spreche für sich, wenn die heimische Wirtschaft im EU-Raum nach Fachkräften für den Tourismus suchen könne, aber offenbar niemanden in Österreich findet, der auch in dieser Branche in Österreich arbeiten wolle.
Hebenstreits Brief ruft Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), auf den Plan. „Was im Regierungsprogramm steht, macht Sinn. Zuerst unsere Arbeitslosen in Arbeit bringen, Arbeitsplätze schaffen, ausbilden, umschulen. Ferienhotels bieten freie Kost und Logis. Und die vida hört dafür auf, Menschen wegen ihrer Herkunft zu diskriminieren. Das hat in der heutigen Zeit nichts mehr verloren“, sagt Reitterer. Die Tourismusbranche wachse, da komme auf jede besetzte Stelle eine neue. Die Hotels investieren viel mehr in Mitarbeiter als EU-weit. Dort legten die Personalkosten seit 2008 jährlich um 1,8 Prozent zu, bei uns um 5,6 Prozent. Den Tourismus mit 40 Prozent Hilfskräften könne man nicht mit Branchen vergleichen, die ihre Hilfskräfte schon vor Jahrzehnten auf die Straße gesetzt haben, sagt Reitterer.