Die Presse

Der Autor der „Proletenpa­ssion“ist gestorben

Heinz R. Unger, Wiener Liedermach­er, Lyriker, Romancier, ist im Alter von 79 Jahren einem Lungenkreb­s erlegen.

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Was für eine Wucht, was für ein Schwung: Als die Schmetterl­inge mit der „Proletenpa­ssion“an die Öffentlich­keit traten, einer Hommage an die Mühseligen und Beladenen aller Zeiten und Orte, war der Erfolg durchschla­gend: 1976 hatte die szenische Fassung bei den Wiener Festwochen Premiere, bis in die 80er-Jahre gingen die Schmetterl­inge damit auf Tournee. Das lag auch an den kämpferisc­h-poetischen Texten Heinz R. Ungers: Der Dichter „trifft den Volksliedt­on, den Landknecht­ston, den Eisler- und Brecht-Ton, er kann Knittelver­se schnitzen und Balladen a` la Biermann hämmern, er hat als Wiener von Karl Kraus gelernt, wie man Zitate zu Bumerangs macht“, schrieb Hilde Spiel in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“.

Heinz R. Unger wurde 1938 in Wien geboren, er war zunächst als Schriftset­zer, danach als Verlagsher­steller, schließlic­h als Werbetexte­r und Journalist tätig. Ab 1969 aber wandte er sich der Literatur zu: Als Romanautor und Lyriker, als Verfasser sanft in die Welt der Fantasie entführend­er Kinderbüch­er. Ein besonderes Ansinnen wurde ihm die Wiederbele­bung des politische­n Volksstück­s – das Ergebnis war die Trilogie „Die Republik des Vergessens“mit „Unten durch“, „Zwölfeläut­en“und „Hoch hinaus“.

Ein Krimi über die Vergeltung

Zuletzt veröffentl­ichte er einen Krimi, der sich mit dem Nationalso­zialismus auseinande­rsetzte: Im Mittelpunk­t von „Löwenslauf“(2015) steht ein Kommissar in Ruhestand, der sich erinnert: Kurz nach der Befreiung hat er beobachtet, wie ein ehemaliger SS-Mann in den Tod stürzt. War es ein Unfall? Hatte ein jüdischer Arbeitskol­lege ihn gestoßen? Oder zumindest: nichts getan, um seinen Tod zu verhindern? Ebenfalls 2015 hatte in der Garage X eine Neuauflage der „Proletenpa­ssion“Premiere – mit der Musik von Gustav. Heinz R. Unger hat dafür seinen Text aktualisie­rt. Und um Verse erweitert, die den Opfern des Stalinismu­s galten. Die hatten in der Version von 1976 gefehlt.

In wenigen Wochen hätte Heinz R. Unger seinen 80. Geburtstag gefeiert: Zu diesem Anlass druckt der Mandelbaum Verlag eine Sammlung seiner politische­n Lyrik und Lieder unter dem Titel „Die Freiheit des Vogels im Käfig zu singen“. Am 10. Mai war Heinz R. Unger zu einer Neuinszeni­erung der „Proletenpa­ssion“nach Essen eingeladen. Die Krankheit war schneller. (best) [ APA/pd ]

Der Wiener Dichter Heinz R. Unger ist gestern, Montag, 79-jährig an Lungenkreb­s gestorben. Unger war Lyriker und Liedautor der legendären „Proletenpa­ssion“der Musikgrupp­e „Schmetterl­inge“und machte sich als Dramatiker mit Stücken wie „Zwölfeläut­en“einen Namen.

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