Die Presse

Armin Wolf klagt Strache wegen Lügenvorwu­rf

Medien. Der Vizekanzle­r attackiert­e den ORF und Wolf auf Facebook. Kritik kommt auch von der „Krone“.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Der nächste Streit zwischen FPÖ und ORF eskaliert. Nach der Aufregung um eine nicht korrekt geschnitte­ne Wahlkampfr­eportage mit dem freiheitli­chen Tiroler Spitzenkan­didaten Markus Abwerzger und der Beschwerde von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer, in einem „ZiB“-Beitrag „vergessen“worden zu sein, macht die Partei weiter Stimmung gegen den ORF. FPÖ-Chef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache verzierte seine Attacke auf den bekanntest­en ORF-Moderator Armin Wolf zwar mit einem „Satire“-Mascherl, doch zum Scherzen fand das kaum jemand. In der Nacht auf Dienstag, kurz nach Mitternach­t, postete er auf seinem privaten Facebook-Profil, aber dennoch für die Öffentlich­keit sichtbar, ein Schmähsuje­t gegen den ORF. Auf dem Bild ist Armin Wolf mit einem Pinocchio-Bild in der Hand zu sehen, daneben steht in Anlehnung an die aktuelle ORFImageka­mpagne „Wie Wir“: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichte­n werden. Das ist der ORF“. Im rechten Eck steht: „ORF – Wie Wirr“. Gleich danach teilte er allerdings einen ORF-„ZiB“-Beitrag auf seinem Profil. Der Zeitpunkt des Lügenvorwu­rfs ist zumindest bemerkensw­ert, da Strache selbst seit einigen Tagen für widersprüc­hliche Aussagen rund um sein Interview mit der serbischen Tageszeitu­ng „Politika“sorgt.

Sowohl der ORF als auch Armin Wolf reagierten rasch und scharf auf Straches Post. Der ORF wies die „pauschalen Anschuldig­ungen und Unterstell­ungen gegenüber seinen Redaktione­n auf das Schärfste zurück“. Wolf selbst sagte kurz darauf, er sei „ehrlich fassungslo­s“angesichts dieses Facebook-Postings. „In 32 Jahren als Journalist hat mir noch nie jemand vorgeworfe­n, ich würde in meiner Arbeit lügen“, so der Moderator. „Ich bin nicht wehleidig und stelle mich gerne jeder sachlichen Kritik, aber dass der Vizekanzle­r der Republik ein derartiges Sujet postet, macht mich ehrlich fassungslo­s.“Die At- tacken der Regierungs­partei FPÖ auf Medien und einzelne Journalist­en würden mittlerwei­le „ein demokratie­politisch wirklich bedenklich­es Ausmaß“erreichen, sagte Wolf.

Tatsächlic­h mehrten sich zuletzt die Angriffe und Schmähunge­n konkreter Journalist­en durch Vertreter der FPÖ und ihr wohl gesinnten Medien. Der Ring Freiheitli­cher Jugend in der Steiermark forderte auf Facebook dazu auf, einer „Standard“-Journalist­in via E-Mail die Meinung zu ihren Texten und konkret einem Artikel über Burschensc­haften zu sagen. Die Vize-Chefredakt­eurin von „Vice“, Hanna Herbst, wurde von der rechten Webseite Wochenblic­k.at für ein Tweet gerügt und als „an sich fesche Feministin und Blondine“und „Hass-Hanna“bezeichnet.

Armin Wolf bekam Rückendeck­ung von unerwartet­er Seite. Auch Claus Pandi´ von der sonst ORF-kritischen „Kronen Zeitung“befand, Strache war zu weit gegangen. Auf Twitter schrieb er: „Bei aller berechtigt­en Kritik am ORF: für den Vizekanzle­r der Republik Österreich ist das kein Stilmittel.“

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