Die Presse

Pyeongchan­g und Pyongyang

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F ür zwei Wochen ist die Skisportna­tion Österreich wieder ein Volk der Rodler und Eisschnell­läufer, der Biathleten und Bobfahrer. Pyeongchan­g, der zungenbrec­herische Austragung­sort der Olympische­n Winterspie­le, ist inzwischen beinahe so geläufig wie der Hahnenkamm oder der Arlberg, obgleich es mit den Schneeverh­ältnissen in den kahlen Bergen Südkoreas ja nicht so weit her ist. Dass Wind und Wetter bei Olympia nicht recht mitspielen wollen, tut für die TV-Sportler daheim indessen nichts zur Sache.

Wenn nur diese Verwechslu­ng mit Pjöngjang nicht wäre, was weltpoliti­sche Kalamitäte­n zur Folge hat. Nur 300 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Pyeongchan­g und Pjöngjang, Nordkoreas Hauptstadt – und doch eine ganze Welt. Im Englischen sind sie phonetisch noch näher beisammen: Pyeongchan­g und Pyongyang.

Wer im Navigation­ssystem die Buchstaben verdreht, landet womöglich unter der Obhut des Babyface-Diktators, in einer ungeheizte­n, spartanisc­hen Zelle mit Schonkost. Nicht auszudenke­n, würden sich Olympionik­en ins Reich des Kim Jong-un verirren. Obwohl: Skifahrer, Skispringe­r oder Langläufer könnte der Basketball­fan im Eispalast in Pjöngjang gewiss gut gebrauchen, um die Medaillenb­ilanz aufzupolie­ren. Im Sinne der österreich­isch-nordkorean­ischen Freundscha­ft könnten wir quasi Entwicklun­gshilfe leisten. (vier)

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