Die Presse

Parteichef Christian Kern legte ein Diskussion­spapier zum Parteiprog­ramm vor. Im Juni wird darüber abgestimmt.

SPÖ.

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Parteiprog­ramme, sagt SPÖChef Christian Kern, seien in der Sozialdemo­kratie immer von herausrage­nder Bedeutung gewesen. Er denke da an das Linzer Programm. Oder an jenes von Bruno Kreisky und Egon Matzner.

Mit der nunmehrige­n Erneuerung des SPÖ-Programms waren noch unter Werner Faymann Karl Blecha und Josef Cap beauftragt worden. Doch der neue SPÖ-Chef, Christian Kern, war mit dem Zwischener­gebnis unzufriede­n. Was ihn genau gestört hat, wollte er gestern nicht präzisiere­n. Im Wesentlich­en dürfte das Problem gewesen sein, dass das BlechaCap-Programm zu sehr als Begleitpro­gramm zur SPÖ-Regierungs­politik konzipiert worden war. Kern beauftragt­e dann die neue Leiterin der Parteiakad­emie, Maria Maltschnig, federführe­nd damit.

Am Montag präsentier­te Kern dann gemeinsam mit SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher und dessen Stellvertr­eterin, Andrea Brunner, das Diskussion­spapier zum neuen Grundsatzp­rogramm. Dieses soll nun in diversen Foren – bis hinunter auf die Gemeindeeb­ene – von Parteimitg­liedern und Experten von außen diskutiert werden. Über das Endergebni­s dieses Prozesses sollen dann die SPÖ-Mitglieder im Juni abstimmen. Wird dieser Programmen­twurf angenommen, wird er auf dem Parteitag im Oktober beschlosse­n.

Es handle sich hierbei also um einen Denkanstoß, nicht um ein geschlosse­nes Programm, so Kern. „Innovation und Gerechtigk­eit“sollen im Zentrum stehen. Wohlstand durch neue Technologi­en solle geschaffen werden, der Finanzkapi­talismus gebändigt, Monopolbil­dungen entgegenge­wirkt werden. Und die Kluft zwischen den internatio­nal denkenden Gewinnern der Globalisie­rung und den national denkenden Verlieren solle geschlosse­n werden. Dasselbe gelte für die Spaltung zwischen Stadt und Land.

Die SPÖ wolle eine „progressiv­e Volksparte­i“sein, verortet Mitte-Links, wobei die Betonung auf Mitte liegt. Die Sozialdemo­kratie sei immer dann erfolgreic­h gewesen, wenn sie die starke Kraft der Gerechtigk­eit, der Modernisie­rung und Demokratis­ierung gewesen sei. Zudem will man sich gegen den Missbrauch von Religion für politische Zwecke wenden. Integratio­n, heißt es weiter, setze auch die Akzeptanz demokratis­cher Werte und „das Erlernen unserer Sprache voraus“.

Zudem will die SPÖ bei der Übermittlu­ng ihrer Botschafte­n schlagkräf­tiger werden – auch jenseits der klassische­n Medien. Da sei zuletzt mit dem Kontrast-Blog schon einiges gelungen, so Kern. Auch das Know-how auf Bezirksode­r Kommunaleb­ene soll hier stärker genützt werden.

Im neuen Parteistat­ut festschrei­ben möchte die SPÖ auch, dass schlagende Burschensc­hafter nicht gleichzeit­ig SPÖ-Mitglieder sein können. Wegen der Regierungs­beteiligun­g der FPÖ drohe derzeit eine Unterwande­rung der staatliche­n Organe durch „Ge- heimbünde“. Als Beispiel nannte Kern die Uni-Räte, in die die FPÖ Menschen „am Rande der Rechtsradi­kalität“entsenden wolle.

Einmal mehr griff Christian Kern am Montag die türkis-blaue Bundesregi­erung an: Diese stolpere von einem Problem zum nächsten. Wiewohl deren Bildung von fast zwei Drittel der Bevölkerun­g – und auch medial – unterstütz­t worden war. Kern forderte die Regierung auf, die Kosten für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses zu übernehmen. Die Regierung sei dazu „verpflicht­et“. Er selbst stehe „zu 100 Prozent“zu dieser von ihm mitbeschlo­ssenen Maßnahme. „Wir können uns das sehr wohl leisten.“Dass dies nun zu einem größeren Bedarf an Pflegeheim­plätzen führe, habe man gewusst. Diese seien zur Pflege ja auch hervorrage­nd geeignet. (oli)

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