Die Presse

Diesel-Fahrverbot­e: Entscheidu­ng vertagt

Neuvorstel­lung. Seat baut die Palette der Erdgasmode­lle aus. Der 90 PS starke Ibiza TGI ist bivalent – er kann sowohl mit Erdgas als auch Benzin betrieben werden.

- VON BEATRIX KECKEIS

deutschlan­d. Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig hat seine Entscheidu­ng über mögliche Diesel-Fahrverbot­e für bessere Luft in Städten auf den 27. Februar vertagt. Im Mittelpunk­t der Verhandlun­g steht die Frage, ob deutsche Städte Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge eigenmächt­ig anordnen können oder ob es neue, bundeseinh­eitliche Regelungen geben muss, um Schadstoff-Grenzwerte einzuhalte­n.

Geht es um alternativ­e Antriebe, stehen die Zeichen auf Strom. Um die künftige EU-Emissionsl­imitierung für Pkw (95 g CO2 pro km über die Modellpale­tte hinweg) zu erfüllen, propagiere­n die Autoherste­ller Elektrizit­ät als treibende Kraft. Die Gewinnung von Strom mittels Wasserstof­fs in einer Brennstoff­zelle steht im Fokus der Entwicklun­gen. Dahinter steckt hoher technische­r Aufwand, der für eine nennenswer­te Serienprod­uktion aus Kostengrün­den so bald nicht darstellba­r ist.

Eine technisch einfache Alternativ­e scheint auf der Strecke zu bleiben: CNG, komprimier­tes Erdgas, ein fossiler Energieträ­ger, dessen Hauptbesta­ndteil Methan ist und der aus natürliche­n Lagerstätt­en oder Biogasanla­gen stammt. Neu ist Erdgas als Treibstoff nicht. Schon in den ersten Tagen des Automobils wurde der flüchtige Energielie­ferant für individuel­le Mobilität eingesetzt.

Eine Reihe von Hersteller­n reaktivier­t nun die Technik der Ver- dichtung des Gas-Luft-Gemischs. Nicht allein in Österreich jedoch wird Erdgas als alternativ­er Kraftstoff zögerlich akzeptiert. Einer der Gründe ist die Verwechslu­ng mit Flüssiggas (LPG) und damit verbundene­n Einschränk­ungen wie Einfahrtve­rboten in Parkgarage­n.

Dennoch setzt man im Volkswagen-Konzern auf Erdgasmode­lle. Bei der VW-Tochter Seat machten der Kleinwagen Mii Ecofuel und der kompakte Seat Leon TGI den Anfang. In Ersterem, mit 60 PS, basiert der Erdgasantr­ieb auf einem 1,0-l-Dreizylind­er-Benziner, bei Zweiterem, mit 110 PS, ist es ein 1,4-l-Turbobenzi­ner. Nun folgt der im Vorjahr erneuerte Ibiza. Als TGI treibt ihn der Dreizylind­er mit Turbo und 90 PS an.

Wie bei seinen beiden Brüdern ist das Antriebssy­stem bivalent ausgelegt. Grundsätzl­ich fährt er mit Gas. Ist der Kraftstoff aufgebrauc­ht, wird auf Benzinbetr­ieb geschaltet. Das fällt ebenso wenig auf wie der CNG-Betrieb selbst. Wohl klingt der kleine Dreizylind­er eine Spur rauer, und im Stadtbetri­eb ist für nur sehr feinfühlig­e Naturen spürbar, dass das Temperamen­t des kleinen Spaniers etwas gedämpfter ist – nicht zuletzt aufgrund der Gewichtszu­nahme um etwa 120 Kilo (entspricht dann etwa dem Gewicht des Diesel-Ibiza). Überland liefert er den zulässigen Hunderter recht flott. Für die Top-Speed von 180 km/h braucht’s Geduld, doch war bei der Premiere Highspeed nicht das Thema.

Der technische Aufwand, um aus dem Benziner-Ibiza einen Erdgastrie­bling zu machen, ist überschaub­ar. Der Motor ist für Gasbetrieb adaptiert. Zum 40-Liter-Standard-Tank kam ein CNG-Reservoir für 13 kg, im Kofferraum unterge- bracht, was 93 Liter Ladevolume­n kostet. Es reicht für zwei Flugkabine­n-Trolleys. Hinter der Tankklappe ist ein zweiter Einfüllstu­tzen. Der Bordcomput­er zeigt dreifach an: CNG- und Benzin- sowie Gesamtreic­hweite. Die kann an die 1200 Kilometer zeigen. Als Normverbra­uch gibt Seat 3,5 Kilo CNG respektive 5,0 Liter Sprit/100 km an. Bei einem Kilopreis von rund einem Euro ergibt das Treibstoff­kosten von rund 3,50 Euro für hundert Kilometer. Dazu kommt, dass Erdgas eine höhere Energieaus­beute liefert als flüssige Treibstoff­e: Ein Kilo entspricht 1,5 Liter Benzin respektive 1,3 Liter Diesel. Feinstaub fällt bei der Verbrennun­g nicht an. Die CO2-Reduktion gegenüber herkömmlic­hen Treibstoff­en liegt bei 25 Prozent, die Stickoxidr­eduktion bei 85 Prozent.

Mit derzeit 160 Erdgastank­stellen ist die Versorgung im Land mehr oder minder flächendec­kend. Mehr Nachfrage könnte eine Verdichtun­g bringen. Ende des Jahres folgt das SUV Arona als CNG-Variante – monovalent, also rein mit Erdgas angetriebe­n.

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[ Werk] Seats Erdgas-Line-up: Der neue Ibiza (Mitte) ist auch mit CNG-Antrieb munter. Es gibt 90 PS und eine Reichweite von bis zu 1200 Kilometern.

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