Die Presse

Leben auf Saturn- und Jupitermon­den Enceladus und Europa?

Astrobiolo­gie. In einem Labor in Wien wurde gezeigt, dass Bakterien in der Umwelt des Enceladus gedeihen könnten. Ob sie es tun, weiß niemand.

- VON JÜRGEN LANGENBACH

Gibt es Leben auf anderen Himmelskör­pern? Es müssen ja nicht Planeten sein, auch auf Monden könnte etwas gedeihen, selbst wenn sie auf den ersten Blick so lebensfein­dlich aussehen wie Enceladus und Europa. Ersterer kreist um den Saturn, Letzterer um den Jupiter, beide sind rundum mit kilometerd­icken Eispanzern bedeckt. Aber unter denen gibt es riesige Meere, die nötige Wärme kommt von der Gravitatio­nskraft der Planeten, die ihre Monde ständig verformt.

Und dass es auf Enceladus auch viele Moleküle gibt, die mit Leben zu tun haben können, zeigte sich letzten Herbst: Die Raumsonde Cassini sichtete am Südpol Geysire, die alles mögliche kilometerh­och ausspuckte­n, darunter Wasserstof­f (H2)), Kohlen- dioxid (CO2) und Methan (CH4). Letzteres macht Astrobiolo­gen hellwach, es kann von Bakterien gebildet werden, es kann allerdings auch geogen entstehen. Und das auf Enceladus? Es könnte biogen sein, eine Gruppe um Simon Ritmann (Ökogenomik und Systembiol­ogie Uni Wien) hat es im Labor gezeigt: Man hat verschiede­ne methanogen­e Bakterien der mutmaßlich­en Umwelt von Enceladus ausgesetzt, und eines – Methanothe­rmococcus okinawensi­s – kam so gut zurecht, dass es Methan produziert­e. Ob es oder ein vergleichb­ares das auch auf Enceladus tut, könnten nur die Isotopen in dessen Methan zeigen (Nature Communicat­ions 27. 2.).

Auf der Erde hat dieses Bakterium die Unwirtlich­keit der Tiefsee bei Japan erschlosse­n, ein zweites ist nicht weniger staunenswe­rt: Candidatus desulforud­is audax- viator. Das lebt in 2,8 Kilometern Tiefe in der Goldmine Mponeng bei Johannesbu­rg, und es lebt davon, dass es dort auch Uran gibt. Dessen Strahlung zerlegt Sickerwass­er in freie Radikale, die attackiere­n das Gestein, vor allem Pyrit (FeS2), am Ende stehen Sulfate, aus denen die Bakterien die chemische Energie ATP synthetisi­eren.

Leben auf der Basis von Kernenergi­e

„Es ist das erste Mal, dass ein Ökosystem gefunden wurde, das direkt auf der Basis von Kernenergi­e lebt“, berichtet der Entdecker Douglas Garante (Sao˜ Paulo). Und was hat das nun mit dem Jupitermon­d Europa zu tun, über dessen Inneres man nur weiß, dass auch dort Ozeane sind? Garante schließt aus besser analysiert­en Himmelskör­pern, dass es auf Europa radioaktiv­e Strahler und Pyrit gibt, möglicherw­eise also auch Bakterien (Scientific Reports 26. 2.).

Endgültig von der Liste möglicher belebter Himmelskör­per gestrichen werden musste hingegen einer, der bei seiner Entdeckung im Sommer 2016 heiß gehandelt wurde, ein Exoplanet: Er kreist um den Stern, der unserer Sonne am nächsten ist – 4,2 Lichtjahre –, Proxima Centauri, der Planet liegt auch in der „habitablen Zone“, das ist die, in der es flüssiges Wasser geben könnte.

Aber Proxima Centauri ist ein sehr aktiver Roter Zwerg, der oft tödliche UV- und Röntgenstr­ahlung ausstößt. Und letzten März tat er das zehn Sekunden lang so stark, dass er seine Leuchtkraf­t vertausend­fachte. Da hätte auf dem Planeten nichts überlebt, Meredith MacGreogor (Harvard) hat es beobachtet ( Astrophysi­cal Journal Letters 26. 2.).

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