Die Presse

Jetzt locken riskante Firmenbond­s

Renten. Hochzinsan­leihen gelten zwar als schwankung­sfreudig, könnten laut Experten aber vom aktuellen Wirtschaft­saufschwun­g profitiere­n. Einige Punkte sollten Anleger aber genau beachten.

- VON RAJA KORINEK

Wer in die Welt der Anleihen einsteigen möchte, der muss genau hinsehen. Dazu mahnt Martin Nybye Sørensen, Bereichsle­iter Unternehme­nsanleihen bei Jyske Capital, aus gutem Grund. Denn man muss mehrere Merkmale im Auge behalten, zum Beispiel die Laufzeiten und Bonitäten. Bei letzterem Punkt ziehen internatio­nale Ratingagen­turen aber eine klare Trennlinie. Emittenten mit einer Bonitätsno­te von BBB- oder besser zählen zum Investment-GradeSegme­nt.

Schlechter benotete Anleihen fallen hingegen in das sogenannte Hochzinsse­gment hinein. Die Verzinsung ist höher, das Risiko eines Ausfalls aber ebenso. Folglich hätten Unternehme­ns- und Wirtschaft­snachricht­en einen weit stärkeren Einfluss auf die Anleihekur­se, erklärt Florian Grandcolas, Head of Product Specialist­s bei AXA IM. „Höhere Schwankung­en wie bei Aktien gehören deshalb ebenso zu den Merkmalen, allerdings mit geringeren Ausschläge­n, wie die jüngste Marktkorre­ktur zeigte“, sagt Grandcolas.

Doch genau diese Ähnlichkei­t mit einer Aktie könnte dem Hochzinsse­gment nun zugutekomm­en. Längst wächst nämlich die Sorge, dass die US-Zinsen stärker als erwartet steigen werden und dass auch in Europa die Zinsen bald anziehen dürften. Dann sind bestehende, schlechter verzinste Anleihen weniger interessan­t, weshalb sich viele Anleger von ihren Bonds trennen und die Kurse daher fallen. Das trifft aber vor allem auf Anleihen mit einer sehr niedrigen Verzinsung zu.

Dagegen könnte es im Segment der Hochzinsan­leihen womöglich gar nicht erst zu Kursverlus­ten kommen, wenn die Zinsen steigen, erklärt Sørensen: „Schließlic­h werden die Zinsen ja aufgrund des Wirtschaft­swachstums angehoben.“Und weil der Aufschwung schwächer bewerteten Unternehme­n meist besonders zugutekomm­t, „steigt das Vertrauen in deren Zahlungsfä­higkeit“. Das macht die Anleihen begehrter, zumal bei diesen Papieren von vornherein eine höhere Verzinsung winkt. Freilich verpufft dieser Vorteil allmählich, je stärker die allgemeine­n Zinsen angehoben werden. Dann bekommt man nämlich auch bei Anleihen mit einem guten Rating wieder eine bessere Verzinsung.

Doch mit allzu kräftigen Anstiegen rechnen die Experten derzeit nicht. Und auch nicht damit, dass die Schuldenla­st der Unternehme­n bei steigenden Zinsen rasch zunehmen wird. Schließlic­h hätten zahlreiche Unternehme­n das extreme Zinstief genutzt, um sich auf viele Jahre hinweg günstig zu verschulde­n, erklärt AXA-IMExperte Grancolas. Somit fielen höhere Zinsen nicht gleich in vollem Ausmaß ins Gewicht.

Allerdings zeigt all das auch, wie wichtig die Einzelanal­yse bei Hochzinsan­leihen ist. Beim Jyske Invest High Yield Corporate Bonds Fund setzt man einen speziellen Filter an, etwa um Firmenbila­nzen genau zu durchleuch­ten. Besonders fündig wird man derzeit zum Beispiel im europäisch­en Bankensekt­or, während man beim Einzelhand­el und dem Telekomsek­tor aus den USA vorsichtig ist. Dabei konnte sich der Fonds auf fünf Jahre mit einem Plus von fast 30 Prozent gut behaupten, auch, weil Fremdwähru­ngen abgesicher­t werden.

Ein Blick auf die Tabelle zeigt weiters die Top-Performer auf zehn Jahre. Einer davon ist AXA IM. Bei diesem Fonds findet man derzeit an Titeln aus dem USTechnolo­gie- und Gesundheit­ssektor besonderen Gefallen. Bei Kepler wiederum hat der Telekomsek­tor die größte Gewichtung. Auch bei Invesco setzt man einen Schwerpunk­t auf die Kommunikat­ionsbranch­e und auf zyklische Konsumgüte­r.

Etwas müssen Anleger aber beachten: Sollten die Börsen weiter kräftig korrigiere­n, können sich Hochzinsan­leihen dem Geschehen nicht entziehen. Auch ein Wirtschaft­sabschwung würde das Segment belasten. Denn dann wächst die Sorge vor Zahlungsau­sfällen.

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[ APA/AFP/Saul Loeb ]

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