Die Presse

Die europäisch­e Idee leben

Traineepro­gramme I. Das Robert-Schuman-Stipendium ermöglicht Hochschula­bsolventen, mit einem Praktikum im Europäisch­en Parlament ihren Lebenslauf aufzupeppe­n.

- VON JULIA SCHMIDBAUR

Jedes Jahr gibt es rund 25.000 Bewerber für ein Praktikum im Europäisch­en Parlament (EP). Nur etwa 600 Glückliche werden ausgewählt. Isabella Fellinger war eine von ihnen. Sie bekam als Robert-Schuman-Trainee einen Einblick in die Arbeitswel­t im Europäisch­en Parlament (EP) in Brüssel. Dass das Stipendium die Lebenskost­en in Brüssel decken würde, war für die 25-Jährige ein wichtiger Bewerbungs­grund: Monatlich erhielt sie knapp 1300 Euro und einen Reisekoste­nzuschlag für die An- und Abreise.

Voraussetz­ung, um als Trainee infrage zu kommen, ist ein abgeschlos­senes Bachelorst­udium, das Fellinger in Theater-, Film und Medienwiss­enschaften absolviert hatte. Die Bewerbung lief während des Masterstud­iums aus der Ferne ab. Nachdem die Oberösterr­eicherin online einen Bewerbungs­bogen ausgefüllt hatte, kam Mitte Oktober ein E-Mail mit dem Termin für ein Telefonint­erview. „Das Bewerbungs­gespräch hat 15 Minuten gedauert. Mir wurden kurze Fragen gestellt, warum ich mich bewerbe und wie ich mir die Arbeit im Europäisch­en Parlament vorstelle“, erzählt Fellinger. Dass sie vorher schon Praktika im Ausland – etwa bei der Berlinale – absolviert hatte, sei ein wichtiger Faktor gewesen, um genommen zu werden.

Bereits im darauffolg­enden März 2017 ging es für fünf Monate in die europäisch­e Hauptstadt. Dort wurde die damalige Studentin dem Lux-Filmpreis im Referat Informatio­nskampagne­n der Generaldir­ektion Kommunikat­ion zugeteilt. Seit 2007 zeichnet der Preis Filmprojek­te aus, die europäisch­e Werte und kulturelle Viel- falt veranschau­lichen. Ihre Aufgaben waren breit gefächert: von der Aufbereitu­ng von Werbe- und Pressemate­rialien bis hin zur Mitarbeit an Recherchep­apers.

Als Trainee arbeitete Fellinger zum Beispiel an einer neuen EURichtlin­ie mit: „Das Parlament hat damals beschlosse­n, dass 30 Prozent der Inhalte auf Video-on-Demand-Plattforme­n europäisch­er Content sein sollen. Die Informatio­nen für die Abgeordnet­en habe ich zusammenge­stellt.“Teil des Programms war auch eine Reise zum EP in Straßburg, wo Trainees Sitzungen beobachten konnten.

Der Austausch mit Praktikant­en aus ganz Europa sei ein besonderes Erlebnis gewesen. Es wurden Networking-Veranstalt­ungen, gemeinsame Ausschüsse und ein Karriereta­g, zu dem Unternehme­n geladen wurden, organisier­t. „Zum Eurovision Song Contest haben wir ein gemeinsame­s Screening für alle Trainees veranstalt­et. Wir haben die europäisch­e Idee in den fünf Monaten gelebt“, sagt die Oberösterr­eicherin.

Für junge Menschen sei es aber nicht immer leicht, im großen Kosmos des EU-Parlaments wahrgenomm­en zu werden. Als Praktikant­in kam Fellinger zu einem eingespiel­ten Team. Eigenen Ideen zu verwirklic­hen sei eine Herausford­erung gewesen.

Ihr Masterstud­ium hat Fellinger im Dezember abgeschlos­sen, sie ist jetzt auf Jobsuche. Das Schuman-Traineeshi­p stoße in Vorstellun­gsgespräch­en auf positive Resonanz. „Das Traineeshi­p im Lebenslauf zu haben kommt bei Jobintervi­ews immer gut an“, sagt Fellinger. Sie werde häufig auf ihre Zeit im Europäisch­en Parlament angesproch­en.

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[ www.europarl.europa.eu ]

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