Die Presse

Nichts geht ohne die SPÖ

Die Briefwähle­r brachten den Sozialdemo­kraten das 18. Mandat. Eine Regierung ohne SPÖ ist nun nicht mehr möglich. Jetzt beginnen die Koalitions­verhandlun­gen.

- VON MARTIN FRITZL

Die Briefwähle­r brachten der SPÖ das 18. Mandat. Eine Regierung ohne SPÖ ist nun nicht mehr möglich. Jetzt beginnen die Koalitions­verhandlun­gen.

Wien/klagenfurt. Fast sieben Stunden lang dauerte am Montag die Auszählung der Briefwahls­timmen – und die brachten nochmals eine entscheide­nde Änderung des Ergebnisse­s: Ein Mandat wanderte von der ÖVP zur SPÖ. Die stellt nun 18 der 36 Abgeordnet­en im Kärntner Landtag. Das bedeutet: Die SPÖ braucht weiterhin einen Koalitions­partner für eine Mehrheit im Landesparl­ament. Aber die drei anderen Parteien können keine Mehrheit gegen die SPÖ mehr bilden. Im Vorfeld der Wahl war spekuliert worden, die FPÖ könnte mithilfe der ÖVP und eventuell des Teams Kärnten den Landeshaup­tmann stellen. Das geht nun nicht mehr.

Am Sonntag hatte die Kärntner SPÖ ihren Wahlsieg noch ausgiebig gefeiert, am Montag hatte die Politik in Kärnten Pause. Erst für Dienstag sind die Parteivors­tandssitzu­ngen von SPÖ, ÖVP und FPÖ angesetzt. Das Thema: die anstehende­n Koalitions­verhandlun­gen. Mit raschen Ergebnisse­n ist da allerdings nicht zu rechnen, denn der Wahlsieger SPÖ will sich Zeit lassen.

Gespräche mit allen

Landeshaup­tmann Peter Kaiser wird nun mit allen Parteien Gespräche führen, auch mit jenen, die den Einzug in den Landtag nicht geschafft haben. Danach wird der SPÖ-Vorstand entscheide­n, mit wem nun tatsächlic­h Verhandlun­gen aufgenomme­n werden. Diese starten dann frühestens nächste Woche.

Eines ist schon vorher klar: Alle drei Parteien, FPÖ, ÖVP und Team Kärnten, haben ihr Interesse an einer Regierungs­beteiligun­g schon deponiert. Die Opposition­srolle im Landtag scheint weit weniger attraktiv zu sein als jene als Juniorpart­ner in der Regierung. Die SPÖ hat also die Wahl – auch wenn es mit keinem der möglichen Koalitions­partner ganz einfach werden dürfte:

1 Rot-blAues Experiment ist eher unwAhrsche­inlich

Mit der FPÖ hätten die Sozialdemo­kraten eine komfortabl­e Zweidritte­lmehrheit. Und Peter Kaiser hat diese Variante ausdrückli­ch nicht ausgeschlo­ssen. Unter umgekehrte­n Vorzeichen hat es diese Koalitions­form in Kärnten bereits einmal gegeben: Bekannt geworden als Chianti-Koalition, abgeschlos­sen zwischen Jörg Haider und Peter Ambrozy im Jahr 2004. Aktuell regiert Hans Niessl im Burgenland mit einer rot-blauen Koalition.

Peter Kaiser ist allerdings im Machtgefüg­e der Sozialdemo­kratie der Gegenpol zu Hans Niessl. Obwohl er einen moderaten Kurs der Mitte fährt, hat er seine linken Wurzeln noch nicht ganz vergessen. Und so ist es äußerst unwahrsche­inlich, dass er ohne Not mit den Freiheitli­chen zusammenar­beiten wird. Im Gegensatz zum Parteichef hat sein Landespart­eisekretär Daniel Fellner seine Ablehnung schon ganz offen zum Ausdruck gebracht: Eine Zusammenar­beit mit der FPÖ sei „nur ganz schwer vorstellba­r“, so Fellner in der „Kleinen Zeitung“.

2 TeAm Kärnten Als Unsicherhe­itsfAktor

Eine Koalition mit dem Ex-SPÖPolitik­er Gerhard Köfer wäre an sich logisch, inhaltlich ließen sich am ehesten Übereinsti­mmungen finden. Fraglich ist allerdings, ob die SPÖ das Team Kärnten nicht als Unsicherhe­itsfaktor bewertet. So ist in der jüngsten Legislatur­periode von vier Abgeordnet­en ein einziger übrig geblieben.

3 Rot-SchwArz Als wAhrschein­lichste VAriAnte

Mit Christian Benger hat die SPÖ schon die vergangene­n fünf Jahre zusammenge­arbeitet – wenn auch nicht ganz friktionsf­rei. So hätte Benger fast das gemeinsame Projekt einer neuen Landesverf­assung zu Fall gebracht, weil er das Slowenisch doch nicht erwähnt haben wollte. Jetzt gilt Bengers Forderung, bei den Spitälern 140 Mio. Euro einzuspare­n, als Haupthinde­rnis. Dennoch: Eine Zusammenar­beit mit der ÖVP scheint derzeit die wahrschein­lichste Variante.

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[ APA/Hochmuth ] Gefeierter Wahlsieger: Kärntens Landeshaup­tmann, Peter Kaiser (SPÖ).
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