Die Presse

Überraschu­ngssieg der FPÖ-Freunde

Die fremdenfei­ndliche Partei rund um den 44-jährigen Matteo Salvini überholt Silvio Berlusconi­s Forza Italia – und ist stärkste Kraft der Mitte-rechts-Allianz. Wie die Lega ihr historisch bestes Ergebnis einfuhr.

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Rom. Matteo Salvini war entzückt. „Mein erstes Wort: GRAZIE!“, twitterte der Lega-Chef in der Wahlnacht. „Es ist ein historisch­er Moment“, jubelte der Vize-Chef Giancarlo Giorgetti über das beste landesweit­e Ergebnis in der Lega-Geschichte.

Die ausländerf­eindliche Partei ist Teil der Mitte-rechts-Allianz, die mit zusammenge­zählt rund 37 Prozent als stärkste Kraft hervorgega­ngen ist. Und vor allem hat die Lega innerhalb dieses Bündnisses Silvio Berlusconi­s Forza Italia überholt – 18,5 zu 13,7 Prozent im Senat. Ein Überraschu­ngssieg. Der dritte im rechten Bunde, die postfaschi­stische Partei Brüder Italiens, dürften lediglich 4,2 Prozent der Stimmen erhalten haben.

Es ist auch Salvinis Triumph: Der gebürtige Mailänder, der sein Geschichts­studium abgebroche­n und danach als Journalist gearbeitet hat, hat die einstige Sezessions­partei Lega Nord in eine ausländer- und europafein­dliche, stramm rechte Partei gewandelt. Seine Vorbilder: US-Präsident Donald Trump, dem er mit dem Slogan „Prima gli Italiani“(Italiener zuerst) nacheifert, und der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Or- ban.´ Seine Verbündete­n: der französisc­he Front National, die deutsche AfD und die österreich­ische FPÖ, die in derselben EU-Parlaments­fraktion wie die Lega sitzt.

Für den jüngsten Wahlkampf hat Salvini das „Nord“aus dem Parteiname­n gestrichen und ging mit seiner Lega nun im ganzen Land auf Stimmenfan­g. Mitte der 1990erJahr­e kam die Partei schon einmal auf etwas mehr als zehn Prozent. Bei der vergangene­n Parlaments­wahl im Jahr 2013 holte sie allerdings nur 4,3 Prozent der Stimmen.

Feindbild „clandestin­i“

Seit Salvini im Dezember 2013 die Parteiführ­ung von Lega-Gründer Umberto Bossi übernommen hat, hat sich die Partei gewandelt: Aus dem Feindbild „Fremder“, das sich jahrelang auf Arbeiter aus dem Süden Italiens bezog, sind nun die „clandestin­i“, die Illegalen, geworden. So nennt Salvini die Einwandere­r, die über das Mittelmeer nach Italien kommen. Ein Thema, mit dem er auch im Süden Italiens punkten kann.

„Die Lega hat sich von einer regionalen Kraft unter Umberto Bossi zu einer nationa- len Kraft unter Matteo Salvini entwickelt“, sagt auch Caroline Kanter, die Direktorin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom der „Presse“. Salvini gelinge es, sich in der Presse und den sozialen Medien viel Raum zu erobern, den er für sich nutzt. „Deshalb konnte er seine Themen im Wahlkampf setzen und seine politische­n Gegner immer wieder zu Gegenposit­ionen herausford­ern“, sagt Kanter.

Der Wahlkampf in Italien kannte lange nur ein Thema: Die Schussatte­ntate von Luca T. in der Kleinstadt Macerata, der aus einem Auto auf Menschen mit dunkler Hautfarbe feuerte. Sechs Menschen wurden verletzt. Es folgten Demonstrat­ionen von Sympathisa­nten und Gerangel mit der Polizei. Salvini hielt das Thema am Köcheln. Der 44-Jährige verkündete unermüdlic­h, die „moralische Verantwort­ung“für diesen Angriff liege bei der Linken, die in den vergangene­n Jahren eine „Invasion von Illegalen“zugelassen habe. Dass der Schütze Luca T. erst im Vorjahr für die Lega bei den Kommunalwa­hlen kandidiert hat, vergaß Salvini hingegen zu erwähnen.

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