Der rechte Dissident der Kärntner SPÖ
Porträt. Er kommt aus der SPÖ, scheiterte dort an Peter Kaiser und könnte nun mit diesem regieren: Gerhard Köfer war eine der Überraschungen des Wahlabends. Ein Sozialdemokrat, der zu Frank Stronach ging und jetzt seine eigene Partei hat.
Er war einer der drei „Gerhards“, die jahrelang die Geschicke der Kärntner SPÖ mitbestimmten und auch immer wieder selbst als Parteichefs gehandelt wurden: Gerhard Seifried, Bürgermeister von Wolfsberg, Gerhard Mock, Bürgermeister von St. Veit/Glan und eben Gerhard Köfer, Bürgermeister von Spittal/Drau. Drei wirtschafts- und Haider-freundliche Pragmatiker, drei Vertreter des rechten Parteiflügels.
16 Jahre lang war der leutselige Gerhard Köfer, zuvor Gendarm und Bankbeamter, Bürgermeister von Spittal/Drau gewesen. In seiner Partei hatte er, der von 2006 bis 2012 auch Nationalratsabgeordneter war, immer wieder einmal für Irritationen gesorgt: Er wollte die Anrede Genosse abschaffen. Auf der Homepage seiner Stadt ließ er Frauen in lasziven Posen für diese werben, was die damalige SPÖ-Frauenchefin, Barbara Prammer, erboste. Und er trat beim FPÖ-Bundesparteitag, der in Spittal/Drau stattfand, als Gastredner auf.
Beinahe wäre Köfer 2010 selbst SPÖVorsitzender in Kärnten geworden. Er zögerte zuerst mit einer Kandidatur gegen den vom Partei-Establishment favorisierten Peter Kaiser, ließ die Nennfrist verstreichen und gab erst auf dem Parteitag selbst seine Kandidatur bekannt. Unter Berufung auf ein Bundesparteistatut bestand die Kaiser-Fraktion dann allerdings darauf, dass über Köfers Zulassung erst geheim abgestimmt werden müsse und dieser eine Zweidrittelmehrheit brauche. Einige Jahre zuvor, als Peter Ambrozy auch erst auf dem Parteitag seine Kandidatur bekannt gab, war das noch nicht notwendig gewesen. Köfer scheiterte. Der Weg für Kaiser an die Spitze war frei.
Der Bruch mit der Partei war dann nur noch eine Frage der Zeit. Da traf es sich, dass Gerhard Köfer an sich heilpraktische Fähigkeiten entdeckte und fortan als Energetiker – also mehr oder weniger mittels Handauflegen – Menschen und auch Tiere behandelte. Wie etwa die Pferde von Frank Stronach.
Bald kamen die beiden auch politisch überein. 2013 kandidierte Köfer in Kärnten für das Team Stronach und machte auf Anhieb 11,2 Prozent. Von Stronach sagte er sich in der Folge bald wieder los. Die vergangenen Jahre war Gerhard Köfer als Landesrat in der bisherigen Proporzregierung für den Straßenbau zuständig.
Am Sonntag gelang ihm mit seinem Team Kärnten mit 5,8 Prozent der Wiedereinzug in den Landtag. In seiner Heimatstadt Spittal/Drau erreichte er 20 Prozent. Mit seinen drei Mandaten könnte Köfer der SPÖ von Peter Kaiser, seinem alten Rivalen und seiner ehemaligen Partei, nun zur Regierungsmehrheit verhelfen.
Ideologisch sollte das möglich sein: Köfer geht einen politischen Weg der Mitte, mit sozialem Gewissen, aber doch wirtschaftsaffin, und er pocht auf einen ausgeglichenen Haushalt. Dem hat sich mittlerweile auch die SPÖ angenähert, auch Peter Kaiser war zuletzt sehr stolz über einen leichten Budgetüberschuss im Jahre 2017.
Auch atmosphärisch würde es passen. Kaiser und Köfer sind nach wie vor per Du, sie saßen gemeinsam in der Landesregierung, und auch im Wahlkampf haben die beiden Kontrahenten kaum ein negatives Wort übereinander verloren.
Gerhard Köfer ist kein zurückhaltender Intellektueller wie Peter Kaiser, er ist ein hemdsärmeliger Pragmatiker, politisch mittlerweile eine One-Man-Show, wobei es die Ansätze dazu immer schon gab. Er führt gewissermaßen die rechte Tradition der Kärntner Sozialdemokratie fort. War diese unter Leopold Wagner noch national konnotiert, so drückt sie sich heute in einem unternehmerfreundlichen Kurs aus, der jeden Anflug von Klassenkampf ablehnt.
In erster Linie ist das Team Kärnten aber keine ideologische Veranstaltung, sondern ein Personenkomitee für Gerhard Köfer. Im Zentrum steht er, die anderen kennen höchstens politische Feinspitze. Der ehemalige Kärntner Neos-Chef Klaus-Jürgen Jandl ist beispielsweise mit dabei. Dafür verlor Köfer vor Kurzem seine Landtagsabgeordnete Isabella Theuermann an die FPÖ.