Die Presse

Kneissl führt Cavuso˘glu die Lipizzaner vor

Türkischer Außenminis­ter kommt nach Wien.

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Zum Weltfrauen­tag hat Karin Kneissl eine Geste der Solidaritä­t gesetzt. Die Außenminis­terin hatte angekündig­t, den Mitarbeite­rinnen im Diplomatis­chen Dienst am 8. März freizugebe­n. Für sie selbst gilt die Dispens nicht. Für Donnerstag hat sich ein wichtiger Besuch aus Ankara angesagt: die Retourvisi­te Mesüt Cavusoglus,˘ des türkischen Chefdiplom­aten.

Der Besuch ist nach schweren Turbulenze­n und der Forderung Wiens nach einem Abbruch der EU-Beitrittsv­erhandlung­en von einer amikalen Atmosphäre geprägt. Nachdem Cavusoglu˘ seine neue Kollegin bereits nach vier Wochen im Amt Ende Jänner nach Istanbul eingeladen hatte, sprach Kneissl eine Gegeneinla­dung aus. Zum ursprüngli­ch anvisierte­n Termin am 8. Februar war der türkische Außenminis­ter wegen einer Auslandsre­ise des Präsidente­n Erdogan˘ verhindert.

Die Außenminis­terin, eine Pferdelieb­haberin, hat sich ein besonderes Programm ausgedacht – den Besuch der Spanischen Hofreitsch­ule und eine Vorführung der Lipizzaner. Cavusoglus˘ Einladung auf die Prinzenins­eln vor den Toren Istanbuls, die bei Kneissl Kindheitse­rinnerunge­n geweckt hätte, war dem stürmische­n Wetter zum Opfer gefallen. Trotz einer aufziehend­en Grippe wollte sie den IstanbulBe­such nicht absagen.

Österreich und die Türkei sind um eine diplomatis­che Charmeoffe­nsive bemüht. Kneissl verschwieg beim Treffen mit Cavusoglu˘ im Dolmabahce-¸ Palast die Differenze­n mit der Regierung in Ankara in der EUPolitik und in Menschenre­chtsfragen nicht. In den großen Streitfrag­en erzielten die Minister zwar keine Annäherung, kamen einander indes persönlich näher. „Es ist vieles im Fluss“, sagte Kneissl. Unmittelba­res Ergebnis ist die Wiederaufn­ahme der archäologi­schen Grabungen in Ephesos. (vier)

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