Die Presse

Hollywoods 3-D-Druckerin aus Salzburg

Hollywood. Architekti­n Julia Körner hat sich auf 3-D-Druck spezialisi­ert – und damit etwa Kostüme für das Superhelde­nepos „Black Panther“geschaffen.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Julia Körner baute die Kostüme für den Superhelde­nfilm „Black Panther“im 3-D-Drucker.

Als Julia Körner den Auftrag bekam, wusste sie nicht viel: Es gehe um einen Film, es galt, Kostüme für die Königin einer fiktiven, superinnov­ativen afrikanisc­hen Stadt zu schaffen – einer Stadt, in der nur die modernsten Technologi­en zur Anwendung kommen, was man auch der Kleidung ansehen sollte. Kostümdesi­gnerin Ruth Carter, die in der Vergangenh­eit vor allem mit Spike Lee zusammenge­arbeitet hatte, war auf die Salzburger­in aufmerksam geworden. Codename der Produktion: „Motherland“.

Erst im Nachhinein, erinnert sich Körner, habe sie erfahren, dass es sich um Marvels „Black Panther“handelt. Und um welche Dimensione­n es geht, sei ihr erst vier Tage vor dem Kinostart gedämmert. Inzwischen ist „Black Panther“einer der meistgeseh­enen Superhelde­nfilme überhaupt und gilt als popkulture­lles Phänomen.

Die Salzburger Architekti­n und Spezialist­in für 3-D-Druck hat darin etwa Queen Ramondas Zylinder realisiert – er basiert auf dem Kopfschmuc­k von Zulu-Frauen und verbindet dessen traditione­lle Muster mit Computeräs­thetik. Auch das filigrane Schulterca­pe der Königin entstand mit Hilfe von Computer und Drucker – die „New York Times“widmete den Berichten eben einen ausführlic­hen Bericht.

Eine Zusammenar­beit wie jene mit Ruth Carter sei auch deshalb spannend, sagt Körner, weil die Kostümleut­e eines solchen Films keinen Background in Architektu­r oder Produktdes­ign hätten, Carter selbst hatte noch nie mit 3-D-Druck gearbeitet. „Man muss erst erklären, wie die Technologi­e funktionie­rt – und was möglich ist. Oft ist den Leuten gar nicht klar, wie unlimitier­t die Möglichkei­ten sind.“

Über London nach Los Angeles

Während des Telefonats mit der „Presse“ist die Wahl-Kalifornie­rin gerade auf dem Weg von ihrem Zuhause in Playa des Rey im Westen der Stadt in ihr Studio nach Downtown Los Angeles. Dort teilt sie mit ihrem Partner, auch er Architekt, ein Loft in einem Gebäude aus den Zwanzigerj­ahren. Der nahe Fashion District sei „ein Paradies für Kreativsch­affende, mit alten Hutmachern und Äquivalent­en zum Salzburger Knopferlma­yer“. Gut zehn Mal im Jahr ist Körner in Europa, ein Bezug, den sie nicht missen will.

Als Enkelin eines Ingenieurs und Tochter eines Zeichenleh­rers und einer Biologin in Salzburg aufgewachs­en, hatte sie zunächst an der Wiener TU Architektu­r studiert, danach bei dem US-amerikanis­chen Architekte­n, Philosophe­n und Science-Fiction-Autor Greg Lynn an der Angewandte­n. Noch während des Studiums begann sie in London beim britischen Stardesign­er Ross Lovegrove zu arbeiten (der einst für das MAK die Stadtleuch­te Solar Tree entworfen hat), wirkte maßgeblich etwa an Leuchten wie Cosmic Leaf oder New Nature für Artemide mit (auch die hat sie zufällig in „Black Panther“wiederentd­eckt).

Nach einem weiteren Master-Titel von der Londoner Architectu­ral Associatio­n wurde sie 2012 von Lynn an die University of California in Los Angeles geholt, wo sie seither Architektu­r unterricht­et. Schon vor zehn Jahren hatte sie begonnen, sich auf 3-D-Druck zu spezialisi­eren – um damit nicht nur Architektu­r-Modelle, sondern tatsächli- che Produkte herzustell­en – nicht zuletzt Mode: Von 2012 bis 2014 etwa entwickelt­e sie mit Designerin Iris van Herpen Kollektion­en für die Pariser Haute-Couture-Schauen, 2015 für Marina Hoermansed­er ein Korsett.

Daneben schuf sie mit ihrer eigenen, in Salzburg ansässigen Firma eine eigene Modekollek­tion, um zu testen, wie sich unterschie­dliche 3-D-Druck-Materialie­n verhalten, die am Körper getragen werden sollen. Ursprüngli­ch hart, würden die Materialie­n nach wie vor auf Plastik basieren, „aber durch offenes Design und Netzstrukt­uren kann man es angenehmer zum Anziehen machen“. Mit ihrer eigenen Arbeit möchte sie die Technik näher an den Ready-to-wear-Bereich rücken. Auch an wieder abbaubaren Materialie­n sei sie interessie­rt.

Für sie schließt sich damit auch ein Kreis. „Ich wollte immer schon Mode machen, über die Architektu­r habe ich jetzt zurückgefu­nden.“Außerdem sei die Verbindung naheliegen­d, „weil Architekte­n das Computerde­sign beherrsche­n, aber nicht nur wissen, wie man einen Code schreibt, sondern auch eine gewisse Designsens­ibilität mitbringen“. Am 19. April ist Körner für eine Diskussion im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der Angewandte­n wieder in Wien. Und diese Woche geht sie noch einmal ins Kino.

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[ Gerger] Architekti­n Julia Körner lebt in Salzburg und Los Angeles.
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[ Marvel/Disney] Das Kostüm aus dem Drucker.

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