Die Presse

Halbe-halbe – auch auf dem Land

Frauenpoli­tik. Die Opposition fordert von der Regierung bessere Kinderbetr­euung, um den Wiedereins­tieg in den Beruf zu erleichter­n. Die SPÖ plädiert für Lohntransp­arenz.

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Sie haben keine großen Büroräumli­chkeiten mehr, auch keine Frau an der Spitze – also ging der grüne Bundesspre­cher, Werner Kogler, am Dienstag auf die Straße, um vor dem Internatio­nalen Frauentag am 8. März eine kleine frauenpoli­tische Ansprache zu halten. Und um Kuchen zu verteilen.

Frauen sollten allerdings nicht den sprichwört­lichen halben Kuchen erhalten, meinte Kogler. „Sondern auch die halbe Bäckerei.“Er warnt davor, dass Frauen künftig verstärkt von Altersarmu­t betroffen sein werden.

Damit ist er auf einer Linie mit SPÖ-Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek. Auch sie nutzt den bevorstehe­nden Frauentag, um auf Ungleichbe­handlung aufmerksam zu machen. Noch immer gebe es nicht gleichen Lohn für gleichwert­ige Arbeit. Und die türkis-blaue Regierung unternehme dagegen auch nichts. „Ich habe noch keine einzige konkrete Maßnahme gehört“, meinte Heinisch-Hosek am Dienstag. Ihre Partei fordert ein Lohntransp­arenzgeset­z nach isländisch­em Vorbild. Dort werden Unternehme­n gezwungen nachzuweis­en, dass sie Männer und Frauen gleich bezahlen. Bei Verstößen gibt es Strafen.

Dass die österreich­ische Frauenmini­sterin, Juliane BognerStra­uß (ÖVP), den Wunsch der SPÖ erhöre, glaubt Heinisch-Hosek nicht. „Sie mag eine gute Molekularb­iologin sein, aber sie ist keine Frauenpoli­tikerin.“

Maximal fünf Wochen Ferien

Rückschrit­te sieht die ehemalige Frauenmini­sterin daher auch bei der Kinderbetr­euung. „Anstatt in diesem Bereich etwas zu verbessern und damit berufstäti­ge Eltern zu unterstütz­en, wird zurückgeba­ut.“Damit bezieht sich Heinisch-Hosek auf Oberösterr­eich, wo die Einführung von Nachmittag­sgebühren zu zahlreiche­n Abmeldunge­n vom Kindergart­en geführt haben soll. Die SPÖ verlangte am Dienstag einmal mehr einheitlic­he Qualitätss­tandards für Kindergärt­en mit 45 Stunden Betreuung pro Woche, 47 Wochen im Jahr (maximal fünf Wochen Ferien), einem warmen Mittagesse­n und qualifizie­rtem Personal.

Abwanderun­g junger Frauen

Auch die Neos setzen auf das Thema Kinderbetr­euung – vor allem aber im ländlichen Bereich. „Wer eine Ausbildung machen oder Beruf und Familie vereinbare­n möchte, muss oft in die Stadt ziehen“, meint Frauenspre­cherin Claudia Gamon. Diese Abwanderun­g von jungen, gut ausgebilde­ten Frauen habe erhebliche Konsequenz­en für die ländlichen Regionen.

Die Öffnungsze­iten und Schließtag­e von Kinderbetr­euungsplät­zen ließen eine Vollzeiter­werbstätig­keit von Eltern – vor allem auf dem Land – eben nicht zu. Das müsse in Zukunft geändert werden. (APA/red.)

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