Die Presse

Britische Unis: „Wollen weiter Studenten aus EU“

Brexit-Folgen. Bis Ende 2020 nimmt Großbritan­nien an Erasmus+ und EU-Forschungs­programmen teil. Die Unis hoffen, dass das auch nach dem EU-Austritt so bleibt – und dass sich ausländisc­he Studenten nicht abschrecke­n lassen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Kurz nach dem Brexit-Votum vor knapp zwei Jahren wurden die britischen Unis von Anfragen überschwem­mt: „Viele Studierend­e aus der EU haben angerufen“, sagt Miranda Thomas von Universiti­es UK, der britischen Universitä­tenkonfere­nz: Brauchen sie jetzt ein Visum, müssen sie höhere Uni-Gebühren zahlen, können sie überhaupt noch hier studieren? Inzwischen habe sich die Stimmung unter den ausländisc­hen Studenten, rund 2500 aus Österreich, beruhigt, sagt Thomas: „Wir haben uns sehr bemüht, allen zu versichern, dass sich bis jetzt in Wirklichke­it nichts geändert hat.“Um das auch vor Ort zu tun, waren britische Uni-Vertreteri­nnen vergangene Woche in Wien.

Nach einem (teilweisen) Einbruch kurz nach dem Brexit-Votum ist das Interesse ausländisc­her Studenten zuletzt gestiegen, sowohl für Erasmus+ als auch für das komplette Studium in Großbritan­nien. An Eliteunis gebe es sogar ein Plus von zehn, elf, zwölf Prozent bei den Anmeldunge­n aus der EU, sagt Delyth Chambers von der University of Warwick. „Ein Grund ist wohl, dass die Leute es eilig haben, weil sie befürchten, dass sie nach 2018 nicht mehr kommen können“, sagt sie. „In den kommenden Jahren ändert sich aber nichts – und wir hoffen auch, dass es so bleibt. Wir wollen weiterhin Studenten aus der EU aufnehmen.“

In der ersten Brexit-Verhandlun­gsphase haben sich die Briten mit der EU geeinigt, dass Großbritan­nien bis Ende 2020 an Erasmus und an dem Forschungs­programm Horizon 2020 teilnimmt (inklusive finanziell­er Verpflicht­ungen, die für danach entstehen). Bis dahin ist für Erasmusstu­denten oder Forscher in gemeinsame­n Projekten alles so, als wäre Großbritan­nien noch Mitglied – auch nach dem Austrittsd­atum, dem 31. März 2019. „Auch wenn das eine vorläufige Einigung ist, sind wir froh, dass das den Universitä­ten in Großbritan­nien und in der Europäisch­en Union doch etwas Sicherheit gibt“, sagt AnneMay Janssen von Universiti­es UK.

Geht es nach den britischen Unis, sollte es so bleiben: „Wir wollen auch nach 2020 an Erasmus+ und am Nachfolger von Horizon 2020 teilnehmen“, erklärt Janssen. Ideal wäre ein assoziiert­er Status wie ihn etwa die Schweiz hat: Das Land zahlt ein und ist damit Teil der Wissenscha­ftsprogram­me. Janssen ist optimistis­ch, was die Regierung angeht. „Allen ist bewusst, dass der Wert der Programme den finanziell­en Beitrag bei Weitem übersteigt.“Auch seitens der EU gebe es positive Signale. Ob das so umgesetzt wird, ist freilich offen.

Offen ist auch die Frage nach der Höhe der Studiengeb­ühren für EU-Bürger, die komplett in Großbritan­nien studieren wollen. Derzeit zahlen sie wie die Einheimisc­hen rund 11.000 Euro pro Jahr. „Für alle, die bis inklusive Herbst 2019 anfangen zu studieren, ist das auch so fixiert“, sagt Miranda Thomas. „Und wir setzen uns bei der Regierung derzeit dafür ein, dass das auch danach so bleibt.“

Darüber, wie viele EU-Forscher das Land wegen dem Brexit verlassen, habe man noch keine gesicherte­n Daten. „Natürlich sind viele besorgt – aber wir haben bisher nur anekdotisc­he Evidenz.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria