Cello und Klavier in perfekter Symbiose
Das Duo Raphaela Gromes und Julian Riem fesselte im Wiener Konzerthaus mit einem spannenden Programm.
Manchmal funktioniert die legendäre Stille Post in Wien noch ziemlich gut. Wenn Musikfreunde gute Dinge über junge Interpreten hören, dann versammeln sie sich willig beim Debütkonzert. Jüngst füllten sie den Schubertsaal des Konzerthauses beim Antrittskonzert des Duos Raphalea Gromes und Julian Riem – man darf in diesem Fall gewiss von einem Antrittsbesuch sprechen, denn dass Gromes künftig immer wieder zum Soloauftritt gebeten werden wird, dürfte angesichts der eminenten Qualitäten der jungen Cellistin feststehen, und dass sie ihre Duoabende weiterhin vorzugsweise mit jenem Pianisten absolvieren wird, dessen Spiel ihren Celloton in perfekter Harmonie zu fassen versteht, ist evident.
Tatsächlich definieren die beiden das instrumentale Duettieren auf ihre Weise neu: Gromes und Riem machen Kammermusik auf symbiotische Art. Schon in den ersten Takten von Richard Strauss’ Sonate op. 6 ist keine Rede davon, dass die Cellostimme führt, das Klavier die Melodie „trägt“, das im tiefsten Sinne kontrapunktische Denken dieses Komponisten, das ihn ja zu einem der größten Instrumentationsmeister der Geschichte werden ließ, scheint in dem Jugendwerk schon vollkommen ausgeprägt: Wie später in den großen Orchesterwerken verschlingen sich die Stimmen zu einer großen, übergeordneten Linie. Deren Schwung gilt es zu fassen, das beherrschen Gromes und Riem perfekt und führen den Hörer damit mit Elan durch alle größeren formalen Zusammenhänge. Wobei der herrlich dunkle, doch leuchtkräftige Celloton von der bewundernswert reichen, bis in leiseste Regionen reich schattierten Dynamik des Pianisten harmonisch angereichert und überhöht wird.
Auf solchem Grund lässt sich Musik jeglicher Couleur spannend entwickeln. Faszinierend, dass so viel gegenseitiges Verständnis aus einem Zufall geboren wurde. Julian Riem erzählte nach der eingangs musizierten Romanze des jungen Strauss von Gromes’ Auftritt beim RichardStrauss-Wettbewerb in München: Er wurde der Preisträgerin fürs Finalkonzert „zugeteilt“. Seither sind die beiden unzertrennlich – ein Gewinn für die Musikwelt.
Der Pianist versteht sich auch aufs Arrangieren und sorgt damit für die Anreicherung raffiniert gebauter Programme, die nicht durchwegs aus Originalkompositionen gespeist werden können: So bestand der zweite Teil des Debütabends aus Musik von Rossini und Variationen über Rossini-Themen . . .