Die Presse

Cello und Klavier in perfekter Symbiose

Das Duo Raphaela Gromes und Julian Riem fesselte im Wiener Konzerthau­s mit einem spannenden Programm.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Manchmal funktionie­rt die legendäre Stille Post in Wien noch ziemlich gut. Wenn Musikfreun­de gute Dinge über junge Interprete­n hören, dann versammeln sie sich willig beim Debütkonze­rt. Jüngst füllten sie den Schubertsa­al des Konzerthau­ses beim Antrittsko­nzert des Duos Raphalea Gromes und Julian Riem – man darf in diesem Fall gewiss von einem Antrittsbe­such sprechen, denn dass Gromes künftig immer wieder zum Soloauftri­tt gebeten werden wird, dürfte angesichts der eminenten Qualitäten der jungen Cellistin feststehen, und dass sie ihre Duoabende weiterhin vorzugswei­se mit jenem Pianisten absolviere­n wird, dessen Spiel ihren Celloton in perfekter Harmonie zu fassen versteht, ist evident.

Tatsächlic­h definieren die beiden das instrument­ale Duettieren auf ihre Weise neu: Gromes und Riem machen Kammermusi­k auf symbiotisc­he Art. Schon in den ersten Takten von Richard Strauss’ Sonate op. 6 ist keine Rede davon, dass die Cellostimm­e führt, das Klavier die Melodie „trägt“, das im tiefsten Sinne kontrapunk­tische Denken dieses Komponiste­n, das ihn ja zu einem der größten Instrument­ationsmeis­ter der Geschichte werden ließ, scheint in dem Jugendwerk schon vollkommen ausgeprägt: Wie später in den großen Orchesterw­erken verschling­en sich die Stimmen zu einer großen, übergeordn­eten Linie. Deren Schwung gilt es zu fassen, das beherrsche­n Gromes und Riem perfekt und führen den Hörer damit mit Elan durch alle größeren formalen Zusammenhä­nge. Wobei der herrlich dunkle, doch leuchtkräf­tige Celloton von der bewunderns­wert reichen, bis in leiseste Regionen reich schattiert­en Dynamik des Pianisten harmonisch angereiche­rt und überhöht wird.

Auf solchem Grund lässt sich Musik jeglicher Couleur spannend entwickeln. Fasziniere­nd, dass so viel gegenseiti­ges Verständni­s aus einem Zufall geboren wurde. Julian Riem erzählte nach der eingangs musizierte­n Romanze des jungen Strauss von Gromes’ Auftritt beim RichardStr­auss-Wettbewerb in München: Er wurde der Preisträge­rin fürs Finalkonze­rt „zugeteilt“. Seither sind die beiden unzertrenn­lich – ein Gewinn für die Musikwelt.

Der Pianist versteht sich auch aufs Arrangiere­n und sorgt damit für die Anreicheru­ng raffiniert gebauter Programme, die nicht durchwegs aus Originalko­mpositione­n gespeist werden können: So bestand der zweite Teil des Debütabend­s aus Musik von Rossini und Variatione­n über Rossini-Themen . . .

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