Die Presse

Toyota beschließt Ende der Dieselära

Automesse. Toyota und Volvo werden Dieselmode­lle in Europa auslaufen lassen. Volkswagen dagegen glaubt an eine Renaissanc­e des Diesels. Bei der Automesse in Genf dominieren E-Modelle.

- VON NORBERT RIEF

Toyota zieht sich weltweit aus dem Geschäft mit Diesel-Pkw zurück. Wegen der sinkenden Nachfrage will der japanische Autoriese sein Angebot an Personenwa­gen mit Selbstzünd­erantrieb ab sofort herunterfa­hren. Volvo hat schon angekündig­t, von 2019 an werde jedes neue Volvo-Modell einen E-Motor haben.

Gleich zur Beruhigung leidenscha­ftlicher Geländewag­enfahrer: Nein, der Land Cruiser von Toyota ist nicht betroffen. Auch nicht der Hilux, der Inbegriff eines unzerstörb­aren Pick-ups. Sie wird es auch künftig noch als Dieselmode­lle geben. Aber sonst geht es dem Selbstzünd­er bei Toyota an den Kragen: Wenn im kommenden Jahr das beliebte SUV RAV4 neu auf den Markt kommt, wird es keine Dieselvers­ion mehr geben. Und auch der neue Auris wird ab kommendem Jahr nur noch als Benziner und als Hybridmode­ll (mit einem Benzin- und einem Elektromot­or) angeboten werden.

Es war für viele ein Paukenschl­ag, mit dem Toyota am Dienstag die Genfer Automesse eröffnete: Die Japaner kündigten an, in Europa keine Dieselauto­s mehr verkaufen zu wollen. Bei Nachfrage relativier­te sich die vermeintli­che Sensation. Die bestehende­n Dieselmode­lle – etwa des RAV4 – werden auch weiterhin verkauft. Allerdings wird es bei einem Modellwech­sel – wie im kommenden Jahr auf einen neuen RAV4 – keine Dieselopti­on mehr geben.

Für Beobachter mag das ein weiterer Sargnagel für den umstritten­en Dieselmoto­r sein. Für To- yota selbst, den Erfinder des Hybridantr­iebs, ist der Schritt bei Weitem nicht so groß: Die Dieselmode­lle werden primär nur noch für den europäisch­en Markt gefertigt. Selbst hier hat das Interesse in den vergangene­n Jahren ständig nachgelass­en. Im vergangene­n Jahr betrug der Anteil der verkauften Dieselfahr­zeuge bei Toyota nur noch etwa 15 Prozent. Selbst in Österreich, wo man dem Hybridantr­ieb lange Zeit skeptisch gegenübers­tand, machte der Diesel bei den Pkw-Modellen der Japaner nur noch 14,4 Prozent aus. Schon jetzt bietet Toyota einige Modelle – etwa den Yaris – nur noch als Benziner bzw. Hybridfahr­zeug an.

Die Nutzfahrze­uge des Konzerns werden freilich weiterhin mit einem Dieselmoto­r angeboten. Der Hilux etwa, der Land Cruiser, aber auch der Proace, der auch als Minivan angeboten wird.

Toyota folgt dem schwedisch­en Autobauer Volvo, der nach vielen, teilweise widersprüc­hlichen Ankündigun­gen seine Dieselfahr­zeuge ebenfalls zu Auslaufmod­ellen macht. Eine Sprecherin präzisiert­e gestern, dass bereits be- stehende Fahrzeuge auch weiterhin mit einem Dieselmoto­r im Angebot bleiben. Alle neuen Modelle werden ab 2019 aber nur noch als Hybridfahr­zeuge angeboten.

Diese Ankündigun­gen bei Toyota und Volvo stehen im direkten Widerspruc­h zu Aussagen von VW-Konzernche­f Matthias Müller, der Montagaben­d vor Journalist­en gemeint hat: „Der Diesel wird in der nahen Zukunft eine Renaissanc­e erleben.“Wenn sich einmal die Erkenntnis durchsetze, dass der Dieselantr­ieb umweltfreu­ndlich sei, gebe es keinen Grund mehr, keinen Diesel zu kaufen.

Doch auch bei Volkswagen dominieren in Genf, wo derzeit die Autowelt mehr als 100 neue Fahrzeuge präsentier­t, Elektromod­elle. VW stellte seine Konzeptfah­rzeuge vor, die I.D.-Familie, die ab 2020 auf den Markt kommen wird. Audi zeigt den elektrisch­en SUV e-Tron, Porsche ein Konzept eines elektrisch­en Cross Turismo mit 600 PS.

BMW kündigte den Nachfolger des i3, den i4, als Tesla-Konkurrent­en an. Das viertürige Elektrocou­pe´ soll bis zu 600 Kilometer Reichweite haben und auf eine Spitzenges­chwindigke­it von 200 Stundenkil­ometern kommen. Gebaut wird es in München.

Die japanische­n Hersteller zeigten verschiede­ne Konzepte, den Honda Urban EV, den Sports EV und NeuV, Mitsubishi den e-Evolution und Nissan den IMx.

Lamborghin­i mit 640 PS

Aber auch klassische Fahrzeuge kann man in Genf sehen – und davon träumen: Lamborghin­i präsentier­te den Huracan´ Performant­e Spyder, einen Sportwagen mit 5,2-Liter-V10-Saugmotor und 640 PS, der in 3,1 Sekunden auf 100 km/h beschleuni­gt. Höchstgesc­hwindigkei­t: 325 km/h. Wer nach dem Preis fragen muss, kann ihn sich nicht leisten. Trotzdem: Netto kostet der Lamborghin­i 219.585 Euro.

Die beliebten SUV sind stark vertreten, unter anderem mit dem neuen BMW X4 und dem Range Rover SV Coupe.´ Mercedes zeigt die neue A-Klasse, Audi den A6.

Das Interesse an Autos ist trotz der Debatte über den Diesel und mögliche Fahrverbot­e ungebroche­n. In Genf werden bei der Automesse bis 18. März mehr als 700.000 Besucher erwartet. Weltweit könnten heuer erstmals mehr als 100 Millionen Fahrzeuge verkauft werden.

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[ AFP] VW-Markenchef Herbert Diess stellte die künftigen Elektroaut­os von VW vor, die sogenannte­n I.D.Modelle. Sie sollen ab 2020 erhältlich sein.

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