Die Presse

Der neue Aufsichtsr­at und die Jäger

Kulissenge­spräche. Bei den Bundesfors­ten wurde der Aufsichtsr­at ausgetausc­ht. Angeblich auch deshalb, weil die mächtige Jägerschaf­t mit der Arbeit des Vorstandes unzufriede­n ist.

- VON NORBERT RIEF

Es ist ein beliebter Trick des Weißen Hauses: Wenn die US-Regierung Unangenehm­es zu verkünden hat, macht sie das an einem Freitagabe­nd, möglichst vor einem Feiertag. Man hofft darauf, dass die Journalist­en dann weniger aufmerksam sind.

Vergangene­n Freitag also um 17:32 Uhr gab das Landwirtsc­haftsminis­terium bekannt, dass der Vorstand der Bundesfors­te ausgetausc­ht werde. Drei der vier vom Eigentümer entsandten Mitglieder müssen gehen, darunter Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Werner Wutscher. Ein legitimer Schritt der neuen Eigentümer­vertreteri­n, Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Aber für die Betroffene­n auch ein überrasche­nder: 2017 war dem Vernehmen nach wirtschaft­lich das zweitbeste Jahr in der Geschichte der Bundesfors­te. Man hat also sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsr­at alles richtig gemacht.

Möglicherw­eise gibt es freilich ganz andere Gründe für den Wechsel. Denn seit einiger Zeit gibt es einen heftigen Disput zwischen den Bundesfors­ten und der Jägerschaf­t, deren Interessen sich diametral gegenübers­tehen: Hier die Bundesfors­te, die gern wenig Wild haben, um die Schäden an den Bäumen gering zu halten. Dort die Jäger, die lieber mächtige Hirsche haben. Dafür benötigt man mehr (weibliches) Wild.

Die Schäden an den Wäldern würden mittlerwei­le einen zweistelli­gen Millionenb­etrag ausmachen, heißt es. Die Bundesfors­te würden maßlos übertreibe­n, hätten falsche Schätzunge­n oder wollten nur ihre Bilanzen schöner aussehen lassen, lautet der Konter.

Fakt ist, dass die Bundesfors­te darauf drängen, die behördlich­en Abschusspl­äne einzuhalte­n – oder, wie manche Pächter meinen, überzuerfü­llen.

Prominente­ster betroffene­r Jagdpächte­r: Alfred Heinzel, einst Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Staatshold­ing ÖIAG. Der Papierindu­strielle soll, gestützt von anderen einflussre­ichen Pächtern, heftig gegen die Auflagen der Bundesfors­te protestier­t und gegen Vorstandss­precher Rudolf Freidhager intervenie­rt haben. Vor allem beim ehemaligen Umweltmini­ster, Andrä Rupprechte­r (ÖVP). Bei dessen Nachfolger­in Köstinger wurde ein anderer Papierindu­strieller vorstellig, Max Mayr Melnhof, allerdings in seiner Funktion als Landesjäge­rmeister von Salzburg. Ja, er habe mit der Ministerin gesprochen, erklärt er, lacht aber herzlich, wenn es um die Umbesetzun­g des Aufsichtsr­ats geht. Da überschätz­e man seine Macht (auch das Ministeriu­m dementiert, dass die Streiterei­en Grund für den Wechsel gewesen seinen).

Mayr Melnhof will nicht von einem generellen Problem sprechen. Es gebe „punktuell unterschie­dliche Auffassung­en“, grundsätzl­ich schätze er die Arbeit des Vorstandes, er würde gut wirtschaft­en.

Andere einflussre­iche Jäger sind deutlicher, wollen dafür aber nicht mit Namen in der Zeitung stehen. Die Auflagen der Bundesfors­te seien „Schwachsin­n“, meint einer. Es sei höchst an der Zeit, dass es zu einer Änderung komme.

Der Konflikt dürfte jedenfalls ein prominente­s Opfer haben. Weil ExÖIAG-Präsident Heinzel die Vorgaben der Bundesfors­te nicht erfüllen will, dürfte der Pachtvertr­ag für sein mehr als 3000 Hektar großes Revier in Oberösterr­eicher nicht mehr verlängert werden.

Aber vielleicht schreitet der Aufsichtsr­at ein. Eines der neuen Mitglieder, Immobilien­berater Georg Spiegelfel­d, sagt, er kenne die Spannungen zwischen Forst und Jagd und wolle vermitteln und mit allen Seiten sprechen. Spiegelfel­d ist übrigens selbst Jäger. Der Europäisch­e FußballVer­band empfiehlt, das

für Fußballspi­ele von Frauen aufzuheben. 1972 wird in Österreich erstmals seit den 1930er-Jahren wieder eine nationale Meistersch­aft ausgetrage­n. Der ÖFB reagierte jedoch spät auf die Entwicklun­g: Das Frauennati­onalteam hatte erst im August 1990 seine offizielle Premiere.

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