Angriffe auf Flüchtlinge: Neonazis verurteilt
Deutschland. Die Mitglieder der Gruppe Freital fassten nach einer Anschlagsserie mehrjährige Haftstrafen aus.
Im ersten Terrorprozess im Bundesland Sachsen überhaupt hat es Haftstrafen für alle sieben Angeklagten (20 bis 40 Jahre alt) gesetzt. Die Mitglieder der rechtsextremen Gruppe Freital wurden wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung, der Herbeiführung von Sprengstoffanschlägen und versuchten Mordes beziehungsweise Beihilfe dazu zu vier bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Der Prozess fand seit genau einem Jahr unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in einem zum Gerichtssaal umfunktionierten Flüchtlingsheim statt.
Das ist deshalb kurios, weil die rechtsextreme Gruppe Freital in unterschiedlichen Besetzungen auch Anschläge auf Flüchtlinge im Raum Dresden verübte. Das Auto eines Stadtrats der Linkspartei wurde gesprengt, auch ein Parteibüro angegriffen. An zwei Flüchtlingsunterkünften wurde in Deutschland nicht zugelas- sene Pyrotechnik (mit der 130-fachen Sprengkraft eines Silvesterböllers) angebracht und detoniert, weiters ein Wohnprojekt von Flüchtlingsunterstützern in Dresden überfallen.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft war es nur Glück, dass bei den insgesamt fünf Anschlägen niemand schwer verletzt oder getötet wurde. Die Gruppe habe ein „Klima der Angst und Repression erzeugen wollen“, hieß es. Generalbundesanwalt Jörn Hauschild widersprach jedenfalls entschieden den „immer wieder in der Öffentlichkeit zu vernehmenden Auffassungen“, wonach es sich um „Lausbubenstreiche“gehandelt habe. Die Beweisaufnahme und WhatsApp-Protokolle der Gruppe belegten deren Gefährlichkeit.
Die Rädelsführer Timo S. (29) und Patrick F. (26) wurden zu den höchsten Haftstrafen verurteilt – zehn bzw. neuneinhalb Jahre. Für die einzige angeklagte Frau, Marika K., setzte es fünfeinhalb Jahre Haft. (ag.)