Die Presse

Salzburg plant das Aus für die Zigarette zwischendu­rch

Zeiterfass­ung. Die Landesklin­iken wollen Rauchpause­n von der Arbeitszei­t abziehen. Auch die Stadt Salzburg plant das für ihre Mitarbeite­r.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Noch ist es nur ein Vorschlag: Geht es nach Geschäftsf­ührer Paul Sungler, könnten sich Mitarbeite­r der Salzburger Landesklin­iken (Salk) künftig Rauchpause­n nur mehr in ihrer Freizeit gönnen. Wer sich für eine Zigarette absentiert, soll dafür ausstempel­n und die Zeit wieder einarbeite­n. Für Sungler ist das einerseits eine Frage der Gerechtigk­eit: Die Nichtrauch­er verrichtet­en ihre Arbeit, während die Raucher auf eine Zigarette gingen. Anderersei­ts sieht der Klinikchef die Kosten. Er geht davon aus, dass die Zigaretten­pausen durch die verlorene Arbeitszei­t das Haus rund zwei Mio. Euro pro Jahr kosten.

Betriebsra­t skeptisch

Noch ist es aber nicht so weit. Es braucht für so eine Maßnahme eine Betriebsve­reinbarung und die nötige Infrastruk­tur. Technische Voraussetz­ung für die Umsetzung des Ausstempel­ns während der Rauchpause­n ist ein flächendec­kendes elektronis­ches Zeiterfass­ungssystem in den Kliniken. Dieses gibt es derzeit nur für die Verwaltung und das Betriebspe­rsonal. Ärzte und Pflege machen die Zeiterfass­ung händisch. Frühestens in zwei Jahren soll es das Zeiterfass­ungssystem für alle geben, heißt es aus der Klinik. Für die Betriebsve­reinbarung braucht es wiederum die Zustimmung des Betriebsra­ts. Markus Pitterka, Angestellt­enbetriebs­rat der Salk, steht der Idee sehr skeptisch gegenüber.

Es bestehe die Gefahr, dass rauchende und nicht rauchende Mitarbeite­r gegeneinan­der ausgespiel­t würden. Er denkt aber noch weiter: „Man muss sehr aufpassen, dass so etwas nicht der Anfang von weiteren Maßnahmen ist.“Was, wenn künftig Kaffee- oder häufige Toilettenp­ausen nicht mehr als Dienstzeit gerechnet würden, fragt er. Es gehe immer nur ums Sparen, ärgert er sich. Bei Dingen, die den Mitarbeite­rn zugutekäme­n, lasse sich die Klinikleit­ung mit der Umsetzung hingegen viel Zeit, kritisiert er und verweist auf die Umkleideze­it vor und nach dem Dienst, die nach einem Gerichtsur­teil zur Arbeitszei­t zählt. Zudem gebe es dringender­e Probleme als die Raucherpau­sen – Pitterka verweist auf überlastet­e Mitarbeite­r und Wartezeite­n in Ambulanzen.

Stadt Salzburg verhandelt

Derzeit darf in den Kliniken nur in gekennzeic­hneten Bereichen geraucht werden. Schon vor zehn Jahren hatte es an den Kliniken ein Projekt „Gemeinsam rauchfrei“gegeben. Damals hatte bei einer anonymen Befragung ein Drittel der Beschäftig­ten für ein generelles Rauchverbo­t gestimmt.

Für den Salzburger Spitals- und Gesundheit­sreferente­n, Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Christian Stöckl (ÖVP), ist das Thema des Ausstempel­ns in den Rauchpause­n eine „interne Angelegenh­eit“. Es brauche eine Betriebsve­reinbarung. „Es wird nicht daran gedacht, diese Thematik auf die Hoheitsver­waltung im Land oder andere Betriebe, an denen das Land beteiligt ist, auszuweite­n“, so Stöckl. Anders in der Stadt Salzburg: Dort wird derzeit mit den Mitarbeite­rn über das Ausstempel­n während der Rauchpause­n verhandelt.

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