Treffen sich zwei Fußballwelten
Europa League. Salzburg gastiert im Achtelfinal-Hinspiel bei Dortmund und Trainer Peter Stöger. Ein Kräftemessen zwischen Klubs, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit klarem Favoriten.
Keine guten Erinnerungen an Salzburg hat Peter Stöger, ein einziger Sieg mit der Austria gelang ihm in 14 Duellen in der österreichischen Liga (inklusive Wr. Neustadt). Als Trainer von Borussia Dortmund kommt es heute (19 Uhr, live, Puls4, Sky) im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League zum Wiedersehen mit dem seit 30 Pflichtspielen ungeschlagenen Serienmeister aus der Heimat. „Wir sind weit davon entfernt, uns aus der Favoritenrolle herauszustehlen“, sagte Stöger. Ein Blick auf das Duell zweier Klubs mit konträrem Hintergrund und Standing. In der deutschen Liga muss sich Dortmund nach den Titeln 2011 und 2012 wieder mit der Nebenrolle hinter Bayern München abfinden. Der Rekordmeister aus dem Süden ist auch konstante Verlockung für die besten BVB-Spieler, siehe die Fälle von Mats Hummels oder Robert Lewandowski.
Salzburg hat in Österreich quasi die Bayern-Rolle inne, dominiert auch den Transfermarkt. Eine Parallele: Beide Klubs bauen junge Talente aus dem Ausland auf, die Verkäufe zeigen die Dimensionen auf – während Ousmane Dembel´e´ (um 15 Mio. geholt) um 105 Mio. Euro gen Barcelona ausgezogen ist, hält Naby Keita (1,5 Mio.) mit 24 Mio. Euro den Salzburg-Rekord. Salzburg steht seit der Ära Roger Schmidt (2012–2014) für Gegenpressing und schnelle Kombinationen nach vorn. Die Nachfolger Adi Hütter, Peter Zeidler, O´scar Garc´ıa und nun Marco Rose setzten diese Tradition fort. Die Mannschaft eilt damit erfolgreich dem fünften Meistertitel in Folge entgegen, bekommt international bislang aber die Grenzen zu spüren.
Dortmund ist für Trainer weniger Sprungbrett als Traum – so kommentierte auch Stöger im Dezember sein überraschendes Engagement. Mit Thomas Tuchel musste Jürgen Klopps taktischer Erbe wegen persönlicher Differenzen gehen, seither wird in Dortmund experimentiert. Der Niederländer Peter Bosz und seine totale
Offensive sind gefloppt, nun steht Peter Stöger trotz zehn ungeschlagenen Spielen in Folge wegen seiner defensiven Philosophie in der Kritik. Unter dem Wiener ließ Dortmund zwar weniger Schüsse zu, erarbeitete sich selbst aber noch weniger Möglichkeiten (25:39 Schüsse aufs Tor). Das Urteil von Bayern- Coach Jupp Heynckes: „Seit Tuchel weg ist, hat Dortmund nicht mehr einen so tollen Fußball gespielt.“ 2000 Fans und damit so viele wie noch nie begleiten Salzburg nach Dortmund. In der Heimat denkt der Meister über den Rückbau des stets mager befüllten EM-Stadions nach. Zu den zwölf Liga-Heimspielen kamen 78.760 Besucher, sie alle würden im Signal-Iduna-Park Platz finden. Das BVB-Stadion ist im Gegensatz dazu immer voll.
Über 150.000 Mitglieder zählt die Borussia und vertritt eine klare Haltung zu neureicher Konkurrenz. Dazu gehören Verbalattacken gegen RB-Schwesternklub Leipzig, für das EL-Spiel gegen Salzburg wird es keinen Fanschal geben. Schwarz-gelbe Fanklubs wollen, statt Tickets für das Rückspiel zu kaufen, für die inzwischen in die vierte Liga abgerutschte Austria Salzburg spenden, den „wahren Verein der Stadt“, wie sie sagen.