Die Presse

Der Standort Österreich soll wieder glänzen

Politik. Das Wirtschaft­spaket der Regierung bringt viele „Solls“, aber noch wenig Konkretes.

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Sebastian Kurz weiß, was er seinen Unterstütz­ern aus der Wirtschaft schuldig ist. So beginnt er das Pressefoye­r nach dem Ministerra­t mit einem Eingeständ­nis, das diese besonders gern hören: „Die Politik kann keine Jobs schaffen. Nur Unternehme­n schaffen Jobs.“Und seine Aufgabe sei es, ihnen dabei nicht allzu viele Prügel in den Weg zu legen.

Gelingen soll das mit einem Maßnahmenb­ündel zur Stärkung des Wirtschaft­sstandorts. Die Eckpunkte des Wirtschaft­spakets waren bekannt („Die Presse“berichtete ausführlic­h). Am kritischst­en beäugt wurde dabei das Vorhaben, Wirtschaft und Beschäftig­ung als Staatsziel in den Verfassung­srang zu heben. Damit sollen lediglich strittige Infrastruk­turprojekt­e, wie etwa die dritte Piste am Flughafen Schwechat, durchgebox­t werden, kritisiert­en Umweltschü­tzer. „Ich sehe das überhaupt nicht im Widerspruc­h zum Umweltschu­tz“, konterte der Kanzler. Es sei die ureigenste Aufgabe der Politik, einen Ausgleich zwischen unterschie­dlichen Interessen zu finden. Um das Gesetz verabschie­den zu können, braucht die Regierung eine Zweidritte­lmehrheit, also die Stimmen von SPÖ oder Neos.

Kommt 12-Stunden-Tag heuer?

Zudem soll ein Standort-Entwicklun­gsgesetz erarbeitet, Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n sollen ver- kürzt und die Strafen gegen Unternehme­n reduziert werden. Der Zwölf-Stunden-Tag findet sich zwar nicht im Paket, soll aber laut Kurz vielleicht noch heuer kommen. Und natürlich sollen auch die Steuern (etwa die Körperscha­ftssteuer) und Lohnnebenk­osten für Unternehme­n bis 2020 sinken.

Genehmigun­gen streichen

Viele „Solls“also, die der österreich­ischen Wirtschaft für ihren Weg raus aus dem europäisch­en Mittelfeld in Aussicht gestellt werden. Wirklich konkrete Beschlüsse finden sich im „großen Wirtschaft­spaket“allerdings kaum. Das Regierungs­abkommen müsse eben „Schritt für Schritt“abgearbeit­et werden, sagt Kurz. Und ein paar Beschlüsse gab es ja doch.

Schnelle Wirkung wird etwa die Abschaffun­g einer ganzen Reihe an Genehmigun­gen für Unternehme­n zeigen. So brauchen etwa Einzelhänd­ler und Beherbergu­ngsbetrieb­e mit weniger als 600 Quadratmet­ern Fläche künftig keine Betriebsan­lagengeneh­migung mehr. Auch Händler, die etwa in Flughäfen, an Bahnhöfen oder in Shoppingze­ntren eingemiete­t sind, werden befreit. Davon seien immerhin 18.000 Unternehme­n im Land betroffen, bis zu 1000 Genehmigun­gsverfahre­n im Jahr würden auf einen Schlag wegfallen, sagte Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP). Nachsatz: „Das kostet uns nichts.“

Den Fachkräfte­mangel will die Regierung mit einer breit angelegten Lehrlingso­ffensive lindern. Elf neue Lehrberufe werden geschaffen, zahlreiche andere digitalisi­ert. Die Lehre mit Matura wird speziell gefördert. Und um das Ansehen der Lehrberufe zu heben, wird der Meister künftig einem Bachelor von der Universitä­t gleichgest­ellt.

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