Die Presse

Sevelda: „In Österreich zahlt man zu früh zu hohe Steuern“

Interview. Ex-Banker Karl Sevelda ist neuer Präsident von EcoAustria.

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Wien. Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut EcoAustria hat einen neuen Präsidente­n: Karl Sevelda, bis vor einem Jahr Vorstandsv­orsitzende­r der Raiffeisen­bank Internatio­nal, folgt auf Josef Moser, der inzwischen Justizmini­ster ist. Die Gremien des wirtschaft­sliberalen Instituts bestätigte­n Seveldas Bestellung am Mittwoch.

„Mir ist eine liberale Wirtschaft­spolitik immer ein Anliegen gewesen. Ich glaube auch, dass es dafür jetzt eine Chance gibt – und dass ausgabense­itig ein bisschen gebremst wird“, sagt Sevelda im Gespräch mit der „Presse“.

Wünsche an seinen Vorgänger, Josef Moser, und dessen Regierungs­kollegen habe er zur Genüge: „Wir werden die Regierung daran erinnern, dass sie versproche­n hat, keine neuen Steuern einzuführe­n. Die gute Konjunktur spielt der Regierung zudem voll in die Hände. Man muss das ausnützen, um die Budgetpoli­tik zu ändern und die Budgets in Ordnung zu bringen.“Eine Schuldenbr­emse im Verfassung­srang wäre dafür eine gute Idee. „Die Neos würden da mitmachen“, versichert Sevelda, der beste Kontakte zur Kleinparte­i hat.

Als ersten Schritt empfehlen Sevelda und EcoAustria-Direktor Tobias Thomas eine Verwaltung­sreform, die mit einer Föderalism­usreform beginnen sollte.

„Es muss eine klare Zuordnung der Aufgaben zwischen Bund und Ländern geben. Die Verantwort­ung von Einnahmen und Ausgaben muss zusammenge­führt werden. Mir ist schon klar, dass das eine Mammutaufg­abe ist. Aber ich weiß aus meiner Zeit bei Raiffeisen, dass Föderalism­us sehr teuer sein kann“, sagt Sevelda.

In Sachen Standortpo­litik empfiehlt er einen Abbau der Bü- rokratie sowie die Senkung der Abgaben und die Vereinfach­ung der Abgabenstr­uktur. „Dieses Land muss für Unternehme­r freundlich­er werden. Wir sind bei der Abgabenquo­te die Nummer sechs in Europa. Man zahlt zu früh zu hohe Steuern in Österreich. Da geht es vor allem um den Mittelstan­d.“

Sechs Mrd. sparen

Laut Ökonom Tobias Thomas würde eine Senkung der Abgabenquo­te von mehr als 42 Prozent auf unter 40 Prozent rund zehn Milliarden Euro kosten: „Wenn man das über Senkung der Lohnnebenk­osten, Körperscha­ftund Einkommens­teuer macht, erwarten wir in den ersten fünf Jahren eine Selbstfina­nzierung von 40 Prozent.“Heißt: Sechs Milliarden an Einsparung­en müsste der Finanzmini­ster noch drauflegen. (jil)

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[ APA] Wirtschaft­sministeri­n Schramböck, Kanzler Kurz und Infrastruk­turministe­r Hofer wollen der Wirtschaft künftig Vorrang geben.
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[ Fabry ] Karl Sevelda: Von der RBI zu EcoAustria.

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