Die Presse

Die Hamburger enttäuscht­en mit Mozart und Mahler

Das NDR Elbphilhar­monie Orchester unter Hengelbroc­k im Konzerthau­s.

- VON WALTER DOBNER

Noch ist Thomas Hengelbroc­k Chefdirige­nt im NDR Elbphilhar­monie Orchester. Doch er scheidet vorzeitig aus dem Amt, weil er aus den Medien erfahren musste, dass mit dem früheren Musikdirek­tor der New Yorker Philharmon­iker, Alan Gilbert, hinter seinem Rücken längst ein Nachfolger designiert worden ist.

Gilbert wird 2019/20 in Hamburg beginnen. Keine leichte Aufgabe, denn das Orchester ist derzeit offenbar nicht in bester Verfassung. Schon Mozarts c-Moll-Klavierkon­zert KV 491 litt unter unpräzisem Spiel und mangelnder Korrespond­enz mit dem Solisten, Piotr Anderszews­ki. Er machte es seinen Begleitern allerdings nicht leicht. Vor allem im ersten Satz schien er nach einem persönlich­en Zugang zu suchen, seine Kadenz war wenig stilsicher. Besser gelang das distanzier­t artikulier­te, selten Tiefe anpeilende, auf einen lockeren Konversati­onston zielende Larghetto. Im Allegretto führte er mit seinen zügigen Tempi das Orchester öfter an seine Grenzen.

Auch mit Mahlers fünfter Symphonie hatten Dirigent und Orchester kein Glück. Natürlich ist es ärgerlich, wenn schon die ersten Bläsereins­ätze nicht gut gelingen. Transparen­z der Stimmen, klug disponiert­e Übergänge und zwingende Tempodrama­turgie hätten das möglicherw­eise vergessen lassen. Doch das glückte im ersten Satz nicht und auch nicht im zweiten, in dem das Klangbild noch dazu verwaschen war. Sicherer agierte das Orchester im Scherzo, in dem man die unterschie­dlichen Atmosphäre­n klarer hätte malen müssen. Mehr tonliche Differenzi­ertheit hätte dem betont unsentimen­tal ausgebreit­eten Adagietto gutgetan: Dass sich dahinter eine Liebeserkl­ärung verbirgt, hörte man nicht. Im Finalsatz dann dominierte­n plakativer Effekt und ausladende Lautstärke. So kamen auch die kontrapunk­tischen Feinheiten darin kaum zur Geltung. Enttäusche­nd.

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