Fortschritt für die Frauen bedeutet Fortschritt für alle
Zum Frauentag: Gleichheit der Geschlechter ist eine Menschenrechtsfrage.
Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment für die Rechte der Frauen. Die historischen und strukturellen Ungleichheiten, die Unterdrückung und Diskriminierung ermöglicht haben, werden wie nie zuvor aufgedeckt. Von Lateinamerika über Europa bis Asien, in den sozialen Netzwerken, an Filmsets, in Fabriken und auf den Straßen fordern Frauen einen dauerhaften Wandel und null Toleranz für sexuelle Gewalt, Belästigung und Diskriminierung aller Art.
Der Einsatz von Generationen von Frauen hat Früchte getragen. Heute besuchen mehr Mädchen als je zuvor eine Schule; mehr Frauen denn je gehen einer bezahlten Beschäftigung nach und arbeiten in leitenden Positionen. Geschlechtergleichheit ist in unzähligen Gesetzen festgeschrieben, und gefährliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung und Kinderehe wurden von vielen Staaten verboten.
Aber große Hürden bleiben bestehen: Mehr als eine Milliarde Frauen weltweit haben keinen Zugang zu rechtlichem Schutz vor häuslicher sexueller Gewalt; das globale geschlechtsspezifische Lohngefälle beträgt 23 Prozent und erreicht im ländlichen Raum sogar bis zu 40 Prozent; die unbezahlte Arbeit vieler Frauen bleibt ungeachtet; die Repräsentation von Frauen in nationalen Parlamenten liegt im Durchschnitt bei weniger als einem Viertel und in den Chefetagen sogar darunter.
Dort, wo es Gesetze gibt, werden diese oft ignoriert. Und Frauen, die Rechtshilfe suchen, werden nicht ernstgenommen, angeschwärzt und abgewiesen. Wie wir jetzt wissen, konnten sexuelle Belästigung und Missbrauch am Arbeitsplatz und im öffentlichen und privaten Raum gedeihen – auch in Ländern, die sich für ihre Bilanz zur Gleichberechtigung rühmen.
Die Vereinten Nationen sollten der Welt ein Beispiel sein. Dies war nicht immer der Fall. Seit Beginn meiner Amtszeit habe ich Veränderungen am Hauptsitz der Vereinten Nationen, innerhalb unserer Friedensmissionen und in unseren Büros auf der ganzen Welt in die Wege geleitet.
Im Führungsstab herrscht zum ersten Mal Geschlechterparität, und ich bin fest entschlossen, dieses Ziel in der gesamten Organisation umzusetzen.
Ich bekenne mich explizit zu null Toleranz gegenüber sexueller Belästigung. Wir arbeiten eng mit Staaten zusammen, um sexuelle Ausbeutung und Missbrauch durch Personal von Friedensmissionen zu verhindern, zu verfolgen und Opfer zu unterstützen. Die Stärkung von Frauen steht im Mittelpunkt der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Fortschritte in den Entwicklungszielen bedeuten Fortschritte für alle Frauen. Die Spotlight-Initiative, die gemeinsam mit der EU gestartet wurde, wird ihre Ressourcen auf die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen fokussieren.
Dies ist kein Gefallen, den wir Frauen tun. Geschlechtergleichheit ist eine Menschenrechtsfrage. Die Beteiligung von Frauen macht Friedensabkommen stärker, Gesellschaften widerstandsfähiger und die Wirtschaft stabiler. Vaterschaftsurlaub, Gesetze gegen häusliche Gewalt und für gleichen Lohn sind ein Gewinn für alle.
In diesem entscheidenden Augenblick für die Rechte von Frauen ist es an der Zeit, dass Männer an der Seite der Frauen stehen, ihnen zuhören und von ihnen lernen. Transparenz und Verantwortung sind grundlegend, wenn Frauen ihr volles Potenzial erreichen und uns alle, in unseren Gemeinschaften, Gesellschaften und unserer Wirtschaft beflügeln sollen.