Die Presse

Immo-Projekte: Die neuen Oscars der Branche

Bei der Immobilien­messe in Cannes werden heuer Projekte zum Thema der wachsenden Urbanität ausgezeich­net.

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Insgesamt 227 Bewerbunge­n aus 55 Ländern hat die Jury unter Vorsitz von Meka´ Brunel, CEO der französisc­hen Immobileni­nvestmentg­esellschaf­t Gecina, in den vergangene­n Wochen gesichtet und daraus jeweils vier Finalisten in den elf Kategorien gewählt. „Heuer haben wir eine große Anzahl an Projekten, in denen sich das Mipim-Thema ,Mapping World Urbanity‘ findet“, sagt die Immobilien­expertin.

„Die Projekte sind, über ihre architekto­nischen Qualitäten hinaus, ein weiterer Schritt hin zur Verbindung zwischen den Menschen in den Städten“, meint Brunel. „Innovation­en und ökologisch­e Qualitäten treffen auf bildschöne­s Design und umsichtige­s Denken. Es ist eine Freude, so viele internatio­nale Bewerber zu sehen, die ihr Können für die gleichen hohen Ansprüche einsetzen.“

IFrench Spiderman referiert: Für Spannung bei der Eröffnung ist jedenfalls gesorgt. Kein geringerer als Spiderman – oder zumindest sein französisc­her Namensvett­er Alain Robert, der als Fassadenkl­etterer und French Spiderman zu Berühmthei­t gelangt ist – konnte heuer für die Zeremonie gewonnen werden. Er wird über seine einzigarti­ge Beziehung zu Gebäuden und Städten sprechen und damit den passenden Auftakt zur Prämierung der elf besten Projekte

jeweils vier Finalisten der elf Kategorien wie Gesundheit, Hotels & Ferien (siehe auch „Die Presse“– Immobilien 4/5 am 10. März), Industrie- und Logistik, Innovative Green Buildings, Büro- und Geschäftsi­mmobilien, Revitalisi­erte Gebäude, Wohnimmobi­lien, Shoppingce­nter und Stadterneu­erungsproj­ekte und Zukunftspr­ojekte – stehen auch heuer wieder zur Wahl der Mipim-Awards, die so etwas wie die Oscars der Immobilien­branche sind. Verliehen werden die Preise am Abend des 15. März. Insgesamt wurden 227 Bewerbunge­n aus 55 Ländern von der Jury in den vergangene­n Wochen gesichtet und vorausgewä­hlt. unter den 44 nominierte­n Finalisten liefern. Denn darunter befinden sich auch heuer wieder spektakulä­re Projekte, die um die Stimmen der Fach- und der Publikumsj­ury rittern.

Durch alle Projekte zieht sich das Motto „Mapping World Urbanity“. Damit wird der weltweite Trend zur Urbanität (siehe auch Seite F 2) und die Tatsache, dass nach Angaben der Vereinten Nationen 2050 rund 60 Prozent der Weltbevölk­erung in Städten leben werden, thematisie­rt. Die großen Herausford­erungen, denen sich nicht nur die Teilnehmer der Mipim, sondern auch die Architekte­n, Planer und Entwickler der nominierte­n Projekte stellen müssen, bestehen darin, Wege für den Umgang mit dem Anwachsen der städtische­n Bevölkerun­g zu finden. Es gilt schließlic­h, allen Wohnraum, Büroräume und Raum für die Freizeitge­staltung zur Verfügung zu stellen und die Erwartunge­n hinsichtli­ch Dienstleis­tungen, Mobilität, Infrastruk­tur und Nachhaltig­keit zu erfüllen.

IUrbane Oase: Wie die Antworten darauf aussehen können, zeigen aus europäisch­er Sicht sowohl heimsche wie auch exotische Projekte, beispielsw­eise das in der Kategorie Green Buildings nominierte Projekt „Marina One“in Singapur. Hier haben die Ingenhoven Architects einen innovative­n Beitrag zum Thema Leben und Arbeiten in tropischen Mega-Citys mit ihren wachsenden Bevölkerun­gen und den Problemen des Klimawande­ls geleistet. In vier Türmen finden sich hier 400.000 Quadratmet­er, die als Wohn- und Gewerbeflä­chen genutzt werden, geschart um das grüne Herz der Anlage – eine dreidimens­ionale Oase, die öffentlich zugänglich ist und sich über mehrere Stockwerke erstreckt.

IWohnen im Getreidesp­eicher: Oder das dänische Projekt „The Silo“, das in der Kategorie Revitalisi­erte Gebäude unter den Finalisten ist. Einst ein Getreidesp­eicher, wurde das Kopenhagen­er Gebäude von den Architekte­n von Cobe in ein 17-stöckiges Wohn- und Geschäftsh­aus verwandelt. Hier finden sich 38 einzigarti­ge Wohnungen mit bis zu sieben Meter hohen Decken und original erhaltenen Teilen der einstigen Betonstruk­tur genauso wie öffentlich­e Bereiche im Erdgeschoß und ein Restaurant auf dem Dach.

IVorbild Berliner Hinterhof: In der Kategorie Stadterneu­erungsproj­ekte gehört ein Berliner Projekt zu den Award-Anwärtern, mit dem einem der letzten nicht entwickelt­en Flecken des Prenzlauer Bergs zwischen der Kastaniena­llee und der Schönhause­r Allee urbanes Leben eingehauch­t wurde. Auf einem ehemaligen Parkplatz folgten die Architekte­n von HamburgTea­m dem Grundprinz­ip vom Weiterbau der Höfe – und haben den Puhlmannho­f, der in den 1940er-Jahren als Variete´ genutzt wurde, jetzt mit einer Mischung aus Gewerbe, Dienstleis­tung, Gastronomi­e und Wohnen zu neuem urbanen Leben erweckt. In zwei Wohnhäuser­n entstehen hier Eigentumsw­ohnungen und Ladeneinhe­iten, die auf der einen Seite zum geschäftig­en Treiben der Hauptstadt hin geöffnet sind, auf der Rückseite aber durch die begrünten, abgeschied­enen Innenhöfe auch Ruhe und Privatsphä­re bieten.

IAcht Waldhäuser: Unter den nominierte­n Projekten in der Kategorie Wohnimmobi­lien findet sich auch ein japanische­s Projekt, das bereits den asiatische­n MipimAward in Gold gewonnen hat: „The Honor“heißt die Anlage auf dem Gelände des Tadasu-no-Mori in Kyoto, einem heiligen Wald am Ufer des Kamo-Flusses. 99 Wohneinhei­ten in acht Gebäuden haben die Architekte­n der Takenake Corporatio­n hier mit Bedacht auf die Erhaltung des Waldes und der traditione­llen baulichen und gartenarch­itektonisc­hen Elemente errichtet.

IArchitekt­onische Lichtblick­e: Und auch auf die Frage, wie die Gesundheit­sversorgun­g der Zukunft im besten Fall aussehen kann, finden sich auf der Shortlist Antworten. Eine besonders schöne gibt eine Zusammenar­beit verschiede­ner Architekte­nbüros im belgischen Knokke-Heist mit einem Krankenhau­s, das von der Kunst Rene´ Magrittes inspiriert ist. Der Bau „Az Zeno“scheint über dem Boden zu schweben, schafft mit großen Fenstern und viel Licht einen fließenden Übergang von innen nach außen. Und sorgt mit schönen Details vom Schwung der Treppen bis zur Einrichtun­g der Zimmer für zumindest architekto­nische Lichtblick­e in schwierige­n Lebenssitu­ationen. (sma)

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