Orb´an: „Österreich baut Zuwanderungsland auf“
Ungarn. Der Premier ortet ein Negativbeispiel in puncto Migration. Erst kürzlich hatte sein Kanzleramtsminister über Wien gelästert. FP-Innenminister Kickl erklärte die Affäre in Budapest für beendet.
Erneut hat ein ungarisches Regierungsmitglied Österreich für Wahlkampfzwecke als Negativbeispiel für übertriebene Migration genannt. Premierminister Viktor Orban´ sagte am Freitag, in Österreich und Bayern werde „für den Aufbau eines Einwanderungslandes“ein „riesiger Anteil“der Finanzen ausgegeben.
Orban´ sprach bei der Eröffnung einer Umfahrungsstraße bei der westungarischen Kleinstadt Varpalota´ nahe des Plattensees. Der Wahlkampf seiner Regierungspartei Fidesz-KDNP ist auf die Warnung zugespitzt, dass Ungarn ein Einwanderungsland vor allem aus dem islamischen und afrikanischen Raum würde, falls die Opposition die Parlamentswahl am 8. April gewinne. Orban´ warnte erneut davor, wobei er besonders die Kosten der Migration betonte. Das Geld solle eher den hier lebenden Ungarn zugutekommen.
Vor wenigen Tagen hatte Orbans´ Kanzleramtsminister, Janos´ Laz´ar,´ in Wien für Wirbel gesorgt, nachdem er im Bezirk Favo- riten ein Video gedreht und auf Facebook gestellt hatte. Darin sagte er, Wien sei wegen der vielen Migranten vielerorts schäbig, schmutzig und gefährlich geworden.
Dauerbrenner im Wahlkampf
In manchen Gegenden der österreichischen Hauptstadt wohnten neben Zuwanderern fast nur noch Pensionisten, Migranten hätten dort de facto die Kontrolle über- nommen und Einheimische fürchteten sich. Budapest, so schloss er, dürfe nicht Wien werden.
Minister Laz´ar´ hat sich am Donnerstag in einem Telefonat mit Österreichs Kanzleramtsminister, Gernot Blümel (VP), entschuldigt. Es sei ihm nicht um Einmischung in innere Angelegenheiten gegangen, sondern rein um ein Beispiel für die ungarischen Wähler. Das Thema kam am Freitag bei einem Besuch von Innenminister Herbert Kickl (FP) bei seinem ungarischen Kollegen Sandor´ Pinter´ zur Sprache. Sie hoben die freundliche Atmosphäre hervor und dass die „Wien-Beleidigungsaffäre“daran nichts ändere. Es zeuge von guter Nachbarschaft, dass ihn Blümel „nicht zum Duell gefordert“habe, scherzte Pinter.´ Nun wolle man die Causa aber ruhen lassen. Kickl traf später auch noch Orban´.
Laut Umfragen dürfte Orbans´ Partei, Fidesz-KDNP, die Wahl gewinnen, die Zweidrittelmehrheit aber verlieren. (ag.)