Die Presse

Niederland­e schmieden Sparallian­z

Finanzen. Acht kleinere EU-Länder wollen sich gemeinsam gegen Frankreich und Deutschlan­d stellen. Sie treten für Haushaltsd­isziplin und mehr Marktfreih­eit ein.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Die Niederland­e wollen den Einfluss der kleineren Länder in der EU wesentlich stärken. Deshalb wurde auf Initiative der Regierung die „Allianz der Acht“gegründet, die künftig in der EU den großen Ländern, insbesonde­re Deutschlan­d und Frankreich, Paroli bieten möchte, wenn es um die weitere Ausgestalt­ung und Vertiefung der EU und der Eurozone geht. Zur Allianz gehören außer den Niederland­en noch Estland, Lettland, Litauen, Finnland, Irland, Dänemark und Schweden. Österreich nimmt – unter anderem wegen des EU-Vorsitzes – nicht teil. In Den Haag wird aber darauf gesetzt, dass die Kooperatio­n mit Österreich und weiteren kleineren Ländern ausgebaut wird.

Die acht Länder wollen künftig in der EU mit einer Stimme sprechen und die Einhaltung der finanziell­en Disziplin nachhaltig einfordern. Das, obwohl Schweden und Dänemark nicht Mitglied der Eurozone sind. Besonders die Niederland­e wollen auf Haushaltsd­isziplin und Stabilität pochen. Das betrifft nicht nur den EU-Haushalt, sondern auch die nationalen Budgets. Sie, aber auch Finnland und die baltischen Staaten, gehen bereits mit gutem Beispiel voran und senkten die jährlichen Haushaltsd­efizite.

Die Holländer haben ihre Staatsschu­lden in den zurücklieg­enden vier Jahren durch einen strikten Sparkurs um rund acht Prozent auf jetzt 416 Mrd. Euro oder nur noch 58 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) gesenkt. Zum Vergleich: Der Schuldenbe­rg Italiens beträgt 133 Prozent des BIP und ist damit der zweithöchs­te in der Eurozone nach Griechenla­nd. Auch Belgien hat ein Staatsdefi­zit von über 100 Prozent, weshalb sich das Land wohl kaum der Allianz anschließe­n dürfte.

Die „Allianz der Acht“plädiert ferner dafür, dass der interne Markt und der freie Handel in der EU weiter ausgebaut werden. Das sehr wirtschaft­sliberale Programm trägt die Handschrif­t des niederländ­ischen Ministerpr­äsidenten Mark Rutte. Er hatte in einer Rede bei der Bertelsman­n-Stiftung vor zwei Wochen in Berlin bereits gefordert, dass Länder mit hohen Haushaltsd­efiziten wie Italien und Griechenla­nd selbststän­dig zurück zur finanziell­en Stabilität finden müssten. Neue finanziell­e Schutzschi­rme für diese Länder lehnt Rutte ab.

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