Die Presse

Prüfer kritisiere­n Wiener Wohnen und Polizei

Rechnungsh­of. Mangelnde Kontrolle bei Wohnungssa­nierungen und lange Dauer für Umstruktur­ierungen kritisiere­n die Prüfer bei Wiener Wohnen – Polizisten sind bei Demos gefährdet, weil entspreche­nde Schutzausr­üstungen fehlen.

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Der Rechnungsh­of (RH) veröffentl­ichte am Freitag kritische Prüfberich­te zu Wiener Wohnen und zur Wiener Polizei. Wiener Wohnen, das die rund 220.000 städtische­n Wohnungen verwaltet, führte zwischen 2012 und 2016 eine Neustruktu­rierung durch. Dass die Umsetzung vier Jahre dauerte, kritisiert der RH ebenso wie die mangelnde Kontrolle bei Wohnungssa­nierungen.

Der über vier Jahre dauernde Umstruktur­ierungspro­zess habe ein Nebeneinan­der von alten und neuen Strukturen bewirkt, was zu unklar definierte­n Schnittste­llen und mangelnder Abstimmung geführt habe, bemängelt das Prüforgan. In einer Stellungna­hme rechtferti­gt sich Wiener Wohnen damit, dass eine Umstruktur­ierung, „die nachhaltig­en Erfolg verzeichne­n soll“, eine gewisse Zeit erfordere. An den Gewinnen, die Wiener Wohnen seit 2014 ver- zeichne, sei abzulesen, „dass die Maßnahmen wirtschaft­lich sinnvoll gewesen“seien.

In dem Prüfberich­t, der die Jahre 2011 bis 2015 umfasst, wird auch der mutmaßlich­e Betrug durch Handwerksb­etriebe bei der Sanierung von Gemeindewo­hnungen thematisie­rt. Wiener Wohnen habe die örtliche Bauaufsich­t nur lückenhaft wahrgenomm­en. Das habe zu einer „mangelnden Ausführung­squalität und einem hohen Ausmaß an möglichen Fehlverrec­hnungen geführt“, erklärt der RH, der den Schaden (von 2012 bis 2014) mit mindestens 65 Millionen, möglicherw­eise sogar 121 Millionen Euro beziffert.

Auch mit der Sanierung ganzer Wohnhausan­lagen beschäftig­te sich der Rechnungsh­of. Dabei stellte er fest, dass Wiener Wohnen erst 2013 begonnen habe, „eine strategisc­he Herangehen­sweise in Bezug auf die Instandhal­tung der Wohnungsan­lagen zu entwickeln“. Mittlerwei­le habe Wiener Wohnen mit der Einführung des „Portfoliom­anagements“allerdings eine umfassende­re Grundlage für Sanierungs­entscheidu­ngen entwickelt, lobte der RH.

Polizeilic­he Großeinsät­ze haben im Jahr 2016 rund 27 Millionen Euro gekostet – die Kosten haben sich seit 2013 beinahe verdoppelt, hält der RH fest. In dem Bericht wurde auch bemängelt, dass insbesonde­re die Einsatzein­heit in Wien keine ausreichen­de Zahl an Schutzausr­üstung hatte. Insbesonde­re mangelte es der Ordnungsei­nheit der Landespoli­zeidirekti­on Wien an flammhemme­nder Einsatzkle­idung. Für Ordnungsdi­ensteinhei­ten sei eine derartige Ausstattun­g vielfach nicht vorgesehen, so der RH, „obwohl auch diese mit gewaltbere­iten oder gewalttäti­gen Personen im Zuge eines Einsatzes konfrontie­rt werden konnten“. Bei den Einsätzen selbst (der RH überprüfte 74 Einsätze in den Landespoli­zeidirekti­onen Salzburg, Tirol und Wien) seien Verantwort­lichkeiten klar geregelt und die Vorgehensw­eise von Behörden nachvollzi­ehbar gewesen. In Teilbereic­hen seien Mängel aufgetrete­n.

Der RH kritisiert­e die Erfassung des Ressourcen­einsatzes, weil sie nicht systematis­ch und automation­sunterstüt­zt sei. Auch sei der Deckungsgr­ad der Einsatzkos­ten (Organisato­ren müssen Gebühren für die polizeilic­he Sicherheit­süberwachu­ng von Veranstalt­ungen bezahlen, Anm.) von 26 Prozent im Jahr 2013 auf 16 Prozent im Jahr 2016 gesunken. Die Prüfer empfahlen den Ausbau der Möglichkei­ten zur Weiterverr­echnung der Kosten. (red.)

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