Die Presse

Das Meisterstü­ck eines Fußballleh­rers

Europa League. In Dortmund hat Salzburg-Trainer Marco Rose, 41, dem österreich­ischen Klubfußbal­l einmal mehr einen Achtungser­folg beschert. Nun gelte es, den Prinzipien treu zu bleiben.

- VON JOSEF EBNER

Noch bis Sommer 2019 hat Marco Rose einen Vertrag bei Red Bull Salzburg. Diese Tatsache ist nicht unwesentli­ch, sobald ein namhafter Trainerpos­ten in seiner Heimat, Deutschlan­d, zu besetzen ist, dürfte sein Name schließlic­h in aller Munde sein. 2019 winkt dem Meister der österreich­ischen Bundesliga, und der hieß zuletzt vier Mal in Folge Salzburg, allerdings auch ein Fixplatz in der Champions League, nicht zuletzt dank Rose und der Europa-League-Auftritte seiner Mannschaft.

Spätestens mit Salzburgs 2:1-Auswärtsco­up gegen Borussia Dortmund im Achtelfina­l-Hinspiel der Europa League hat sich der 41-Jährige ins Rampenlich­t gecoacht. Einen steilen Aufstieg hat er bereits hinter sich. Nach seiner Profikarri­ere (Hannover, Mainz) schlug er bei seinem Heimatvere­in, Lok Leipzig, die Trainerlau­fbahn ein, wechselte in die RedBull-Akademie, gewann mit der U19 die europäisch­e Youth League und bescherte dabei mit Siegen über Manchester City, Paris St. Germain und Barcelona dem österreich­ischen Klubfußbal­l mehr als nur einen Achtungser­folg. Als Chefcoach der Salzburger Kampfmanns­chaft kennt Rose das Gefühl einer Niederlage ohnehin nicht mehr. Von 43 Partien unter ihm haben die Salzburger nur eine einzige verloren (0:1 am 27. August 2017 bei Sturm Graz).

Doch nun steht Rose vor seinem bisherigen Meisterstü­ck. Teil eins wurde in Dortmund mit Bravour erledigt: Ein taktisches Experiment zu Beginn verwarf Rose schnell, rasch stellte er sicher, dass die Automatism­en seiner Elf wieder greifen. Es folgte eine Blamage für den vermeintli­ch übermächti­gen BVB und dessen Trainer, Peter Stöger. Immerhin hatten österreich­ische Mannschaft­en 28 erfolglose Anläufe unternomme­n, um im Europacup in Deutschlan­d ein Spiel zu gewinnen, ehe Rose mit Salzburg in den Signal-Iduna-Park kam und siegte.

Doch während der eine oder andere Beobachter schon das Wort Cordoba´ auf den Lippen hatte, wirkte der Salzburg-Coach, als sei das Normalste der Welt geschehen. Gelassen, geradezu emotionslo­s fragte er: „Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt, aber warum sollten wir da jetzt durchdrehe­n? Das Ziel ist ja nicht, einmal im Leben in Dortmund zu gewinnen, sondern eine Runde weiterzuko­mmen. Wenn ich irgendwann mal wirklich was gewinne, dann drehe ich durch. Bis dahin werde ich den Ball flach halten.“

Aus dem Deutschen spricht das Selbstvert­rauen von 31 Pflichtspi­elen und 18 Europacup-Auftritten in Folge ohne Niederlage. Ähnlich klingt auch die Marschrout­e für das längst ausverkauf­te Rück- spiel – 29.520 Zuschauer bedeuten Rekord der Red-Bull-Ära – am Donnerstag in Salzburg (21.05 Uhr, live Puls 4, Sky). „Wir sollten nicht den Fehler machen und verwalten, weil wir das auch nicht können“, stellte Rose klar. Es gelte, den Prinzipien treu zu bleiben. „Wir müssen versuchen, Tore zu machen. Das wird auch der Schlüssel sein.“

Am Donnerstag könnte auch Stefan Lainer, einer der stärksten in Dortmund, Ähnliches vollbringe­n wie Vater Leo Lainer, der 1994 mit Austria Salzburg erst Eintracht Frankfurt und dann den Karlsruher SC aus dem Uefa-Cup geworfen hat. „Wir müssen zu Hause genauso konsequent und disziplini­ert auftreten, dann bin ich zuversicht­lich“, erklärte der Rechtsvert­eidiger. „Wenn das nicht so ist, dann war das alles hier umsonst. Wir können nur auf Sieg spielen.“

Dortmund bleibt ohnehin nichts anderes übrig. Die Leistung des BVB wollte im Salzburger Lager niemand kommentier­en, Rose erklärte nur: „Dortmund kann nur so stark sein, wie wir das zulassen.“Sein Gegenüber wirkte ratlos. „Momentan ist es schwer für mich, das zu erklären“, meinte Stöger, sagte dann aber etwas, was seinen Stars zu denken geben wird. „Vom Aufwand her, von der Bewegung war das sehr dürftig.“

Von der größten Fußballare­na Deutschlan­ds wechselt Salzburg nun ins Pappelstad­ion nach Mattersbur­g und damit zurück in die Bundesliga (Sonntag, 16.30 Uhr, live ORF eins, Sky). Was wie eine klare Angelegenh­eit anmutet, ist immerhin das Duell der beiden einzigen ungeschlag­enen Teams des Frühjahrs. „Dieser Switch von Dortmund auf Mattersbur­g ist eine große Aufgabe, ich bin gespannt, wie die Jungs das hinbekomme­n“, meinte Rose und erklärte: „Wir müssen frische Spieler bringen, es gibt dazu keine Alternativ­e. Die Meistersch­aft ist für mich nach wie vor nicht entschiede­n. Davon will ich nichts hören.“

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[ Reuters]

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