Das Außergewöhnliche an Salzburgs Erfolg
Im Rückspiel braucht es für den Aufstieg kein Wunder, sondern bloß die Fortsetzung konsequenter Arbeit. Salzburg, das hat sich in Dortmund gezeigt, hat eine neue Stufe der Qualität erklommen.
Salzburgs Aufritt gegen Borussia Dortmund im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinals war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Dass ein österreichischer Klub gegen einen deutschen nicht bloß reüssieren, sondern phasenweise sogar dominieren kann, diese erfrischende Feststellung ließ die meisten Beobachter staunend zurück.
Waren es in der Vergangenheit oft bloß kämpferische Elemente, die ein rot-weiß-roter Underdog gegen einen internationalen Topklub in die Schlacht zu werfen hatte, so überzeugte Salzburg auf ganzer Linie: spielerisch, mental, kämpferisch ohnehin. Völlig unabhängig von der Leistung der Dortmunder hatte es für den österreichischen Fußball wohltuende Wirkung, mit welcher Überzeu- gung Salzburg in dieses Spiel gegangen war, es fortan über weite Strecken auch nach den eigenen Vorstellungen gestaltete. Unerschrocken von Kulisse und prominenten Namen, konsequent in den Zweikämpfen, sich stets und selbst beim Stand von 2:1 unermüdlich nach vorn orientierend: Österreichs Liga-Primus, dieser Eindruck verfestigt sich, hat eine neue Stufe der Qualität erklommen.
Für Fußball-Deutschland mag es völlig unerklärlich bis unverzeihbar sein, dass der Meister aus dem kleinen Nachbarland einen solchen Coup landen konnte, und bis Donnerstagabend wussten vielleicht selbst die Salzburger noch gar nicht so recht, wie gut sie tatsächlich sind. Noch erstaunlicher wird dieser Prestigeerfolg, wenn man zusätzlich in Betracht zieht, dass das Team von Marco Rose allwöchentliche Herausforderungen auf diesem Level gänzlich fehlen, denn Rapid ist nicht Bayern und St. Pölten nicht Köln. Auch unter diesem Aspekt erscheint die Mannschaft außergewöhnlich lernfähig, ihre internationale Reife eignet sie sich in den wenigen Europacupspielen an. Und es ist keine allzu gewagte Behauptung, dass Salzburg nicht nur in einzelnen Spielen, sondern sogar über 34 Runden in der deutschen Bundesliga zumindest über Top-acht-Niveau verfügen würde.
Valon Berisha, Xaver Schlager, auch Stefan Lainer: Gegen Dortmund betrieben einige Herren kräftig Eigenwerbung. Nicht zuletzt deshalb geht die Chance gegen null, dass dieselbe Salzburger Mannschaft auch in der nächsten Europacup-Saison für Aufsehen sorgen wird. Sich im Sommer öffnende Türen ins Ausland sollten jetzt allerdings ohnehin keinen Platz in den Köpfen der Spieler finden, weil dieses Team in den kommenden Wochen noch Großes erreichen könnte.
Mit welcher Unaufgeregtheit die Salzburger den Hinspielsieg zur Kenntnis nahmen, nährt die Hoffnung. Im Rückspiel braucht es für den Aufstieg kein Wunder, sondern bloß die Fortsetzung konsequenter Arbeit.