Die Presse

Das Außergewöh­nliche an Salzburgs Erfolg

Im Rückspiel braucht es für den Aufstieg kein Wunder, sondern bloß die Fortsetzun­g konsequent­er Arbeit. Salzburg, das hat sich in Dortmund gezeigt, hat eine neue Stufe der Qualität erklommen.

- E-Mails: christoph.gastinger@diepresse.com

Salzburgs Aufritt gegen Borussia Dortmund im Hinspiel des Europa-League-Achtelfina­ls war in vielerlei Hinsicht bemerkensw­ert. Dass ein österreich­ischer Klub gegen einen deutschen nicht bloß reüssieren, sondern phasenweis­e sogar dominieren kann, diese erfrischen­de Feststellu­ng ließ die meisten Beobachter staunend zurück.

Waren es in der Vergangenh­eit oft bloß kämpferisc­he Elemente, die ein rot-weiß-roter Underdog gegen einen internatio­nalen Topklub in die Schlacht zu werfen hatte, so überzeugte Salzburg auf ganzer Linie: spielerisc­h, mental, kämpferisc­h ohnehin. Völlig unabhängig von der Leistung der Dortmunder hatte es für den österreich­ischen Fußball wohltuende Wirkung, mit welcher Überzeu- gung Salzburg in dieses Spiel gegangen war, es fortan über weite Strecken auch nach den eigenen Vorstellun­gen gestaltete. Unerschroc­ken von Kulisse und prominente­n Namen, konsequent in den Zweikämpfe­n, sich stets und selbst beim Stand von 2:1 unermüdlic­h nach vorn orientiere­nd: Österreich­s Liga-Primus, dieser Eindruck verfestigt sich, hat eine neue Stufe der Qualität erklommen.

Für Fußball-Deutschlan­d mag es völlig unerklärli­ch bis unverzeihb­ar sein, dass der Meister aus dem kleinen Nachbarlan­d einen solchen Coup landen konnte, und bis Donnerstag­abend wussten vielleicht selbst die Salzburger noch gar nicht so recht, wie gut sie tatsächlic­h sind. Noch erstaunlic­her wird dieser Prestigeer­folg, wenn man zusätzlich in Betracht zieht, dass das Team von Marco Rose allwöchent­liche Herausford­erungen auf diesem Level gänzlich fehlen, denn Rapid ist nicht Bayern und St. Pölten nicht Köln. Auch unter diesem Aspekt erscheint die Mannschaft außergewöh­nlich lernfähig, ihre internatio­nale Reife eignet sie sich in den wenigen Europacups­pielen an. Und es ist keine allzu gewagte Behauptung, dass Salzburg nicht nur in einzelnen Spielen, sondern sogar über 34 Runden in der deutschen Bundesliga zumindest über Top-acht-Niveau verfügen würde.

Valon Berisha, Xaver Schlager, auch Stefan Lainer: Gegen Dortmund betrieben einige Herren kräftig Eigenwerbu­ng. Nicht zuletzt deshalb geht die Chance gegen null, dass dieselbe Salzburger Mannschaft auch in der nächsten Europacup-Saison für Aufsehen sorgen wird. Sich im Sommer öffnende Türen ins Ausland sollten jetzt allerdings ohnehin keinen Platz in den Köpfen der Spieler finden, weil dieses Team in den kommenden Wochen noch Großes erreichen könnte.

Mit welcher Unaufgereg­theit die Salzburger den Hinspielsi­eg zur Kenntnis nahmen, nährt die Hoffnung. Im Rückspiel braucht es für den Aufstieg kein Wunder, sondern bloß die Fortsetzun­g konsequent­er Arbeit.

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VON CHRISTOPH GASTINGER

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