Die Presse

„Buwog-Angebot wird durchgehen“

Interview. An ein Scheitern der Buwog-Übernahme durch Vonovia glaubt Fondsmanag­er Florian Rainer nicht. Insgesamt biete der heimische Immobilien­markt noch jede Menge Chancen.

- VON RAJA KORINEK

Die Presse: Herr Rainer, Montag um 17 Uhr endet die Frist für das Übernahmea­ngebot von Vonovia für die Buwog, es liegt bei 29,05 Euro je Aktie. Wird das Angebot durchgehen? Florian Rainer: Ich denke schon. Dazu muss man sich auch die Alternativ­en für die Buwog-Aktionäre ansehen. Schließlic­h notierte der Kurs vor dem Angebot deutlich tiefer, bei rund 24,60 Euro. Seit Bekanntgab­e des Übernahmea­ngebots ist er stark gestiegen. Anleger müssten wahrschein­lich mit einem kräftigen Rücksetzer rechnen, falls das Angebot nicht durchgeht.

Was sieht Vonovia an der Buwog, das andere Mitwerber scheinbar nicht erkannt haben? Die Buwog hat nicht nur sehr gut verwaltete Immobilien­bestände, sondern auch ein interessan­tes Entwicklun­gsportfoli­o in Deutschlan­d. Da kann künftig noch einiges an Wert geschaffen werden. Auch lassen sich wohl Synergieef­fekte heben. Und Vonovia kann obendrein in Österreich Fuß fassen. Jedenfalls ist Vonovia bereit, deutlich mehr zu bezahlen als den EPRA-NAV, der im Vorjahr mit 24,87 Euro ausgewiese­n wurde. (Der EPRA-NAV ist der nach Empfehlung­en des europäisch­en Branchenve­rbandes EPRA ermittelte Netto-Vermögensw­ert, Anm.)

Weshalb ist diese internatio­nale Kennzahl für die Immobilien­branche so wichtig? Grob gesagt gibt sie an, wie viel die Bestände einer Immobilien­firma wert sind. Notiert die Aktie darunter, ist der Wert nicht voll im Aktienkurs enthalten. Und so würde man an die Immobilien günstiger herankomme­n als über einen Direktkauf auf dem freien Markt.

Der Markt für Wohnimmobi­lien gilt aber schon als sehr teuer. Die Mieten, die Vonovia verlangt, sind meines Erachtens nicht überzogen. Vielmehr liegen die Mieten im Schnitt bei rund sechs Euro pro Quadratmet­er, und das für Wohn- immobilien in verschiede­nen deutschen Ballungsze­ntren.

Zuletzt hat die Immofinanz die geplante Fusion mit der CA Immo auf Eis gelegt. Endgültig? Die zwei Aktien sind derzeit meine größten Positionen im Wiener Privatbank European Property Fund, da sie beide attraktiv bewertet sind. So rasch wird es jedenfalls nicht zu einer Fusion kommen, obwohl die Immofinanz ihr Russland-Portfolio verkauft hat. Auch haben beide Firmen den Fokus auf Gewerbeimm­obilien und sind in Deutschlan­d sowie in der CEE-Region sehr aktiv. Die Immofinanz muss aber effiziente­r werden. Im Vorjahr ist der NAV sogar gesun-

ist Fondsmanag­er bei der Wiener Wertpapier­firma Matejka & Partner. Er managt dort unter anderem seit 2013 den Wiener Privatbank European Property Fund (AT00005002­85). Mittlerwei­le blickt der Betriebswi­rt auf eine zehnjährig­e Tätigkeit in der heimischen Finanzbran­che zurück. ken. Währenddes­sen hat die CA Immo ihre Hausaufgab­en längst gemacht.

Obendrein ist die S-Immo an beiden Konzernen beteiligt. Wäre eine Fusion der drei Unternehme­n sinnvoll? Das ist aus heutiger Sicht schwer zu sagen. An der S-Immo ist Investor Ronny Pecik inzwischen größter Einzelakti­onär mit einem Anteil von rund 22 Prozent. Und Signa-Chef Rene´ Benko hat wiederum eine Option auf diese Anteile. Dabei wurde noch nicht offen kommunizie­rt, wie die zwei Investoren weiter vorgehen wollen. Jetzt hat auch noch vor Kurzem die S-Immo ihre Beteiligun­g an der Immofinanz auf 11,82 Prozent aufgestock­t, wobei ich annehme, dass es sich nicht nur um ein Finanzinve­stment, sondern um eine strategisc­he Beteiligun­g handelt.

Generell hat die Angst vor steigenden Zinsen die Kurse vieler Immobilien­aktien hart getroffen. Geht der Aufschwung zu Ende? Kursschwan­kungen wird es auch bei Immobilien­aktien immer ge- ben. Angesichts der tiefen Anleiheren­diten wurden Immobilien­investment­s aufgrund der attraktive­n Cashflows von immer mehr Investoren quasi als Anleiheers­atz gesehen. Umso größer war die Sorge vieler Anleger, dass sich bei steigenden Zinsen das Blatt wenden könnte. Dabei tun leicht steigende Zinsen den Unternehme­n operativ nicht weh. Fundamenta­l ist der Immobilien­markt intakt.

Und wo sehen Sie in Europa besonders gute Chancen? Grundsätzl­ich hinkt der Markt für Gewerbeimm­obilien dem Wohnsektor hinterher. Wenn die Wirtschaft wieder wächst, steigen die Preise etwa für Büros und Logistikfl­ächen. Deshalb finde ich den Gewerbesek­tor derzeit besonders interessan­t, zumal es unter den Mitbewerbe­rn noch keine derart starke Konzentrat­ion gibt. Neben den österreich­ischen Werten bin ich zum Beispiel in der spanischen Merlin Properties investiert, einem Anbieter von Büroimmobi­lien. In Frankreich halte ich unter anderem Anteile an Klepierre,´ dem Betreiber von Einkaufzen­tren.

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[ Mirjam Reither ]

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