Die Presse

Börsen reagieren gelassen auf Zölle

Weltweit gab es Kritik und Warnungen vor einer „Spirale des Protektion­ismus“. Die Folgen für die Schwerindu­strie sind aber überschaub­ar, die Exporte aus Europa sind gering.

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Es war an diesem Freitag, wenige Stunden nachdem US-Präsident Donald Trump die Handelsdek­rete zu den Strafzölle­n auf weltweite Stahl- und Aluminiumi­mporte unterzeich­net hatte, nicht leicht, eine positive Reaktion zu finden. Das Echo aus europäisch­er Wirtschaft, Industrie und Finanz fiel einstimmig negativ aus. Die Spitzenver­bände der deutschen Wirtschaft warnten vor einer „Spirale des Protektion­ismus“. Die heimische Industriel­lenvereini­gung erklärte, „Protektion­ismus schafft letztlich unter dem Strich nur Verlierer“(siehe auch Seite 15).

Wenn die Finanzmärk­te als Barometer gelten, dann dürfte alles nicht so heiß gegessen werden. Die europäisch­en Börsen drehten im Handelsver­lauf allesamt ins Plus. Händler werteten das als Indiz, dass es keine Panik gebe. Die Märkte befinden sich nach der starken Korrektur Anfang Februar ohnedies im Seitwärtsm­odus.

Die Wall Street schloss am Donnerstag sogar leicht im Plus, allerdings hatte Trump faktisch zeitgleich mit dem Handelsend­e unterschri­eben. Am Freitag eröffneten Dow Jones und S & P 500 stark im Plus.

Nicht ganz so gelassen reagierten die Stahl- und Aluminiumk­onzerne: „Trotz der nur eingeschrä­nkten Auswirkung­en der Strafzölle auf unseren Konzern – aus heutiger Sicht sind drei Prozent des Konzernums­atzes betroffen – veranlasst uns die aktuelle Vorgangswe­ise der US-Administra­tion dazu, alle geplanten weiteren Investitio­nen in Nordamerik­a einer kritischen Überprüfun­g in Bezug auf ihre wirtschaft­liche und politische Sinnhaftig­keit zu unterziehe­n“, erklärte Voestalpin­e-Boss Wolfgang Eder. Die Voest, die vor einem Jahr eine „Taskforce USA“zur Beobachtun­g der Trump-Politik eingericht­et hat, investiert­e in den vergangene­n Jahren 1,4 Mrd. Dollar in den USA und beschäftig­t 3000 Mitarbeite­r an 49 Standorten.

Als lokaler Erzeuger sei der Konzern von den Strafzölle­n nicht direkt berührt, hieß es weiter. Zudem würde die Voest, die sich vom klassische­n Stahlkoche­r zum Hightechko­nzern entwickelt habe, auch in den USA nur Spezialpro­dukte fertigen und anbieten.

Die Aktie der Linzer verlor 1,14 Prozent im einem steigenden ATX. Zum Vergleich: Arcelor Mittal büßte unter einem Prozent ein, Thyssen Krupp lag 0,5 Prozent im Plus.

Während Experten meinen, dass die Auswirkung­en auf die unmittelba­r betroffene Schwerindu- strie weltweit überschaub­ar seien, weil die USA mit rund 36 Millionen Tonnen nur acht Prozent des weltweiten Stahlvolum­ens von 473 Millionen Tonnen importiert­en, kritisiert­e der europäisch­e Stahlverba­nd Eurofer die Zölle scharf. Die Entscheidu­ng sei „schädlich und kontraprod­uktiv“und bedrohe Zehntausen­de Arbeitsplä­tze in Europa, so Eurofer. Die Interessen­vertretung sorgt sich, dass nun für die USA bestimmter Stahl Europa überschwem­mt. Die Experten der Beratungsf­irma Wood Mackenzie sprechen jedoch nur von maximal 18 Millionen Tonnen, die vielleicht in Europa landen können, und verweisen auf die in Europa bestehende­n Überkapazi­täten.

Die österreich­ische Amag kosten die zehnprozen­tigen US-Strafzölle auf Aluminium einen „mittleren einstellig­en Millionenb­etrag“. Die USA seien laut Konzernche­f Helmut Wieser ein wichtiger Markt, heuer werden 35.000 Tonnen Walzproduk­te in die USA geliefert, zehn Prozent der Gesamtprod­uktion. Die 120.000 Tonnen Primäralum­inium, die die Amag bei der kanadische­n Alouette produziert, sind von den Zöllen ausgenomme­n. Während die AmagAktie nicht reagierte und Rio Tinto Alcan im Plus notierte, verbilligt­en sich Rusal-Papiere in London um mehr als drei Prozent. (eid/ag).

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[ AFP ]
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