Die Presse

Warum klopft der Specht – und wie?

Die Vögel klopfen auf der Suche nach Futter, wenn sie ihr Nest bauen oder kommunizie­ren. Kopf und Muskeln sind dafür speziell gekräftigt.

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Der verrückt lachende Comicvogel mit dem feuerroten Federschop­f hackte einst rasend schnell auf den Untergrund ein. „Trickfilmf­iguren wie Woody Woodpecker vermischen allerdings die verschiede­nen Arten, wie der Specht klopft“, sagt Hans Winkler. Der am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleiche­nde Verhaltens­forschung der VetMed-Uni Wien tätige Biologe studiert die Tiere seit vielen Jahren und kennt die unterschie­dlichen Bedeutunge­n des Klopfens.

Der Specht klopft nämlich erstens, wenn er Nahrung sucht. „Er entfernt das Holz, um etwa eine Käferlarve herauszuho­len“, schildert Winkler. Zweitens hackt ein Specht auf einen Baum ein, um eine Höhle zu bauen. Und drittens nutzt er unterschie­dliche For- men des Klopfens, um mit anderen Spechten zu kommunizie­ren. „Er klopft zum Beispiel außen, wenn der Partner in der Höhle sitzt, und teilt so mit, dass er kommt“, erklärt Winkler. Das Lautrepert­oire reicht bis zum schnellen, an eine Maschineng­ewehrsalve erinnernde­n Trommeln. Dieses erfüllt ähnliche Funktionen wie der Gesang der Singvögel: Es dient dazu, Partner anzulocken oder das Territoriu­m zu verteidige­n. Letzteres passiert auch gemeinsam mit dem Partner, wie eine neue Studie aus den USA zeigt.

Ein Specht schafft bis zu 20 Schläge pro Sekunde. Der nahe mit dem Schwarzspe­cht verwandte Helmspecht – er war die Vorlage für den Woody Woodpecker – soll rund 12.000-mal täglich gegen Holz trommeln. Das funktionie­rt dank starker Halsmuskel­n, die sich sehr schnell kontrahier­en. Vogelmuske­ln arbeiteten – im Vergleich zu denen anderer Wirbeltier­e – überhaupt außergewöh­nlich schnell, sagt Winkler. Das zeige sich auch beim Flügelschl­ag, oder wenn sie munteres Zwitschern kontrollie­ren.

Beim Specht sind die Schädelkno­chen entlang der Stoßachse, die unterhalb des – ähnlich wie bei Papageien oder Raben groß ausgebilde­ten – Hirns verläuft, verstärkt. Damit er effizient meißeln kann, sitzt der Kopf in einem anderen Winkel auf dem Rückgrat als bei anderen Vögeln. Ober- und Unterschna­bel sind unterschie­dlich lang, das hilft beim Abfedern. Nicht richtig sei, dass der Kopf des Spechts wie ein Helm wirke, sagt Winkler. Das sei „ein Unsinn, der sich hartnäckig hält“: „Hacken entspricht einem Kinnhaken, das ist biomechani­sch etwas ganz anderes als ein Sturz, bei dem ein Helm hilft.“Warum aber bekommt der Specht kein Kopfweh? Der Kopf sei insgesamt so klein, dass die auftretend­en Massenbesc­hleunigung­en biome-

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