Die Presse

Umwelt war früher belastet als gedacht

Eisbohrker­ne zeigen erhöhte Werte in der Bronzezeit.

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Wann begann der Mensch, die Erde zu vergiften? Offenbar früher als bisher gedacht. Wiener Forscher wiesen nun in arktischen Eisbohrker­nen eine bronzezeit­liche Schwermeta­llkonzentr­ation nach. In Wissenscha­ftskreisen wird ohnehin bereits diskutiert, mit dem Anthropozä­n ein neues geologisch­es Zeitalter, einzuführe­n, das markiert, wann der Mensch zu einem entscheide­nden Einflussfa­ktor auf die Umwelt wurde.

Die Forscher der Uni Wien führten für ihre im Fachblatt „The Anthropoce­ne Review“veröffentl­ichte Studie Daten zu Eisbohrker­nen, aber auch zu Sedimenten aus Gewässern und Proben aus Mooren zusammen. Dabei gingen sie der Frage nach, wann sich umweltverä­ndernde Aktivitäte­n durch den Menschen erstmals großflächi­g nachweisen lassen.

Bereits ab der Bronzezeit zeigte sich eine erhöhte Konzentrat­ion von Schwermeta­llen wie Kupfer oder Blei. Der Befund fällt zeitlich mit dem Aufstieg des Metall-Verhüttung­swesens zusammen. Der älteste Hinweis ist etwa 3200 bis 2500 Jahre alt und lässt sich der phönizisch­griechisch­en Kupfer- und Silberprod­uktion zuordnen.

Die Bleiwerte waren schon damals dreimal höher als der natürliche Bleigehalt. Vor rund 2000 Jahren intensivie­rten dann die Römer ihre Metallprod­uktion. Das schlug sich in fünffach erhöhten Werten nieder. Die Schwermeta­lle wurde in Europa und Nordamerik­a nicht nur durch Flüsse verbreitet, sondern auch über die Atmosphäre als Aerosole, also winzige Schwebetei­lchen.

Mit aktuellen Verschmutz­ungen sind diese Werte freilich nicht vergleichb­ar. Messdaten aus einem Schweizer Moor zeigen etwa, dass dort im vergangene­n Jahrhunder­t rund 30 Mal mehr Blei eingetrage­n wurde als in der Antike. (APA/gral)

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