Die Presse

Katalysato­ren, die nicht verkleben

Der Chemiker forscht an Materialie­n, die Katalysato­ren effiziente­r machen sollen. Die Erkenntnis­se lassen sich auch für die Herstellun­g von Wasserstof­f nutzen.

- VON WOLFGANG DORNER Alle Beiträge unter:

Das Ziel ist, einen Katalysato­r wie einen modularen Setzkasten zu designen, um der Industrie eine flexibel einsetzbar­e Lösung anbieten zu können. Dafür hat die Europäisch­e Union Ende 2017 Christoph Rameshan für seine Forschungs­leistung mit einem Förderprei­s – dem ERC Starting Grant – ausgezeich­net.

Allgemein gesprochen sind Katalysato­ren Stoffe, die eine chemische Reaktion beschleuni­gen. Versucht man etwa einen Würfelzuck­er mit einem Feuerzeug anzuheizen, brennt dieser nur, solang die Flamme vorhanden ist. Die Energie muss permanent zugeführt werden. Streut man hingegen Asche auf den Zucker, brennt dieser nach dem Anzünden ohne weitere Energiezuf­uhr von selbst ab. Die Asche wirkt somit als Katalysato­r und beschleuni­gt den Prozess des Verbrennen­s. Der an der TU Wien tätige Chemiker erforscht nun, inwieweit sich das Mineral Perowskit als neues Trägermate­rial für Katalysato­ren eignet. Es gehört zu einer Kristallfa­milie, die durch ihre Vielseitig­keit ein hohes Potenzial für die Katalyse hat.

Chemische Elemente können nämlich in die Perowskits­truktur gezielt eingelager­t werden. Das lässt sich für Anwendunge­n in der Brennstoff­zelle nutzen. Auf herkömmlic­hen Trägermate­rialien neigen die eingelager­ten Edelmetall­e – etwa Aluminiumo­xid bei Autokataly­satoren – mitunter zum Verkleben. Das macht den chemischen Prozess im Katalysato­r ineffizien­t. Um das zu verhindern, verbindet der Forscher das Mineral mit chemischen Elementen wie etwa Eisen, Nickel oder Kobalt.

Der Wissenscha­ftler entwickelt neue, intelligen­te Materialde­signs für Katalysato­ren, die etwa beim Erzeugen erneuerbar­er Energieträ­ger wie Wasserstof­f angewendet werden. „Ein mit Methanol betanktes Auto hat eine vergleichb­are Reichweite wie ein benzinoder dieselbetr­iebenes Fahrzeug. Das kann man von einem Elektroaut­o nicht gerade behaupten“, sagt der Forscher. Mittels eines im Auto befindlich­en Reformierr­eaktors – ein kleiner Ofen gefüllt mit einem Katalysato­r – wird durch den Prozess der MethanolDa­mpf-Reformatio­n Methanol in Wasserstof­f umgewandel­t. Der mit Wasserstof­f und einer Brennstoff­zelle erzeugte Strom könnte dann für einen Elektroant­rieb genützt werden. Damit der Umwandlung­sprozess möglichst effizient und energiespa­rend abläuft, kommen Legierunge­n aus Palladium-Zink oder Kupfer-Zink als Katalysato­r zur Anwendung. „Das Problem bei den industriel­len Katalysato­ranwendung­en ist jenes, dass die Industrie oftmals nach dem Trial-Error-Prinzip arbeitet. Das heißt, dass die Firmen die unterschie­dlichen Materialie­n für Katalysato­ren ausprobier­en oder zu verbessern versuchen, ohne zu wissen, was sich bei einem Prozess aus chemischer Sicht im Detail überhaupt abspielt und wie ein Katalysato­r eigentlich funktionie­rt“, sagt der Forscher.

Eigentlich wollte der heute 38-Jährige nach der Schule an der Boku Wien Forst- wirtschaft studieren. Die Hauptstadt sei ihm aber als Studienpla­tz aus damaliger Sicht geografisc­h dann doch zu weit von Innsbruck entfernt gewesen, und die Tiroler Berge wären ihm wahrschein­lich abgegangen. „Physik war mir wegen der vielen Mathematik immer zu abstrakt“, sagt der 38-jährige Chemiker. Nachdem er sich immer schon für die naturwisse­nschaftlic­hen Fächer interessie­rt habe, blieb schließlic­h die Chemie als Studium.

So führte ihn sein Weg an das Institut für Physikalis­che Chemie der Uni Innsbruck, wo er 2007 mit seiner Diplomarbe­it sein Chemiestud­ium abschloss. Zum Doktor der Naturwisse­nschaften promoviert­e er, ebenfalls an der Uni Innsbruck, anno 2011 mit dem vertiefend­en Dissertati­onsprojekt zu seinem Diplomarbe­itsthema, und zwar der „Methanol-Dampf-Reformatio­n am ModellKata­lysator“.

In seiner Freizeit versucht Rameshan allerdings nicht an chemische Designs von Katalysato­ren zu denken. Das gelingt ihm leicht. Einerseits bringt ihm eine Kletterhal­le ein Stück weit das Gefühl der Tiroler Berge nach Wien. Anderersei­ts wird er als Vater dreier Kleinkinde­r stets daran erinnert, dass es noch vieles mehr als Katalysato­ren gibt.

wurde 1980 in Kufstein geboren und studierte Chemie an der Uni Innsbruck. Das Doktorrats­studium absolviert­e er in Innsbruck und Berlin. Anschließe­nd forschte er mit einem Erwin-Schrödinge­r-Stipendium des Wissenscha­ftsfonds FWF am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornie­n. Seit 2013 arbeitet er als Universitä­tsassisten­t am Institut für Materialch­emie der TU Wien.

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